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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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Anstrengung hob sie den Kopf und richtete einen glasigen Blick auf die Schriftzeichen. »Aktivieren …«, flüsterte sie, »aktiviert sie wieder … oder wir sind verloren.«
    Adeen packte sie bei der Schulter und zwang sie, ihn anzusehen. »Was muss ich tun?«
    Sie starrte ihn an, und dann brach sie unvermittelt in Gelächter aus. »Eine Krähe! Wie kommst du darauf … dass du irgendetwas tun …?«
    Mitten im Satz brach sie ab, stöhnte vor Schmerzen, und ihr Kopf an Adeens Arm wurde plötzlich schwer. Sofort ließ er sie los, entsetzt von dem Gedanken, sie könne gestorben sein, während er sie festhielt. Nun lag sie reglos da, als wäre sie nicht mehr als ein Gegenstand.
    Sie hat recht, wie konnte ich glauben … aber es genügt, wenn einer von uns etwas tun kann.
    »Talanna!« Adeen schrie, doch in dem Lärm hörte man seine Stimme nicht. Als er sich umblickte, sah er, wie sich überall Körper in verbissenem Kampf herumwälzten – die Erschütterungen verhinderten jeden Kampf im Stehen –, aber Talanna konnte er nirgends ausmachen. War sie nicht eben gerade noch neben ihm gewesen? Angst erfasste ihn, drohte ihn zu lähmen, aber er schob sie beiseite. Dafür blieb ihm jetzt keine Zeit. Talanna war die Einzige von ihnen, die sich mit Schriftmagie auskannte. Vielleicht fand sie eine Lösung, wie man die Zeichen wieder aktivieren und den Flug der Insel stabilisieren konnte.
    Wir müssten uns vom Wind tragen lassen wie ein Vogel …
    Wie ein schwarzer Vogel mit ausgefransten Schwingen, die den Horizont berühren …
    Konzentrier dich!
    Adeen kroch über den Kristallboden, der glitschig von Blut war, kletterte über Bücherhaufen, über zertrümmerte Möbel, vorbei an Bewusstlosen und Toten. Niemand der Kämpfenden achtete auf ihn. Wenn er nur deutlicher hätte sehen können, wenn nur nicht alles vor seinen Augen verschwommen wäre! Dann fand er Talanna. Sie kämpfte sich unter einem Bücherhaufen hervor, keuchend, aber offenbar unverletzt. Erst auf den zweiten Blick sah er, dass ihre Haut nicht mehr violett, sondern fast bläulich schimmerte, und dass sie am ganzen Körper zitterte. Er half ihr, sich von einem mächtigen Folianten zu befreien, der auf sie gestürzt war. Mit einem plötzlichen Ruck neigte sich der Turm zur anderen Seite, so dass der Boden nun beinahe wieder eben war. Erleichtert stemmte sich Adeen hoch und streckte Talanna seine Hand hin, damit auch sie sich aufrichten konnte.
    »Danke«, murmelte sie und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Dann betastete sie ihren Hals und schnitt eine Grimasse.
    »Bist du verletzt?«
    »Nein … nur Charral … der Sturm … meine Kehle, kann nicht atmen …«
    »Talanna, wir müssen einen Weg finden, die Insel zu stabilisieren. Ich glaube, diese Zeichen dort auf dem Boden … es muss eine Kombination geben, die uns hilft.«
    Talanna schüttelte den Kopf. »Es ist zu spät … ich habe keine Kraft mehr … keine Magie.«
    »Es ist nicht zu spät! Wir müssen etwas unternehmen!« Er versuchte, Talanna zu den erloschenen Schriftzeichen zu ziehen, aber sie rührte sich nicht. Ihr Blick war starr auf eine der Stellen in der Turmwand gerichtet, wo der dünne Kristall einen Blick nach draußen gestattete. Vorhin war dort nur Nacht gewesen, jetzt sah Adeen im Licht, das das Gebäude ausstrahlte, etwas Entsetzliches. Felsbrocken wirbelten durch die Luft, scharfkantige Splitter. Im Licht der magischen Speicherstelen glänzten sie in unwirklichen Farben.
    »Was …«
    Die Kämpfe hatten aufgehört. Alle, Freund und Feind, starrten wie betäubt auf die drohende Vernichtung, die ihnen entgegenwirbelte.
    Der erste Aufprall erschütterte die Insel, gepaart mit einem fürchterlichen Knall. Im nächsten Moment schoss einer der Felsbrocken direkt auf sie zu. Der Kristall über ihren Köpfen barst, knirschend öffneten sich Risse in den Wänden. Ein Regen von Splittern ging auf sie nieder oder wurde mit den Magiern und Rebellen, die zu nah an der Bruchstelle standen, in die Nacht hinausgefegt. Kälte und heulender Wind rissen an Adeen. Unwillkürlich schützte er sein Gesicht mit dem unverletzten Arm.
    Der Boden neigte sich stärker und stärker, so dass sie alle langsam, aber unaufhaltsam auf die Risse zuglitten. Das flaue Gefühl in seinem Magen verriet ihm, dass Gabta immer rascher an Höhe verlor. Jetzt war alles vorbei, es sei denn …
    »Der Schwebezauber!«, rief Adeen. »Wir müssen ihn benutzen, oder wir werden mit der Insel abstürzen!«
    Er wusste nicht, wer ihn

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