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Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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»Temperaturalarm!«
    Er rannte zum Kommandostand. Etwas knirschte unter seinen Sohlen – eine Brille. Er überflog die Kontrollinstrumente. Lichter blinkten. »Veron an alle – Triebwerksalarm! Temperaturalarm! Maschinenalarm! Wo an Bord ist Feuer ausgebrochen? Veron an Maschinenleitstand – was ist los bei Ihnen?«
    Keine Antwort. Er sah sich um – an der Balustrade kniete Sardes neben Vera Park. Die Astronomin schien noch bewußtlos zu sein. Veron blinzelte ein paarmal – nein, Parks Haar war wieder kurz und dunkel, ihr Gesicht glatt und sehr blaß. Nur fehlte ihr die gewohnte Brille.
    Hugen Gollwitzer, der Chefwissenschaftler, hing in den Gurten seines Sessels und fluchte. Und neben dem Navigationsstand, wo eben auch Veron selbst noch gelegen hatte, richtete kein Säugling sich auf den Knien auf, sondern Pazifya Corales. Sie verzerrte ihr Gesicht vor Schmerzen und hielt sich die Rippen.
    Veron fuhr herum. Wie lange war er bewußtlos gewesen? Das VQ-Feld war erloschen, die Arbeitssichtfelder ebenfalls. Nirgendwo eine Zeitangabe. Außerhalb der Frontkuppel funkelte eine Sternenpracht, die dem Suboberst unwirklich schön und zugleich vollkommen fremd vorkam. »Veron an alle Abteilungen – ich bitte um Bereitschaftsmeldung.« Er versuchte sein Arbeitssichtfeld zu aktivieren. Nach drei Versuchen gelang es ihm. Er überflog die Statusangaben – der Omegaraumer bewegte sich mit dreiundsechzig Prozent Lichtgeschwindigkeit, die KRV-Triebwerke waren abgeschaltet, die Koordinatenangaben verwirrend, die Zeitangabe in der Fußzeile fehlte, und das Bordhirn hatte die Kontrolle übernommen.
    Veron wandte sich nach den anderen um. Heyar Thoran schleppte sich eben die Treppe aus Ebene II hinauf. Er schien zu hinken. Sardes, der noch immer neben der offenbar bewußtlosen Park kniete, winkte ihn zu sich. Gollwitzer analysierte irgendwelche Daten, und Pazifya saß im Navigationssessel und rieb sich die Rippen. »Hat jemand eine Uhr?«
    Gollwitzer zog eine Taschenuhr aus seinem weißen Mantel, und Pazifya Corales blickte auf das Chronometer an ihrem Handgelenk. »Stehengeblieben«, krächzte Gollwitzer.
    »Meine auch.« Das Sprechen fiel Pazifya schwer. »Ich glaube, ich habe mir ein paar Rippen gebrochen.«
    »Hast du eine Ahnung, wo wir sind?« fragte Veron. Sie schüttelte müde den Kopf.
    »Maschinenleitstand an Ersten Offizier – wir haben einen Schwerverletzten und zwei Leichtverletzte. Im Augenblick gibt das Bordhirn den Zugriff auf die Triebwerke nicht frei …«
    »Bordtechnik an Zentrale: Feuer in den Hangars neun und zehn und in der Kombüse. Wir haben einen Toten und zehn Verletzte.«
    »Gefechtsleitstand an Ersten Offizier – einen Schwer- und zwei Leichtverletzte. Die Triebwerke und Teile der Außenhülle an beiden hinteren Schenkeln glühen …«
    »Klinik an Ersten Offizier – drei Tote, zwölf Verletzte, fünf davon schwer …«
    Nacheinander gingen die Meldungen der einzelnen Abteilungen ein. Die Bilanz war niederschmetternd: Der zweite Volltreffer nach Zusammenbruch des Controgravfeldes hatte siebenundzwanzig Besatzungsmitglieder das Leben gekostet. Über achtzig Männer und Frauen waren verletzt worden; Knochenbrüche und Platzwunden in erster Linie. Kaum einer war ohne Blessuren davongekommen. Die meisten Toten waren unter denjenigen zu beklagen, die noch vom Angriff mit Narkosegas betäubt und so den Gravitationskräften der Treffer halt- und schutzlos ausgeliefert gewesen waren. Vor allem Halswirbel- und Schädelfrakturen hatten zu ihrem Tod geführt.
    Die beiden Graviton-Volltreffer hatten kurzzeitig sämtliche Controgravsysteme an Bord zusammenbrechen lassen. Die meisten Geräte und Versorgungssysteme bis hin zu den Wasserleitungen und Herdstellen waren beschädigt. Auch das Bordhirn war vorübergehend abgestürzt, hatte sich selbst aber wieder aktiviert. Die gewaltigen Energiemengen der Treffer hatten Teile der Außenhülle des Omegaraumers zum Glühen gebracht. Brände drohten auszubrechen, vor allem die Triebwerke waren hochgradig gefährdet.
    Veron orderte Spezialeinsatzkommandos zu Brandstellen innerhalb des Schiffes und schickte jeden, der einen Sparklancer steuern und noch laufen konnte, in die Hangars. Nach einer Stunde waren die Brände an Bord unter Kontrolle, nach drei Stunden die ersten Sparklancer wieder einsatzbereit. Die überhitzten Außenschotts ließen sich endlich öffnen, die Beiboote konnten ausgeschleust werden. Von ihnen aus beschossen die Notfallkommandos die glühenden

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