Fluchtpunkt Mosel
sind von der Polizei.« Walde zeigte seinen Ausweis. »Wir haben einen kranken Hund im Wagen.«
»Den müsste sich der Doktor angucken. Ich bin nur Tierpflegerin.«
»Wann kommt er?«
»Heute Abend.« Sie wackelte mit der Schubkarre. Der Hund darin sprang heraus. Um sie herum balgten sich die anderen darum, wer ihn ersetzen durfte. »Wir haben noch eine Box frei. Da können wir ihn unterbringen. Ich muss nur mal meine Rasselbande wegschaffen. Malamuts können ziemlich aggressiv auf andere Hunde reagieren.«
Quintus stellte erwartungsvoll die Ohren auf, als Walde die Heckklappe öffnete. Für einen Moment überlegte Walde, ob er das Mädchen um die Schubkarre bitten sollte, um den Hund zu transportieren. Überraschenderweise rappelte Quintus sich hoch und sprang aus dem Wagen.
Walde befürchtete schon, der Hund könne sich nach dem Sprung aus dem Wagen nicht auf den Beinen halten, aber er blieb stehen, öffnete das Maul und ließ ein wenig die Zunge heraushängen. Die weißen Haare am geringelten Schwanz bewegten sich wie eine Feder im Wind.
»Komm mit, Quintus.« Einerseits wunderte sich Walde, dass Quintus ihm folgte, andererseits gab es keine andere Möglichkeit, das halsbandlose Tier zu führen.
Die junge Frau hatte einen Napf mit Wasser in eine leere Box gestellt, deren Drahttür unten etwa einen Meter hoch mit Bast verkleidet war.
»Heute Abend kommt der Tierarzt und guckt nach ihm«, sagte sie, nachdem Walde ihr geschildert hatte, unter welchen Umständen er den Hund aufgefunden hatte.
Walde streute den Rest des Trockenfutters, das er von der freundlichen Frau in Steineberg bekommen hatte, neben den Wassernapf und beobachtete, wie Quintus abwechselnd das Futter zwischen seinen Zähnen mahlte und Wasser trank. Die Beine des Hundes schienen ihm kürzer, als es ihm anfangs vorgekommen war. Vielleicht lag es auch am Fell, das jetzt lang herunterhing.
Walde blieb noch eine Weile stehen, nachdem die Tierpflegerin die Box geschlossen hatte, um sich anderen Arbeiten zuzuwenden. Der Hund hatte aufgehört zu fressen und schaute ihm direkt in die Augen.
»Und was nun?«, fragte Grabbe, während er sich auf der Rückfahrt in der Luxemburger Straße nach links beugte, um der Schnauze nicht zu nahe zu sein, die zwischen den Vordersitzen hindurch in Fahrtrichtung ragte. Diesmal durfte Quintus auf den Rücksitz.
»Keine Ahnung, aber da konnten wir ihn nicht lassen«, sagte Walde.
»Du, nicht wir«, sagte Grabbe.
»Okay, aber du hast doch selbst gehört, was die Tierpflegerin gesagt hat. Malamuts sind Rudeltiere und brauchen viel Auslauf. Diese enge Box, nach allem, was er durchgemacht hat, das konnten wir ihm nicht antun.«
»Du, nicht wir«, sagte Grabbe, während er nach rechts lenkte und das Gesicht verzog, weil sich die Hundeschnauze seinem Gesicht bedenklich näherte.
»Erst mal braucht er ein Halsband, eine Leine, Futter und Näpfe …«
»Und Hundeshampoo.« Grabbe rümpfte die Nase und ließ seine Fensterscheibe ein weiteres Stück nach unten gleiten.
Als Walde tütenbepackt aus dem Tierfachgeschäft kam, hörte er Grabbe sagen: »Da kommt er, ich geb ihn dir.« Er reichte Walde das Mobiltelefon.
»Was höre ich da, ihr seid auf den Hund gekommen?«, sagte Gabi.
»Wir konnten ihn nicht da verenden lassen.«
»Nee, ist klar. Kommst du trotzdem heute noch mal zurück?«
»Wir sind schon wieder in Trier.«
»Weiß ich, hat mir Grabbe erzählt, und jetzt hast du die Zoohandlung leer gekauft.«
»So etwa.«
»Hoffmann hat aus der Pathologie angerufen und gefragt, ob einer von uns zur Obduktion kommt.«
»Ich fahr hin«, antwortete Walde. »Wann will er denn loslegen?«
»Vor einer halben Stunde.«
»In die Pathologie können wir ihn nicht mitnehmen«, sagte Grabbe, während sie über die Römerbrücke fuhren.
»Halten wir bei mir.«
»Und was wird deine … Lebensgefährtin dazu sagen?«
»Das werden wir sehen.«
Nachdem sie vor dem Haus angehalten hatten, dauerte es eine Weile, bis Walde dem sich sträubenden Hund das Halsband angelegt hatte. Dazu musste er sich neben Quintus auf die Rückbank setzen und ihm gut zureden. Walde befestigte eine Leine am Halsband, das ihm noch zu locker erschien. Andererseits wollte er den Hund auch nicht zu sehr damit einzwängen.
Grabbe half ihm, die Einkäufe in die Wohnung zu tragen, während Walde sich bemühte, Quintus an der Leine in den Garten zu führen.
»Ist der überhaupt stubenrein?«, rief Grabbe durch die offene Terrassentür,
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