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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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gefunden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich konnte nicht mehr Fuß fassen, war zu lange zu Hause.«
    »Sie sind arbeitslos?«
    »Hartz IV.« Frohnen zündete die Zigarette an und zupfte sich einen Faden Tabak von der Lippe.
    Walde hatte bisher nur zugehört. Nun zog er einen Notizblock aus seiner Jackentasche. Er schlug ihn auf und strich mit dem Finger an einem Blatt entlang. »Hier stehen fünfzehn Namen von Personen, bei denen nach dem großen Münzfund vor sieben Jahren eine Hausdurchsuchung durchgeführt wurde. Einer davon ist Ihrer.«
    »Ich war bei dem Münzfund nicht dabei.« Nach einem Moment fügte der Mann hinzu. »Leider nicht.«
    »Und wie kommt Ihr Name auf meine Liste?«
    »Das kann ich mir nur so erklären, dass ich damals Ärger mit dem Museum hatte wegen angeblich unterschlagener Münzen, obwohl ich nicht beim Fund dabei war.«
    »Aber es wurde doch eine Münze bei Ihnen gefunden.« Walde tippte auf seinen Notizblock, als würde er den Beweis hierfür enthalten.
    »Die war mir treuhänderisch von einem Vereinsmitglied übergeben worden, von Karl. Der hatte es am Herz und wollte sich die Aufregung ersparen. Ich habe die Münze ordnungsgemäß an Dr. Zelig vom Museum weiterleiten wollen.«
    »Sie wären gern dabei gewesen?«
    »Natürlich! Das war die größte Enttäuschung meines Lebens … so was kann man nicht beschreiben.« Frohnens Worte klangen abgehackt. »Da ist man immer und überall beim kleinsten Erdaushub dabei … und dann so was.«
    »Und das ist nun vorbei?«
    »Mit dem Graben ist es sehr ruhig geworden. Der Zelig hat dafür gesorgt, dass wir nicht mehr direkt auf die Baustellen dürfen. Und an richtig interessanten Aushub lassen uns die Museumsleute auch nicht mehr ohne weiteres ran.«
    »Wie gut kannten Sie Herrn Theis?«
    »Nicht mehr als die anderen Gräber auch.«
    »Und jetzt sind Sie mit seiner Frau zusammen?« Gabi fixierte seinen Blick.
    »Hat sie das gesagt?«
    »Ich möchte es von Ihnen wissen.«
    »Was heißt schon zusammen.« Frohnen zuckte mit den Schultern. »Ich bin geschieden und habe hier eine kleine Wohnung, und sie wohnt in ihrem Häuschen.«
    »Wann haben Sie damals von dem Fund erfahren?«, fragte Gabi.
    »Spätabends, als alles gelaufen war.«
    »In der Nacht ist doch erst der Hauptfund auf dem Gelände der Baustelle gemacht worden.«
    »Da wäre ich nicht drauf gekommen, dass da noch ein ganzer Topf voller Münzen auf der Baustelle liegt. Für mich war die Geschichte zu diesem Zeitpunkt gelaufen.«
     
    »Ist dir aufgefallen, dass der Frohnen keinen Strich Farbe an den Händen hatte?«, fragte Gabi ihren Kollegen, als sie zum Präsidium zurückfuhren.
    »Vielleicht hat er eine Firma beauftragt.«
    »Als Hartz-IV-Empfänger bist du froh, wenn du dir überhaupt einen Eimer Farbe leisten kannst. Ich glaube, der wollte uns nicht in seiner Wohnung haben.«
    »Mich interessiert ein anderer Aspekt der Geschichte«, sagte Walde. »Frohnen hatte spätabends von dem Fund erfahren und dachte, alles wäre gelaufen. Jetzt frage ich mich, wie Theis reagiert hat?«
    »Der war doch in Erfurt.« Gabi blieb kurz vor Ende der Saarstraße hinter einem zwischen zwei Spuren fahrenden Radfahrer. »Außerdem war es schon längst dunkel.«
    »Metalldetektoren funktionieren ebenso gut im Dunkeln.«
    »Du meinst, er könnte spätabends noch nach Trier gefahren sein?«
    »Wir sollten herausfinden, was damals in seinem Betrieb los war.«
    »Ohne mich«, Gabi überholte den Radfahrer und zeigte ihm dabei einen Scheibenwischer. »Ich möchte heute nach elf Uhr nicht mehr unterwegs sein.«
    »Ich dachte, die Feier geht erst um sechzehn Uhr los?«
    »Stimmt, aber das gilt nur für Männer.«
    *
    Die Angestellte, die sie hereingebeten hatte, musste gleich wieder ans Telefon, weil sie offensichtlich allein im Betrieb war. Walde und Grabbe nahmen auf den angebotenen, mit hellem Stoff bespannten Rohrstühlen vor einem winzigen Besuchertisch Platz. Walde schaute sich in dem großen, schlichten Büroraum mit den zwei Schreibtischen um.
    An ähnlichen Ungetümen haben wir auch gearbeitet, dachte er, bevor wir in unser modernes Präsidium umgezogen sind und endlich neues Mobiliar angeschafft wurde.
    An der Längswand reichte ein großes Metallregal bis zur Decke. Die beiden oberen Reihen waren mit verschiedenfarbigen Ordnern gefüllt, darunter standen offene Kisten mit allerlei Metallteilen, gebogenen Kupferrohren und kleinen Kartons, deren Beschriftung einheitlich nach außen gerichtet war. Aus dem

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