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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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sein nächstes Vorhaben schien es Traian
sinnvoll, ihn zu hypnotisieren.
    »Was ... was hast
du vor?«, stammelte Vincent, der vermutlich ahnte, was ihm nun
blühte.
    »Schließe deine
Augen«, flüsterte Traian. Das Opfer folgte der Aufforderung. Mit
einem tiefen Atemzug drehte Traian Vincents Kopf zur Seite. Was für
ein appetitlicher Anblick ein nackter Hals doch war. Er beugte sich
langsam hinunter und saugte das warme Blut aus den Bisswunden der
Fledermäuse. Seine Zunge wurde augenblicklich mit Reizen überflutet.
Dieses Blut war nicht mit dem des Hausmeisters vergleichbar. Es
schmeckte kein bisschen widerlich. Tatsächlich hatte es einen
süßlichen Geschmack, der ihm fast wie eine sanfte Droge vor kam.
Daran könnte sich Traian gewöhnen, allerdings war es nicht sein
Bestreben, sich ausschließlich von Menschenblut zu ernähren. Es
gehörte zu seinem Racheplan, das Blut eines jeden Peinigers zu
trinken. Er löste sich von der Wunde. Das Blut sollte noch eine
Weile ausströmen, bevor die Blutgerinnung einsetzte. Zum nächsten
Vorhaben öffnete er die Fesseln an den Handgelenken, brachte den
Körper seines Opfers in eine sitzende Position, um dessen Arme
rückwärts um einen Baumstamm erneut zu verknoten. Er zog den
letzten Knoten fest, da regte sich der Krankenpfleger.
    »Hör mal«, er
schluckte, wurde sich vermutlich seiner freiheitsberaubten Situation
bewusst. »Du wirst mich doch gehen lassen, nicht wahr?«
    Diese Frage zeigte
Traian, wie es in Vincent aussehen musste. Diesen Kerl in seiner
Gewalt zu wissen, rief eine Empfindung hervor, die einem Siegeszug
gleichkam. Allein ihm gehörte die Macht ihn zu quälen, ihn
vielleicht einige Tage hier zu behalten oder ihn freizulassen. In
beiden Fällen war sich Traian sicher, dass Vincent lieber tot als
lebendig sein wollte. Von damals wusste Traian, dass Vincent unter
einer Spinnenphobie litt. Der Anblick einer kleinen unschuldigen
Spinne hatte diesen gestandenen Kerl in Panik versetzt. Mit dem
zufriedensten Lächeln der Vampirgeschichte zeigte Traian ganz
bewusst seine Reißzähne. Für einen winzigen Augenblick überkamen
ihn Zweifel, ob er an seinem Plan festhalten sollte, doch die Bilder
aus der Vergangenheit vor seinem geistigen Auge löschten jeden
Funken Mitleid in ihm.
    »D – damals –
ich hab nur meinen Job gemacht«, winselte Vincent.
    Nur seinen Job?
    Nein! Der Typ
verdiente kein Erbarmen. Nicht einmal jetzt begriff Vincent, worum es
Traian wirklich ging. Er streckte seine Schultern und schaute Vincent
erneut in die Augen.
    »Mit dem nächsten
Atemzug wirst du fortan aus jeder Wunde, die du erblickst, hunderte
von Spinnen aus Eiern schlüpfen sehen. Ich werde dich losbinden und
dann wirst du mit deinem Rad nach Hause gehen. Unser Treffen hast du
bis dahin vergessen. An mich wirst du dich nie wieder erinnern.«
Traian löste zufrieden die Fesseln, um mit seinen drei kleinen
Freunden zu verschwinden. In seiner Vorstellung sah er Vincent in
panischer Angst vor sämtlichen Wunden fliehen. Unter diesen
Wahnvorstellungen würde er seinen Beruf nicht mehr ausüben können.
Jedes Mal, wenn er eine Verletzung bei ihm oder jemand anderen zu
Gesicht bekäme, wäre er dem Wahnsinn nahe. Eigentlich ein geringer
Preis für das, was er hatte erdulden müssen. Aber Traian hatte sein
Blut getrunken und sich an Vincent gerächt.
    Es war an der Zeit,
sich dem Nächsten zu widmen.

Freie Tage

    L iana schloss
die Augen, während sie tief im duftenden, üppigen Badeschaum
versank. Der heutige Tag hatte ihr viel Kraft geraubt. Über fünfzehn
Stunden musste sie operieren. Erst entfernte sie zwei Hirntumore,
anschließend kam noch ein Notfall, eine Hirnblutung, dazu. Nun lagen
zwei freie Tage vor ihr, in denen sie sich richtig ausspannen würde,
lange schlafen, ausgiebige Spaziergänge und vielleicht einen
Einkaufsbummel durch die Stadt. Das hatte sie sich mehr als verdient.
Schließlich lag ihre bestandene Facharztprüfung schon ein Weilchen
zurück und dabei war sie noch nicht mal zum Feiern gekommen, weil
ständig ein Kollege fehlte, den sie vertreten musste. Ihre steile
Karriere an der Charité sollte ihr den ersehnten Weg in die
Forschung ebenen. Als medizinische Wissenschaftlerin malte sie sich
in Zukunft gegen Parkinson und Demenz aus. Wenn ihr hier der
Durchbruch gelang, wäre das ein riesiger Fortschritt, von dem sie
immer geträumt hatte. Ältere Menschen, wie ihre geliebte
Großmutter, könnten dann ihren verdienten Lebensabend richtig
genießen und müssten

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