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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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kam Traian nicht in den Sinn. Zudem sie als
Ärztin bestimmt genug Arzneimittel zu Hause hatte, um sie damit
ausreichend zu versorgen. Es war der beste Ort. Vor der Haustür
verlangte Traian vom Fahrer eine Kreditkarte, er sollte warten.
    Keine fünf Minuten
vergingen, bis Traian dem Fahrer die Karte zurückgab und Liana beim
Aussteigen half. Es dämmerte bereits. Nun sollte er sich besser
beeilen, damit er möglichst bald vor dem Sonnenlicht geschützt war.
    »Wo sind wir?«
Lianas Augenlider waren noch etwas weiter angeschwollen.
    »Die Treppe hoch,
dann bist du zu Hause.« Sie sah so elend aus. Sie brauchte jetzt
dringend Ruhe. Er führte sie die Treppen hinauf in die Wohnung.
Zwischen Tür und Rahmen hatte er die Fußmatte geschoben, damit die
Tür nicht zufiel. Im Schlafzimmer sank Liana auf ihr Bett. Sie
kippte gleich zur Seite, als würde sämtliche Last von ihr abfallen.
Als Traian aus dem Badezimmer mit zwei Wundsalben zurückkehrte,
schlief sie bereits. Er hob ihre Füße auf das Bett, dabei spürte
er Zufriedenheit, Liana zu umsorgen, für sie da zu sein. Die
Verletzungen, an die er gut herankam, bestrich er mit der Heilsalbe
und deckte Liana anschließend zu. In der Küche fand er eine Flasche
Wasser, die er ihr mit einem Glas an ihr Bett stellte. Jetzt musste
er aber einen Platz finden, wo er sich selbst etwas ausruhen konnte.
Liana nach diesem Erlebnis zu bedrängen, lag nicht in seinem Sinn,
auch wenn er sich zu gern an sie gekuschelt hätte. Deshalb ging er
ins Wohnzimmer und ließ die Jalousien herunter.
    Als er sich auf die
Couch legen wollte, fiel sein Blick auf die Eingangstür. So schnell,
wie er die Wohnungstür aufbekommen hatte, wäre auch jeder andere in
der Lage hier einzubrechen. Vielleicht hatte Hong sogar Liana hier
überrascht. Er könnte sie aus ihrer eigenen Wohnung entführt
haben. Diese Überlegung beunruhigte ihn etwas, doch dann kam ihm ein
Einfall. Er schob die Kommode im Flur vor den Eingang. Sollte jemand
versuchen, hier einzudringen, würde er von dem Gepolter wach werden.

    Liana erwachte vor
ihrem eigenen Zittern aus einem Alptraum. Nur Bruchstücke von dem,
was in den letzten Stunden passiert war, kamen ihr in den Sinn.
Victor hatte sie nach Hause gebracht. Als sie aus dem Badezimmer kam,
stand Lu Hong Sung plötzlich vor ihr. Ohne jegliche Vorwarnung hatte
er ihr ein Tuch vor Mund und Nase gepresst, dem Geruch nach mit Äther
getränkt. Erst im Kofferraum war sie nackt, gefesselt und geknebelt
wieder zu sich gekommen. Unzählige Male zuckten heftig beißende
Stromstöße durch ihren Körper, sodass sie mehrere Sekunden nicht
atmen konnte. Es gab Momente, in denen sie ihr Herz nicht mehr
schlagen hörte und sie glaubte sogar, sterben zu müssen. Lu Hong
Sung stellte hundert Mal die Frage, ob sie den verschwundenen
Patienten vor ihm versteckt hatte und wo er sei. Wie lange Lu Hong
Sung sie gequält hatte, vermochte Liana nicht zu sagen. Jemand hatte
sie befreit und nach Hause gebracht.
    Wirklich? Zweifelnd
schaute sich Liana um. Ja, sie war zu Hause. Beim Aufsetzen spürte
sie ihre schmerzenden Verletzungen. Draußen schien die Abendsonne.
Liana sah zur Uhr. Es war 18:17 Uhr. Ihr Dienst begann bald.
    Nein, nach alledem
sah sie sich nicht in der Lage, zu arbeiten. Sie musste in der Klinik
anrufen und sich krankmelden. Als sie aus dem Badezimmer kam, blieb
sie im Flur stehen. Vor der Wohnungstür stand ihre Kommode.
    Was sollte das denn?
    Ihr nächster Blick
fiel ins Wohnzimmer auf ihre Couch. Ihr Hals wurde eng, auch ihr
Brustkorb schien wie zugeschnürt. Eine bizarre Mischung aus Hoffnung
und vagen Panikanfällen braute sich in ihr zusammen. Langsam ging
sie auf die schlafende Person zu. Sie hielt den Atem an, warf sich
die Hand über den Mund, als sie in Traians Gesicht schaute. Sie
musste träumen, allerdings erschien ihr ihre Wahrnehmung für einen
Traum sehr wirklich. Möglicherweise stand sie unter Schock, sah
dabei Dinge, die sie sich sehnlichst wünschte. Ein Telefonat konnte
ihre Zweifel bestimmt beenden. Sie rief in der Klinik an, um sich
krankzumelden. Mit heißem Tee, der ihr half, ihre Gedanken zu
ordnen, verzog sie sich ins Badezimmer. Als sie in den Spiegel
blickte, zuckte sie zusammen.
    Ihr Anblick
entschuldigte jede Halluzination. Hinter ihr lagen ersichtlich
furchtbare Stunden. Ihre dunklen Augenränder, die leuchtend roten
Reizungen vom Klebeband verdeutlichten ihr, Hong war nicht zimperlich
mit ihr umgegangen. Nun begann ihr Spiegelbild sich zu

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