Fluegel der Dunkelheit
Victors
Magengegend entlud. Für keinen einzigen Blutstropfen wollte er
bleiben. Victor krümmte sich vor Schmerz. Traian verspürte kein
Bedarf zu testen, ob er stärker als Victor war. Während er davon
rannte, hörte er Victor etwas rufen. Sollte der Kerl sich nur jemand
anderen suchen.
... zwei Jahre
später ...
E s regnete in
Strömen, als habe der Himmel seine Pforten geöffnet, um die Erde
reinzuwaschen. Traian presste den Rücken gegen die raue Hauswand.
Sein Atem ließ seine Nasenflügel beben. In seinen Ohren rauschte
das Pulsieren des Blutes. Diese Nacht bedeutete für ihn der Auftakt
eines neuen Lebens. Ein Leben, das er schon längst hätte führen
müssen. Zwischen dem gleichmäßigen Prasseln des Regens hörte er
das Schlurfen des alten Mannes. Endlich. Gleich würde der
Hausmeister um die Ecke biegen. Traian lauschte kurz seinem eigenen
Herzschlag, als plötzlich dieser marternde Kopfschmerz einsetzte.
Ausgerechnet jetzt! Mühevoll versuchte Traian sich nicht dem Schmerz
hinzugeben, sich auf die Schritte seines Opfers zu konzentrieren. Er
blinzelte, schloss für einen Augenblick die Augen. Die Beschwerden
wurden erträglicher. Was für ein ungünstiger Moment. Nur wenige
Meter links neben Traian auf dem nassen Gehweg erschien im Licht der
Straßenlaterne der langgezogene Schatten des alten Hausmeisters. Der
Geruch seiner Zigarre eilte ihm voraus. Traian bemerkte, wie er die
Nase rümpfte. Widerlich. Noch immer rauchte der Typ dieses billige
Kraut, das nach muffigem Stroh roch. Selbst die speckige Schirmmütze
von damals schützte noch heute seine Glimmstängel vor dem Regen.
Der untersetzte Mann zeigte sich kein bisschen verändert. Traian
spürte seine Anspannung in jeder Faser seines Körpers. Lange genug
hatte er sich auf diesen Moment vorbereitet, hatte überlegt, wie
seine Vergeltung aussehen sollte. Jetzt hatte er sehr genaue
Vorstellungen, exakte Pläne für jeden von ihnen. Auch wenn sein
erstes auserwähltes Opfer nicht direkt mit seiner Vergangenheit zu
tun hatte, so war aber seine Ignoranz, sein Wegsehen, mindestens
genauso vergeltungsbedürftig, wie das Vergehen der Hauptbeteiligten.
Endlich bog der Hausmeister um die Ecke. Mit dem Vorteil des
Überraschungsmoments trat Traian aus dem Schatten auf ihn zu. Als er
Traian erkannte, riss er seine Augen weit auf, sogar sein Mund
öffnete sich, als wolle er etwas sagen, doch seine Worte erstarben
auf seinen Lippen. Als er das Entsetzen im Gesicht des Mannes
erkannte, spürte Traian ein Gefühl des Triumphs in sich aufkommen.
Geräuschvoll atmete der Hausmeister ein, hastetet dabei rückwärts,
stolperte und verlor sein Gleichgewicht. Der massige Körper prallte
zu Boden. Dann lag er regungslos da. Vermutlich hatte er sich so sehr
erschrocken, dass ihn die Ohnmacht packte. Vorsichtig griff Traian
unter seinen Mantel und nahm den ersten seiner drei Begleiter heraus,
um ihn auf den Hals seines Opfers zu setzten. Eifrig begann die
Vampirfledermaus, die Haut vor dem Biss durch minutenlanges Lecken
einzuspeicheln. Dieser Vorgang verhinderte das Gerinnen des Blutes
für längere Zeit. Schließlich trennte das Tier mit seinen
rasiermesserscharfen Schneidezähnen zwei kleine Hautlappen ab, um
das heraustretende Blut aufzulecken. Im Schutze seines Mantels setzte
Traian die zweite Fledermaus dicht neben die Erste. Der Hausmeister
reagierte noch immer nicht. Traian konnte es nur recht sein. Nachdem
sich alle drei Vampirfledermäuse satt getrunken hatten und Traian
sie unter seinem Ledermantel verstaut hatte, kniete er sich selbst
vor sein Opfer. Für einen winzigen Augenblick kamen ihm Zweifel,
doch sie verflogen schnell. Er legte seine Lippen über die
Bisswunden und saugte den roten Lebenssaft auf. Das warme Blut lief
Traian den Rachen hinunter. Menschenblut. Es war sein erstes
Menschenblut, allerdings schmeckte es alles andere als süß, wie
immer behauptet wurde. Ein pelziger, fast bitterer Geschmack benetzte
Traians Zunge. Wie der Geruch der Zigarre des Hausmeisters, so
abstoßend war auch sein Blut. Vielleicht war sein Vorhaben doch
keine so gute Idee. Als Traian genug getrunken hatte, richtete er
sich auf. Langsam müsste der Kerl doch wieder zu sich kommen. Er
nahm das speckige Kinn in die Hand und drehte den leblosen Kopf zu
sich. Die Augen seines Opfers starrten ins Leere. Erst jetzt bemerkte
Traian die Blutlache, die sich unter dem Hinterkopf ausbreitete. Die
Regentropfen platschten hinein und verdünnten das Blut. Traian
spürte einen
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