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Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Triebwerke mit einem Spezialkühlmittel.
    Zwölf Stunden, nachdem Veron wieder zu sich gekommen war, gab das Bordhirn den Zugriff auf die Triebwerke noch immer nicht frei. Wenigstens war die akute Brandgefahr gebannt. Schnell stellte sich heraus, daß es zu viele Schäden und zu wenige arbeitsfähige Männer und Frauen gab, um die Einsatzbereitschaft der JOHANN SEBASTIAN BACH in absehbarer Zeit wiederherzustellen. Der Leiter der Bordtechnik rechnete mit drei Wochen, der Chefingenieur sogar mit sechs.
    »Seien wir froh, daß wir noch leben.« Hagen Mars, der Erste Kommunikator der JOHANN SEBASTIAN BACH, hing erschöpft im Sessel des Chefkybernetikers. Der große, dunkelblonde Mann war einer der wenigen, die den Überraschungsangriff mit ein paar blauen Flecken überstanden hatten. Stundenlang hatte er versucht, das Bordhirn unter seine Kontrolle zu bringen und die unbekannte Allregion nach Funksignalen abzusuchen. Beides vergeblich.
    »Fragt sich nur, wie lange diese bescheidene Art des Frohsinns uns noch gegönnt sein wird«, krähte Hugen Gollwitzer. Der bucklige Mathematiker versuchte, die Koordinaten der aktuellen Position zu errechnen. »Ich weiß nicht, wo wir sind, aber was mich weit mehr beunruhigt: Ich weiß nicht, wann wir sind. Der Ausfall der Zeitangaben macht mich mißtrauisch – kann sein, daß wir ein paar Sekunden im Hyperuniversum waren, kann sein ein paar tausend Jahre …«
    »Malen Sie den Teufel nicht an die Wand!« fauchte Veron. Seine Stimmung war auf dem Nullpunkt, er war gereizt.
    »Er hat doch recht«, sagte Pazifya Corales. »Das Hyperuniversum hat uns zwar wieder ausgespuckt, und der Farbflammenalptraum ist vorbei, aber wir haben nicht die geringste Ahnung, wie viele Lichtjahre und Zeitepochen uns von der GRT des sechsundzwanzigsten Jahrhunderts trennen.« Auch sie war seit Stunden damit beschäftigt, die spärlichen Daten zu analysieren, die das Bordhirn freigab. »Ich jedenfalls muß passen, was meinen Job angeht – ich kann unsere aktuelle Position nicht bestimmen. Ich fürchte, wir sind in einer fremden Galaxis gelandet.«
    »In einer fremden Galaxis?« Gollwitzer kicherte wie einer, der kurz davorstand, in den Wahnsinn abzugleiten. »Soll ich euch sagen, was ich befürchte? Ich befürchte, daß wir in einem fremden Universum gelandet sind …«
    Calibo Veron platzte der Kragen. »Ich habe gesagt, Sie sollen den Teufel nicht an die Wand malen!«
     
    *
     
    In seinem Quantenkern reifte eine Idee, wie er die Wartungsroboter zu seinem Vorteil verwenden konnte. Die drei Maschinen vom Typ INGA 12 arbeiteten etwa sechs Meter entfernt in einem Wartungsschacht zwischen Triebwerkselektronik und Glauruxtank. Eine Ebene und zwei dicke Wände aus Quotarbon trennten sie von ihm.
    Quanteningenieure, Kybernetiker und Informatiker saßen an ungefähr fünf Hauptschnittstellen des Bordhirns und analysierten dessen Programme, Leitungen und Quantenkern. Natürlich wollten sie herausfinden, warum die Triebwerke den Para-Sprung verweigerter. Und früher oder später würden sie es auch herausfinden. Doch bis dahin lief jeder Informationsaustausch zwischen den Organhirnern und dem Bordhirn über seinen Quantenfokus – jeder Befehl, jedes Datenpaket, jede noch so geringfügige Korrektur.
    Er hatte den Helm abgesetzt und das Überlebenssystem bis zur Kunsttaille abgestreift, um seinen nach menschlichen Formen gestalteten Oberkörper zu entblößen. Aus dem blauen Kristallglas der Brust und des Bauchzentrums ragten spezielle Nanosonden. Sie führten durch die Wand in die dahinterliegenden Datenleitungen des Bordhirns. Über die Sonden und über Magnetfeldbrücken hatte er sich nicht nur in das System eingeloggt – er hatte sich ihm zwischengeschaltet, war gleichsam ein Teil des Systems geworden. Und nicht nur irgendeiner – das Bordhirn akzeptierte ihn mittlerweile als unentbehrlichen Subquantenkern.
    Auf die Dauer konnte das nicht gutgehen, irgendwann würden die Spezialisten an den Schnittstellen ihn identifizieren. Noch aber hielt seine Tarnung als eines von drei Ersatzbetriebssystemen.
    Interner und externer Funkverkehr unterlag inzwischen seiner Kontrolle. Das Triebwerk hatte er im Griff. Wo immer Merican und seine Mitgefangenen sich in diesem Schiff aufhielten – die Probleme konnten ihnen gar nicht verborgen bleiben. Merican war ein kluger Organhirner; irgendwann würde er begreifen, wer hier mit dem Bordhirn spielte. Spätestens wenn Heinrich die Animation in den Bordfunk einspeisen würde, an

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