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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Erschütterungen sich in Grenzen hielten.
    Im hell erleuchteten Bus war es angenehm warm. Der Fahrer fuhr so sanft an, als steuere er ein Elektromobil.
    Grabbe schaute aus dem Fenster auf dunkle Wohnstraßen, wo hin und wieder ein frierender Autofahrer die vereisten Scheiben seines Wagens freikratzte.
    Von Station zu Station füllte sich der Bus. Als zuletzt an der Metzer Allee eine Gruppe Mädchen einstieg, stauten sich die Stehenden im Mittelgang zurück bis zu Grabbes Sitz. Die Schülerinnen ließen ihre Rucksäcke auf den Boden plumpsen. Die Mädchen lachten.
    Grabbe blickte kurz hinüber und sah blaue Haare und dunkle Kleidung. Punkerinnen oder Metalfans. Seine Ehe war kinderlos. Ihm fehlte der Bezug zur aktuellen Jugendkultur.
    Die Scheibe war inzwischen beschlagen. Grabbe wischte mit der Handkante ein rundes Sichtfenster frei. Der Bus blieb vor einer Ampel stehen. Ein Mädchen mit einer braunen Felljacke und einer Fellmütze mit langen, hoch stehenden Ohren näherte sich auf dem Bürgersteig. Jetzt konnte Grabbe die Schminke in ihrem Gesicht erkennen. Es sollte einen Hasen darstellen.
    Welcher Wochentag war heute?
    »O je!«, flüsterte er vor sich hin und behielt den folgenden Gedanke für sich. Weiberfastnacht!
    Am Landesmuseum entschloss er sich spontan, auszusteigen. Er ging durch die Fußgängerunterführung unter der Weimarer Allee. Die Graffiti an den Wänden nahm er kaum wahr.
    Auf dem weitgehend unbeleuchteten Personalparkplatz standen erst zwei Pkws. Am Lärm der Presslufthämmer hörte Grabbe, dass die Bauarbeiten nebenan bereits im Gange waren.
    Er brauchte nicht lange, bis er etwa an derselben Stelle vom Vortag zwei weitere Bonbonhüllen fand. Als er sich danach bückte, leuchteten ihn Scheinwerfer an. Der Wagen war nur noch wenige Meter entfernt. Grabbe griff nach den Papierchen und ging zur Seite, um einen schwarzen Mercedes vorbeizulassen. Während er über eine hart gefrorene Wiese zum dunklen Gelände des Palastgartens ging, hörte er hinter sich eine Wagentür zuschlagen. Er war sich ziemlich sicher, dass es Dr. Zelig, der Leiter des Landesmuseums, gewesen war.
     
    Auf den Gängen des Polizeipräsidiums herrschte ein Betrieb wie immer kurz vor acht. Dennoch witterten Grabbes Antennen eine andere Stimmungslage als an den vergangenen Tagen.
    Gabi goss die Pflanzen im Büro. Ihr Rock schien ihm noch eine Spur kürzer und ihre Absätze noch ein wenig höher als üblich.
    »Guten Morgen! Schöne Krawatte!«
    »Morgen, ich hatte vergessen, welcher Tag heute ist.«
    Grabbe verglich die Bonbonpapiere vom Landesmuseum mit denen von Steineberg. Beide schienen identisch und trugen die Aufschrift Vivil, Waldfrucht.
    Gabi goss den Kaktus auf Grabbes Schreibtisch.
    »Den gieß ich selbst.« Es war zu spät, vom Topf schwappte bereits Wasser in den Untersetzer.
    Kopfschüttelnd nahm Grabbe die Akte Theis. Er verspürte keine Lust, sich schon am frühen Morgen mit seiner Kollegin zu streiten.
    *
    Hoch oben an der schmalen Klingelleiste stand Frohnens Name in römisch anmutenden Lettern, geziert von einem winzigen gezackten Rahmen.
    Gabi hatte den Besuch telefonisch angekündigt und rechnete jetzt mit etlichen Treppenstufen. Zu ihrer und Waldes Überraschung trat Frohnen ihnen kurz nach dem Klingeln aus der Haustür entgegen. »Bei mir wird gerade renoviert. Wir gehen besser drüben einen Kaffee trinken.«
    Das Café lag schräg gegenüber des vierstöckigen Hauses in der Saarstraße. Walde steuerte einen der freien Tische an, der am weitesten von der Theke entfernt lag.
    »Wie lange sind Sie schon der stellvertretende Vorsitzende des Münzvereins?«, eröffnete Gabi das Gespräch, nachdem eine Bedienung die Bestellung aufgenommen hatte.
    »Im Dezember werden es zehn Jahre.« Gerhard Frohnen nahm einen Tabakbeutel aus der Jacke, die er hinter sich über die Stuhllehne gehängt hatte. »Mit einer Unterbrechung von ein paar Monaten, in denen ich den Vorsitz inne hatte.«
    »Darf ich fragen, warum Sie nur wenige Monate Vorsitzender waren?« Gabi registrierte, wie die blauen Augen des Mannes ihrem Blick nicht mehr standhielten und zur Zigarette wanderten, die er auf der Tischkante drehte.
    »Ich hatte damals nach dem Goldfund, genug andere Probleme. Meine Frau ist ausgezogen und so.«
    »Und so?«
    »Die ist mit den Kindern weg. Ich musste mir eine Arbeit suchen.«
    »Sie waren Hausmann?«
    »Kann man so sagen.«
    Gabi überlegte, warum er an einem Werktag morgens zu Hause war. »Und haben Sie eine Arbeit

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