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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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Boden klopft, obwohl keine Musik zu hören ist, ist die Person nervös oder will gehen.
Wenn jemand dir seinen Körper zuwendet, einen Fuß oder beide Füße aber nicht, will derjenige nicht mit dir zusammen sein.
Ein Fuß oder beide Füße weisen manchmal in die Richtung, in die die Person gehen will.
Eine Person, die mit ausgestreckten Beinen und übergeschlagenen Füßen dasitzt, ist entspannt und fühlt sich selbstsicher.
Füße, die um Stuhlbeine gewunden werden, zeigen, dass die Person nervös ist oder sich zu kontrollieren versucht.
Menschen schlagen normalerweise die Beine übereinander, wenn sie einer Person gegenübersitzen, die sie mögen.
Bewusst den Fuß von jemandem unter dem Tisch zu berühren ist beinahe immer irgendeine Art von Signal. Zwischen einem Mann & einer Frau zeigt es Begierde.
    Als Jace mir die letzte Regel erklärte, fragte ich ihn, was genau er mit »Begierde« meinte.
    Jace bat Stonewall, ihm einen Whiskey zu bringen, & nachdem er ihn sich genehmigt hatte, ließ er sich noch eine frische Kanne Kaffee & etwas Kuchen kommen.
    Stonewall orderte den Kaffee, stellte eine Flasche Whiskey& drei Gläser auf den Tisch & machte sich dann davon, um einen Kuchen aufzutreiben. Jace füllte eins der kleinen Gläser & bot es mir an. Als ich den Kopf schüttelte, nippte er daran.
    Er sagte: »P. K., weißt du über Männer und Frauen Bescheid – und darüber, was sie miteinander machen?«
    Ich sagte: »Ich habe gesehen, wie sich Pferde & Hunde paaren. Und einmal einen Mann und eine Frau hinter dem Kurzwarenladen in Temperance.«
    »Nun, manchmal ist es etwas mehr als bloß Paarung. Dann hat es mit Sehnsucht zu tun, dann ist es Begierde.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung einer hübschen Mexikanerin, die gerade die Treppe hinunterkam. Sie trug ein schimmerndes, tief ausgeschnittenes Kleid, & eine ganze Welle von Männern strömte auf sie zu, wie Eisenspäne zu einem Magneten.
    »Oh«, sagte ich, »diese Art von Begierde.«
    »Spürst du denn nie Begierde?«, fragte Jace.
    »Nein«, sagte ich. »Ich finde, das, was Männer und Frauen miteinander machen, blöd und komisch.«
    »Wie alt bist du?«
    »Zwölf.«
    Jace nippte an seinem Whiskey. »Du wirst in ein paar Jahren anders darüber denken«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte ich. »Glaub ich nicht.«
    Jace hob die Augenbrauen, lehnte sich dann vor & schaute mich konzentriert an.
    »P. K., wenn ich fragen darf: Bist du ein Junge oder ein Mädchen?«
    Ich starrte ihn an.
    Warum stellte er mir diese Frage?
    Noch nie hatte mich das jemand gefragt.
    Lag es daran, dass ich ein rosafarbenes Baumwollkleid angehabt hatte, als er mich aufgefangen hatte, und er mich erst jetzt wiedererkannte? Oder gab es einen anderen Grund?
    Ich schaute ihn böse an.
    Jace untersuchte die Asche an seiner Zigarre. »Der Westen kann ein gefährlicher Ort für ein Mädchen sein. Hier im Comstock kommt auf jede Frau etwa ein Dutzend Männer. Vielleicht noch mehr.« Er deutete auf die Frau im glitzernden Kleid. »Deshalb werden Mädchen wie Mercedes da drüben so schnell reich. Sie können für einen Tanz so viel verlangen, wie sie wollen. Aber heute in einem Jahr ist sie vielleicht schon tot durch zu viel Rauschgift oder aus Verzweiflung oder weil man ihr die Kehle durchgeschnitten hat, wie der armen Short Sally. Man sagt, einer ihrer Liebhaber habe das aus Eifersucht getan«, fügte er hinzu, während er an seiner Zigarre zog.
    In meinem Kopf herrschte ein Wirrwarr aus Antworten, aber ich wusste nicht, für welche Antwort ich mich entscheiden sollte. Also brütete ich bloß vor mich hin.
    Jace blies etwas Rauch nach unten. »Ein Dutzend Männer auf eine Frau, das ist nicht normal. Die Zeitungen behaupten, wir wären hier in Virginia City schon mächtig zivilisiert, mit unserer Schule und den Vorgärten, unseren Kirchen & Wohltätigkeitsbällen und unseren neu verlegten Wasserrohren. Aber das ist noch immer ein harter Ort für eine Frau. Oder ein Mädchen.« Jace schaute zu mir auf. »Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich mir überlegen,ob ich sie nicht wie einen Jungen anziehen würde, nur um sie in Sicherheit zu halten.«
    In diesem Moment erschien Stonewall mit einer frischen Kanne Kaffee & füllte unsere Tassen. Ein chinesischer Kellner tauchte hinter ihm auf & stellte drei Teller mit Vanille-Schichttorte ab. Er reichte jedem von uns ein Messer, eine Gabel & eine Stoffserviette.
    Dankend nickte Jace Stonewall zu, der sich einen Stuhl unterm Tisch hervorgezogen hatte.
    Ich

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