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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Zusammenfassung der Fakten, die er da notierte. Nicht einmal den Beruf des Opfers hatten sie herausfinden können.
    Er rief Sattler in der Technik an. »Habt ihr bei Mendig ein Fotoalbum oder Briefe gefunden, irgendwas, das auf seine Vergangenheit hindeutet?«
    »Negativ.«
    »Zeugnisse oder sonst was?«
    »Negativ.«
    »Ist Walde noch bei euch?«
    »Negativ.«
    »Danke für die ergiebige Auskunft.«
    »Grabbe, du bist hier in der Technik. Für uns zählen nur Fakten.«
    »Könntest du trotzdem eine Vermutung aussprechen, wo sich Kollege Walde befinden könnte?«
    »Hast du’s schon in der Kantine versucht?«
    Grabbe schreckte zusammen. Nebenan war laut auf den Schreibtisch geschlagen worden. Grabbe legte auf.
    »Scheiße, da hätte ich gleich draufkommen können«, fluchte Gabi.
    »Worauf?«, diesmal lugte Grabbe an seinem Monitor vorbei.
    »Der Ausweis und alles andere, alles gefälscht. Diesen Alfred Mendig gibt es überhaupt nicht!«
    »Das kann doch nicht sein.« Grabbe dachte an die Ermittlungen wegen des Führerscheins. »Man kann doch nicht mit einem gefälschten Ausweis die Fahrprüfung ablegen. Das läuft doch alles über Flensburg.«
    »Keine Ahnung, wie er das gemacht hat«, sagte Gabi.
    »Aber so was wird doch geprüft«, sagte Grabbe. »Wo wurde der Ausweis ausgestellt?«
    Gabi las von der Rückseite der Plastikkarte vor: »Stadtverwaltung Euskirchen, 3- Februar 05, sieht echt aus.«
     
    Walde saß in der Kantine und biss vorsichtig in einen reichlich garnierten Hotdog.
    »Ich hab auch Hunger.« Grabbe setzte sich ihm gegenüber.
    »Dann hol dir was.«
    »Ich muss dir vorher noch was erzählen.« Grabbe berichtete, was Gabi herausgefunden hatte.
    »Vielleicht hat Mendig jemanden im Passamt bestochen«, vermutete Walde.
    »Schlecht möglich. Dafür war die Gefahr der Entdeckung zu groß, und die Konsequenzen für den Beamten wären Entlassung und mehr gewesen.«
    »Vielleicht war es Liebe.«
    »Du meinst«, Grabbe sah Walde mit hungrigem Blick beim Essen zu, »dafür hat Mendig, oder wie er geheißen hat, die ganzen Schönheitskorrekturen vornehmen lassen?«
    Walde hatte einen großen Bissen im Mund, sodass er sich auf das Hochziehen der Schultern beschränkte.
    »Auf jeden Fall hat da jemand Mist gebaut«, fuhr Grabbe fort, erhob sich und ging zur Theke. Er ließ sich ein Sandwich einpacken, weil er gleich in sein Büro zurückwollte.
     
    »Alle Achtung, Grabbe, mit dem Karneval hast du voll ins Schwarze getroffen.« Gabi drehte mit Schwung ihren Bürostuhl, als Grabbe und Walde zu ihrer Bürotür hereinkamen. »Am dritten Februar wurde im letzten Jahr Weiberfastnacht gefeiert.«
    »Cherchez la femme«, murmelte Walde.
    »Es soll auch Männer geben, die an solchen Tagen zu allerlei fähig sind, aber in diesem Fall«, sie versuchte, eine ernste Miene zu bewahren, »hat wohl eine Mitarbeiterin ein wenig geschlampt.« Sie griff nach einem Notizzettel. »Obwohl es schon ein Jahr her ist, konnte sie sich ganz gut erinnern. Mendig hat, wie mir die Dame schilderte, vorher angerufen und sich erkundigt, was man mitbringen müsse, wenn man seine Ausweispapiere verloren habe. Der Mann habe sich nett angehört und sei dann aber ausgerechnet an Weiberfastnacht um elf Uhr, wenige Minuten bevor das Amt an diesem Tag schloss, bei ihr erschienen. Sie habe sich von ihm breitschlagen lassen und die Ausstellung neuer Papiere in die Wege geleitet. Dabei habe sie nicht mehr auf das Netzwerk zurückgreifen können.«
    »Also einfach ungeprüft durchgewunken?«
    Gabi nickte: »Die gute Frau ist jetzt total mit den Nerven fertig.«
    »In deren Haut möchte ich nicht stecken«, seufzte Grabbe.
    Gabis Telefon klingelte. Monika fragte wieder nach Grabbes Bericht. Während Walde versuchte, ihr die veränderte Sachlage zu erklären, klingelte sein Mobiltelefon. Als er das Gespräch mit Monika beendet hatte, war es verstummt. Das Display zeigte einen Anruf von Doris an.
    Walde fiel siedend heiß der Hund im Garten ein.
    »Du musst sofort herkommen.« Doris hörte sich sehr aufgeregt an, als Walde zurückrief. »Da ist ein Hund …«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie. »Den habe ich mitgebracht, ich kümmere mich sofort …«
    »Was hast du?«
    »Ich bin sofort zu Hause.«
    *
    Der Ausdruck in Doris’ Gesicht beunruhigte Walde so sehr, dass er beinahe an seiner Tochter vorbei durch die Diele gestürmt wäre. Annika erwartete ihn mit ausgebreiteten Armen. Gleich nach dem Begrüßungsritual, in dem er die Kleine mit einer ganzen

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