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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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Klebeband befreien.« Traian
bemühte sich trotz Lianas Heidenangst, die seine Wahrnehmung zu
überdecken schien, auf Hong zu achten. Das Auftauchen des Mediziners
würde ihm in dieser Situation nicht wirklich in den Kram passen. So
vorsichtig wie nur möglich entfernte er das Klebeband von ihren
Augen, dann von ihrem Mund. Geräuschvoll atmete sie ein. »Scht! Ich
tu dir nichts. Hab keine Angst. Alles wird gut.« Sie blinzelte müde,
dabei wirkte sie sehr benommen. Das Klebeband hatte ihre zarte Haut
stark gereizt. Auch um den Mund waren die Klebestellen gerötet und
geschwollen. Hinter Traian, zwischen dem Werkzeug, fand er ein
Cuttermesser, mit dem er ihre Fesseln durchtrennte. Hong hatte Liana
offensichtlich mit Elektroschocks gefoltert. Der Kerl war wirklich
nicht ganz dicht und so etwas nannte sich Arzt. Teils blutige, teils
leichte Verbrennungen hatte Liana am ganzen Körper. Auf dem Rücken,
an den Armen und im vorderen Schulterbereich sowie an den Schläfen
hatte Hong sie gezeichnet. Traian half ihr sich aufzusetzen und zog
sie aus dem Kofferraum. Sie stammelte so was, wie »Danke«. Traian
meinte ihre Schmerzen, das Brennen auf der Haut zu fühlen.
Vorsichtig legte er das Laken um ihren bloßen Körper. Zuerst wollte
er Liana in Sicherheit wissen und dann sollte Hong ihn kennenlernen.
Er überlegte, was für Liana jetzt am Sinnvollsten wäre. Sie
brauchte Ruhe, einen Ort, an dem sie sich geborgen fühlte. Erst mal
hier raus, am besten über die Küche. Wenn der Schlüssel neben dem
Hintereingang hing, lag es nahe, dass er auch dort passte. Falls
nicht, würde es ihm auch so gelingen, die Tür aufzubekommen. »Du
musst jetzt leise sein.« Traian flüsterte. Liana nickte müde, sie
blinzelte nur. Sie bekam die geschwollenen Augenlider gar nicht
richtig auf. Ihr Anblick schmerzte ihn sehr, es schien ihm sein Herz
zu zerreisen. Aber jetzt war er an ihrer Seite, er wollte dafür
sorgen, dass dieser wunderbaren Frau niemand ein Leid zufügte.
    Niemand!
    Mit dem Schlüssel
von der Garagentür in der Hand führte er Liana aus der Garage durch
den Flur in die Küche. Hong! Er war wach und lief oben in der ersten
Etage herum. Deutlich hörte Traian jeden Schritt. Er sollte nur
runter kommen, dann würde er ihn gleich hier auf der Stelle seine
Wut spüren lassen, andererseits sollte Liana ihrem Peiniger nicht
jetzt über den Weg laufen. Das würde ihr nur unnötig Angst
einjagen. Als Traian den Garagenschlüssel in das Schloss vom
Hintereingang steckte, knackte es leise. Die Tür ließ sich öffnen.
Der Mann auf dem Hochsitz schaute gerade in ihre Richtung, doch das
war Traian egal. Er versperrte hinter sich die Tür, um Hong den Weg
zu blockieren. So gewann er einen Vorsprung. Mit Liana an der Hand
steuerte Traian den Wald an. An der Grundstückgrenze, die durch
einen Maschendrahtzaun markiert war, wartete zu Traians Überraschung
der Mann vom Hochsitz. Er hatte den Zaun von unten her ein Stück
aufgetrennt und hielt ihnen den Draht hoch.
    »Mein Wagen steht
dort vorne. Kommen Sie.«
    Traian kannte den
Mann nicht. Diese Hilfsbereitschaft kam ihm unheimlich vor. Bestimmt
konnte man dem Kerl nicht trauen. Beim Einsteigen auf den Rücksitz
nahm Traian deshalb Blickkontakt zu dem Fremden auf, er sollte keine
Gelegenheit bekommen seinen Plan, wie immer er auch aussah,
durchzuführen. »Sie fahren uns umgehend zu Dr. Majewski in die
Wriezener Straße 5 nach Berlin. Von dort aus nehmen Sie den direkten
Weg zu sich nach Hause. Bis dahin haben sie uns vergessen.«
    Der Mann nickte,
setzte sich ans Lenkrad. Traian legte schützend seinen Arm um Liana,
wobei er peinlichst darauf achtete, dass er ihr nicht weh tat. Es war
seine Chance, sich für ihre Fürsorge im Krankenhaus zu
revanchieren, vor allem seine Liebe zu zeigen. »Du bist jetzt in
Sicherheit, Liana«, flüsterte er. Sie lehnte ihren Kopf an seine
Schulter, als ob sie sich ihm vollkommen anvertraute. Traian spürte
ihre nachlassende Anspannung. Ihr Atem, ihr Herzschlag beruhigte
sich. Liana wieder in seinem Arm zu spüren, fühlte sich heute noch
wesentlich intensiver an, als vor der Operation. Seine ungewöhnlich
sensiblen Sinne hörten fast das Vibrieren seiner Nerven, welches
durch Lianas Ausstrahlung in ihm hervorgerufen wurde. Der Wagen
erreichte die Stadtgrenze. Traian überlegte sich, wie er in Lianas
Wohnung gelangen könnte. Außer ihrem nackten Leben hatte sie nichts
bei sich. Ein anderer Ort, wo sie vor Quacksalbern und verrückten
Vampiren sicher waren,

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