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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Fenster sah er auf die lange Produktionshalle einer Zigarettenfabrik, die weithin der Geruch nach frischem Tabak umgab.
    Ein Mann, Ende dreißig, kam mit Schwung zur Tür herein, hing seine Jacke auf und stellte sich den beiden als Hans Jungberg vor.
    Trotz der winterlichen Temperaturen trug er ein kurzärmliges Hemd, unter dem braun gebrannte Arme zum Vorschein kamen.
    »Welche Vergangenheit hat mich jetzt wieder eingeholt?«, fragte er, als er einen Schreibtischstuhl zu den Besuchern rollte, sich darauf setzte und die Sitzhöhe soweit herunterstellte, bis er sich mit den beiden Polizisten auf Augenhöhe befand. »Hat man Ihnen schon etwas angeboten?« Er schaute zu der Kollegin, die immer noch telefonierte.
    »Nein, danke«, ergriff Grabbe das Wort. In seinem Blick war Misstrauen zu erkennen. »Was könnte Sie denn aus der Vergangenheit einholen?«
    »Nichts, was nicht schon verjährt wäre.« Jungberg lächelte.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Entschuldigen Sie, es war ein Scherz.« Der Mann saß aufrecht und sehr entspannt, wie jemand, der regelmäßig Sport treibt, ohne sich dabei zu quälen. »Ich habe in der Vorgängerfirma gearbeitet und vor drei Jahren den Betrieb übernommen. Es gab danach noch hin und wieder Ärger wegen alter Aufträge. Aber das ist wohl alles geklärt, und soviel ich weiß, kommen Sie von der Mordkommission. Eine Leiche haben wir nicht im Keller.«
    »Was uns interessiert, liegt sieben Jahre zurück.«
    »Damals hatte das Unternehmen sechzig Mitarbeiter. Heute sind es noch sieben einschließlich mir und meiner Kollegin, die halbtags das Büro versorgt.«
    »Uns interessiert Aloys Theis.«
    »Hab ich mir gedacht, dass Sie wegen dem hier sind.«
    »Aha?«
    »Ich hab’s in der Zeitung gelesen. Das ist ja nicht zu fassen.«
    »Was ist nicht zu fassen?«, fragte Grabbe.
    »Dass der unter anderer Identität gelebt haben soll und dann auch noch ermordet wurde.«
    »Wann haben Sie Ihren ehemaligen Angestellten zum letzten Mal gesehen?«
    »Er war früher mein Kollege. Als ich den Betrieb übernommen habe, war er schon weg. Seitdem haben wir uns aus den Augen verloren.«
    »In welchem Verhältnis standen Sie zu Herrn Theis?«
    »Der Ali war mal mein Meister. Ich hab einiges von ihm gelernt, ein super Monteur, aber etwas eigenwillig.«
    Waldes Telefon klingelte. Er musste zweimal drücken, bis er den richtigen Knopf zum Ausschalten fand.
    »Wie sollen wir das verstehen?«, fuhr Grabbe unbeirrt fort.
    »Ein klasse Monteur, hat jede Heizung wieder ans Laufen gebracht und war nebenbei ständig mit einem Auge am checken, wo in Trier gegraben wurde. Ali hatte Informanten bei jeder Tiefbaufirma. Der war auch der Erste, der in der Firma ein Handy hatte.«
    »Und hat er sein Hobby mit dem Job unter einen Hut gebracht?«
    »Mehr oder weniger. Ali war ziemlich clever. Der kam auf jede Baustelle. Wenn ihn jemand gefragt hat, hatte er einen ganzen Koffer voll Ausreden auf Lager. Meistens musste er angeblich Untersuchungen des Geländes im Hinblick auf Erdbohrungen für ein Wärmepumpsystem durchführen.« Jungberg lachte.
    »Uns interessiert konkret ein Ereignis aus dem Jahr 1999.« Grabbe zog einen Block aus der Tasche. »Und zwar am 16. und 17. August. Können Sie sich daran erinnern?«
    »Soll das ein Witz sein? Das ist sieben Jahre her. Oder wissen Sie noch, was Sie vor sieben Jahren gemacht haben?«
    »Damals hatten Sie zusammen einen Auftrag in Erfurt, und mein Kollege Faber hat Sie zu genau diesem Aufenthalt befragt.«
    »Ach, daran erinnere ich mich. Dem Ali wurde zu Hause die Bude auf den Kopf gestellt, weil er angeblich irgendwelche römische Funde unterschlagen haben soll.«
    »Es ging um einen großen Fund römischer Goldmünzen. Sie haben damals ausgesagt, dass Herr Theis am Morgen des 17. August, ich glaube, das war ein Dienstag, pünktlich zur Arbeit erschienen sei.« Grabbe beugte sich vor und sprach so leise weiter, dass Jungberg sich ebenfalls nach vorn beugte. »Das ist jetzt sieben Jahre her, und es dreht Ihnen niemand einen Strick aus der Sache. Ist er damals wirklich pünktlich zur Arbeit erschienen?«
    »Ach so, jetzt verstehe ich.« Jungberg lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Daher weht der Wind.«
    »Wir unterstellen Ihnen keinerlei kriminelle Absicht. Es könnte ja sein, dass Sie Ihrem Kollegen einen kleinen Gefallen getan haben.«
    »Eine Falschaussage?«
    »Einen Gefallen.«
    Walde beobachtete, wie die Augen des Mannes schnelle Richtungswechsel vollführten. »Was Sie

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