Flucht vom Planet der Affen
Lewis überrascht.
»Vor einem oder zwei Jahren, als ich noch an der Universität war. Doktor Hasslein hatte sie und zwei von den drei Söhnen zum Gartenfest der Fakultät mitgebracht, und wir kamen zufällig miteinander ins Gespräch. Sie hat etwas von einer alten Glucke. Aber die Jungen machen einen sehr gut gezogenen Eindruck. Wußtest du übrigens, daß der jüngste Sohn mongoloid ist?«
»Die arme Mrs. Hasslein«, sagte Lewis.
»Sie läßt sich davon nicht unterkriegen«, sagte Stephanie. »Und obwohl der Junge auf der Intelligenzstufe eines fünf- oder sechsjährigen Kindes stehengeblieben ist, scheinen sie ihm eine Menge beigebracht zu haben.«
»Morgen will er uns durch das Museum für Naturgeschichte führen«, sagte Zira. »Ich hörte, es gebe dort wunderbare und seltene Ausstellungsstücke. In unserer Zeit waren so viele ausgestorbene Arten nur durch Berichte und Überlieferungen bekannt, daß es doppelt interessant sein muß, sie in ausgestopften Exemplaren zu sehen.«
»Gebt acht, was ihr zu ihm sagt«, warnte Lewis. »Ich weiß nicht, welches seine Strategie ist, aber ich traue ihm nicht.«
»Das ist albern«, sagte Zira. »Wenn wir mißtrauisch sein würden, wäre er berechtigt, uns zu mißtrauen. Bald würde keiner dem anderen vertrauen, und wohin würde uns das bringen?«
»Lewis hat recht«, sagte Cornelius. »Wir können ihm jetzt nicht vertrauen. Schließlich hast du auch nicht daran gedacht, ihm die ganze Geschichte zu erzählen, nicht wahr?«
»Das ist richtig. Ich werde es ohne deine Zustimmung auch nicht tun. Aber ich mag dieses Verschweigen und diese Täuschung nicht, wirklich. Es ist nicht natürlich.«
Eine farbige und lehrreiche Darstellung vom Lebenszyklus eines Schmetterlings; eine Sammlung ausgestopfter Vögel; Saurierskelette; Modelle der Indianerkulturen der südwestlichen Vereinigten Staaten; ein großes Modell der Aztekenhauptstadt Tenochtitlan; dies alles und mehr. Zira eilte von einem Objekt zum nächsten, staunend, lachend und ihre Begleiter mit Fragen überschüttend. Eine große Schautafel zeigte einen Wirbelsturm mit dem ruhigen Auge in der Mitte des Orkans. Dem Künstler war eine sehr realistische und eindrucksvolle Darstellung gelungen, die von Satellitenaufnahmen wirklicher Wirbelstürme flankiert war. Daneben war eine Schautafel mit Fotografien der Zerstörungen, die der große Taifun von 1970 in Bangladesch angerichtet hatte.
»Wieviele Personen kamen uns Leben?« fragte Zira.
»Hunderttausende«, sagte Hasslein. »Die genaue Zahl ist nicht bekannt. Möglicherweise betrug die Zahl der Todesopfer eine halbe Million.«
»Ich glaube nicht, daß in meiner Zeit so viele Affen oder Menschen auf der ganzen Erde lebten«, sagte Zira nachdenklich.
»Tatsächlich?« fragte Dr. Hasslein interessiert. »Wissen Sie, was zu einem so starken Bevölkerungsrückgang führte? Heute leben auf der Erde annähernd vier Milliarden Menschen.«
Zira zuckte die Schultern. »Was wurde aus den Sauriern, deren Knochen wir gesehen haben?«
»Das ist nicht genau bekannt«, antwortete Hasslein. »Anscheinend war es Zeit für sie, von der Bühne abzutreten, und sie verschwanden. Vergessen wir nicht, daß sie mehr als hundert Millionen Jahre lang die Erde beherrscht hatten. Gegen Ende dieser Zeit entwickelten sich kleine Säugetiere. Vielleicht fraßen sie die Eier der großen Echsen. Vielleicht traten Klimaveränderungen ein, und sie fanden nicht mehr genug Nahrung. Es gibt keine eindeutige Antwort. Sagen Sie, Madame Zira, sind Sie der Meinung, daß es für die menschliche Rasse an der Zeit sei, die Erde zu verlassen?«
»Sie war in meiner Zeit noch nicht verschwunden«, sagte Zira.
»Aber die Affen dominierten«, sagte Hasslein. »Die Menschen hatten Sprache und Zivilisation verloren ...«
»Mit Bestimmtheit kann ich nur sagen, daß es in dem Teil der Welt so war, den ich kannte«, sagte Zira. »Aber ich glaube, ich werde müde. Vielleicht sollten wir jetzt gehen. Es war ein sehr schöner Tag.«
»Und er braucht noch nicht zu Ende zu sein«, erwiderte Hasslein. »Ich will Sie nicht bedrängen, aber Sie verstehen sicherlich, daß diese Frage für uns von großer Bedeutung ist. Was kann mit der menschlichen Rasse geschehen sein? Vielleicht sind wir im Begriff, einen Fehler zu machen – einen Fehler, den wir jetzt, nachdem wir einen Blick in die Zukunft tun konnten, verhüten können.«
»Aber ...« Zira brach ab und starrte ihn an. »Sie meinen, Sie könnten die Zukunft
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