Flüchtig!
nach.
»Ja, wahrscheinlich. Er versteht nicht viel vom Spielen.«
»Wer spielt noch mit dir außer deiner Mama?«
»Jared - aber der ist weggezogen.«
»Und außer Jared?«
»Michael und Kevin.«
»Sind das Jungen aus deiner Schule?«
»Ja. Ich bin mit der Vorschule fertig. Nächstes Jahr komme ich in die erste Klasse.«
Er war munter und reagierte gut, wirkte aber sehr schwach. Das Gespräch mit mir forderte seinen Tribut, und Woodys Brust hob und senkte sich vor Anstrengung.
»Wie wär’s, wenn wir zwei miteinander spielen?«
»Okay.«
»Entweder ich spiele von hier aus mit den Handschuhen, oder ich ziehe mir einen von diesen Raumanzügen an und komme hinein. Was ist dir lieber?«
»Weiß nicht.«
»Also, ich möchte lieber zu dir hineingehen.« Ich wandte mich an Bev: »Kann mir jemand beim Anziehen behilflich sein? Es ist lange her.«
»Klar.«
»Ich bin gleich bei dir, Woody.« Jetzt lächelte ich ihn an und trat ein paar Schritte von der Wand aus Plastik weg. Aus der nächsten Kammer plärrte Rhythm-and-Blues-Musik. Ich schaute hinüber und sah lange braune Beine, die vom Fußende eines Bettes baumelten. Ein schwarzer Junge, etwa siebzehn, lag auf der Decke, starrte nach oben und bewegte sich zum Geräusch aus dem Ghettodröhner, der auf seinem Nachttisch stand, wobei ihn die intravenösen Nadeln in den beiden Armbeugen wenig zu stören schienen.
»Sehen Sie«, sagte Bev und mußte schreien, um sich verständlich zu machen, »ich sagte es doch. Ein netter Junge.«
»Ja, sehr nett«, stimmte ich ihr zu. »Und klug, wie mir scheint.«
»Die Eltern sagen, daß er sehr klug gewesen ist. Mag sein, daß das Fieber ihn manchmal auch am Denken hindert, aber es gelingt ihm noch immer sehr gut, Kontakt herzustellen und zu antworten. Die Schwestern lieben ihn, und die Nachricht, daß die Eltern ihn aus der Behandlung nehmen wollen, hat sie alle maßlos schockiert.«
»Ich werde tun, was ich kann. Aber zuerst will ich zu ihm hineingehen.«
Sie rief nach einer Hilfe, und eine winzige Filipino-Schwester brachte ein Paket in dickem braunem Papier mit der Aufschrift STERIL.
»Ziehen Sie die Schuhe aus und stellen Sie sich hierher«, befahl die Schwester, die trotz ihrer geringen Körpergröße beträchtliche Autorität verbreitete. Sie zeigte auf eine Stelle jenseits der rot markierten Zone. Nachdem sie die Hände mit Betadyn gewaschen hatte, wickelte sie ein Paar sterile Handschuhe aus und streifte sie sich über die Hände. Nachdem sie sie inspiziert und fehlerfrei gefunden hatte, entnahm sie der Packung einen zusammengelegten Raumanzug und legte ihn auf den Boden innerhalb der roten Linie. Sie mußte ein bißchen herumfummeln an dem Anzug, der im zusammengelegten Zustand wie ein großes Akkordeon aus Papier aussah, doch dann hatte sie die Fußöffnungen gefunden und ließ mich hineinsteigen. Vorsichtig hielt sie den Anzug am Rand fest und zog ihn dann nach oben, band schließlich den oberen Saum an meinem Hals fest. Da sie ziemlich klein war, mußte sie sich strecken, daher bückte ich mich, um es ihr etwas zu erleichtern.
»Danke«, kicherte sie. »Jetzt die Handschuhe. Sie dürfen nichts berühren, bis sie sie angezogen haben.«
Die Schwester arbeitete schnell, und kurz darauf steckten meine Hände in chirurgischen Plastikhandschuhen, war mein Mund hinter einer Papiermaske verborgen. Der Kopfteil des Anzugs, eine Kapuze aus demselben kräftigen Papier wie der Anzug, mit einem Plastikschild vor dem Gesicht, wurde mir über den Kopf gestülpt und mit Klettverschluß befestigt.
»Wie fühlen Sie sich?«
»Sehr gestylt.« Im Anzug war es ziemlich heiß, und ich wußte, daß ich innerhalb weniger Minuten trotz des kühlen Luftstroms in der Kammer schweißgetränkt sein würde.
»Es ist das kontinentale Modell.« Sie lächelte. »Sie können jetzt hineingehen. Aber nicht länger als eine halbe Stunde. Die Uhr ist dort drüben. Kann sein, daß wir keine Zeit haben, um Sie zu erinnern, also schauen Sie gelegentlich drauf, und kommen Sie spätestens in dreißig Minuten heraus.«
»Wird gemacht.« Ich wandte mich an Bev. »Danke für Ihre Hilfe. Haben Sie eine Ahnung, wann die Eltern hier sein werden?«
»Vangie, haben die Swopes gesagt, wann sie wiederkommen?«
Die Filipino-Schwester schüttelte den Kopf. »Meistens kommen sie um diese Zeit. Wenn sie nicht bald da sind… Ich weiß auch nicht. Aber ich kann Sie ja anrufen, Doktor…«
»Delaware. Ich glaube, es ist das beste, wenn Sie ihnen sagen,
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