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Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie

Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie

Titel: Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason N. Beil
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erschreckt. Ich muss geträumt haben.«
    »Du hast nicht geträumt«, widersprach Kraig. »Du bist wach gewesen. Ich habe dich beobachtet. Was ist los mit dir, Lorn?«
    Der Krieger senkte den Kopf und fragte: »Wie meinst du das?«
    »Seit unserem Kampf gegen die Kobolde vor Bordonstett ging es dir immer besser. Ich meine, du strahlst mehr Selbstsicherheit aus und scheust dich nicht davor, deine Meinung zu sagen. Ich mag die Entscheidungen nicht billigen, die du getroffen hast, bevor wir uns begegnet sind – Entscheidungen, die dich den Hals einer Flasche hinabgeführt haben; aber ich achte dich für den Versuch, wieder aus dieser Flasche zu klettern. Du schlägst dich gut dabei. Darüber hinaus habe ich noch nie jemanden so wie dich kämpfen gesehen. Bei all den Fortschritten, die du machst, und bei all dem Können, dass du offensichtlich besitzt – wovor um alles in der Welt hast du solche Angst?«
    »Angst?«, fragte Lorn. Er senkte den Blick auf die in seinem Schoß geballten Fäuste und wirkte angespannt vor unterdrückten Gefühlen. »Ich habe vor fast allem Angst. Am meisten vor dem Versagen. Ich schäme mich für das, was ich geworden bin, und ich fürchte, es wird mir nie gelingen, aus dem Käfig der Ohnmacht auszubrechen, den ich rings um mich errichtet habe. Seit ich vor vier Jahren meine Heimat verlassen habe, seit man mir das Leben, auf das ich vorbereitet wurde, entrissen hat, fehlt es mir an jeglichem Gefühl eines Sinns oder Wertes. Ich habe sogar angefangen, einige der schrecklichen Dinge zu glauben, die man sich über mich erzählte.«
    Lorns Erwiderung warf für Kraig nur weitere Fragen auf. »Lorn, ich will gar nicht so tun, als wüsste ich, wovon du redest, aber das spielt keine Rolle. Was immer du getan hast oder man dir vorwirft, es liegt in der Vergangenheit. Du hast mal deinen Bruder erwähnt, der dich aus deiner Heimat verstoßen hat. Vergiss ihn und geh weiter. Schaff dir eine neue Heimat, ein neues Leben, und lass die Vergangenheit ruhen. Widme deine Aufmerksamkeit dem Hier und Jetzt. Wir alle verlassen uns darauf, dass du uns nach Faerie führst.«
    »So einfach ist das nicht«, gab der Krieger zurück. »Du weißt ja nicht, wie schwerwiegend die Anschuldigungen gegen mich waren oder was mein Bruder zu gewinnen hoffte, indem er mich hinauswarf. Irgendwie hat er meinen Vater überzeugt, sich gegen mich zu wenden, und ich fürchte mich davor, was er sonst noch erreichen könnte, indem er unserem Vater den Geist mit seinen Lügen vernebelt. In unserer Jugend waren wir die besten Freunde, doch er hat sich verändert. Er ist hartherzig und habgierig geworden, und ich weiß nicht, warum. Und da ist noch mehr. Unlängst habe ich erfahren, dass er meine frühere Liebste geheiratet hat. Das hat mich in meinen jüngsten Anfall von Niedergeschlagenheit und Trunksucht gestürzt. Sie hat geschworen, mir ewig treu zu bleiben, trotz meiner Verbannung, und nun ist sie sein.«
    »Das tut mir leid, Lorn. Trotzdem brauchen wir dich.«
    Der Krieger wischte sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, die sich aus seinem Pferdeschwanz gelöst hatte. Dann legte er sich wieder hin und rollte sich zur Seite.
    »Geh. Ich werde euch nicht im Stich lassen, aber in der Nacht musst du mir meinen Kummer zugestehen. Ich muss auf meine Weise damit zurechtkommen.«
    Lorns Versprechen, sie nicht im Stich zu lassen, überzeugte den Friedenswächter nicht, aber er tröstete sich mit der Tatsache, dass weder Bier noch Wein greifbar waren. Kraig war sicher, dass der Krieger der Versuchung nicht widerstehen könnte. Er überließ den Mann seinen Ängsten und Dämonen und kehrte zu seinem Posten zurück. Hoffentlich würde es Lorn bei Tageslicht gelingen, seine Schwäche zu überspielen, wie er es die vergangenen Tage getan hatte. Die anderen sollten nicht bemerken, dass ihr Führer nicht so stark war, wie er zu erscheinen versuchte. Sie hatten auch so genug Sorgen.
    Am nächsten Tag rückten die Berge näher. Der Wald war mittlerweile gänzlich in der Ferne hinter ihnen verschwunden. Die Sonne schien den Großteil des Vormittags hell und warm, doch kurz vor Mittag trieben aus dem Osten graue Wolken heran und trübten das Licht. Zum ersten Mal, seit sie aus Bartambuckel aufgebrochen waren, verschlechterte sich das Wetter und drohte mit Regen.
    Alek schaute zum bedeckten Himmel, als ein kalter, schneidender Wind über ihn hinwegstrich. Die Aussicht auf Regen erfreute ihn keineswegs, aber der Wind brachte eine willkommene

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