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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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dennoch
nicht. Zu fremd, zu unsicher war seine Umgebung, als dass er sich in
die todesähnliche Starre fallen lassen wollte, aus der er neue Kraft
schöpfte. Bald begann es zu regnen. Die Tropfen hörten sich durch
das Blechdach der Halle nach einem unvergleichlichen Getöse an, dass
man sein eigenes Wort nicht hätte verstehen können. Gegen
Nachmittag rissen ihn krachende Donnerschläge aus seinem dösenden
Zustand. Es klang nach einem heftigen Gewitter, zu dem bald ein
heulender Wind einsetzte. Mit diesem Lärm schäumten plötzlich
starke Zweifel an seinem nächsten Vorhaben auf. An den Ort des
Schreckens zurückzukehren, war eventuell doch keine so gute Idee.
Das alte Krankenhaus in Hohen Neuendorf aufzusuchen, würde seine
schmerzvollen Erinnerungen nur noch lebendiger erscheinen lassen.
    Andererseits war er
es seinen Eltern schuldig, sie waren dort gestorben und er wusste
nicht, was man mit ihren Leichen gemacht hatte. Nach einem Grab
wollte er suchen. Seit seiner Flucht damals, war er nicht dorthin
zurückkehrt. Jetzt war es an der Zeit sich dort umsehen, um
Gewissheit zu finden, vielleicht sogar einige Antworten. Diese
Gedanken wuchsen zu einem Verlangen, das keinen Aufschub duldete.
Erst danach sollte er sich dem nächsten Peiniger widmen. Das
Gewitter hatte sich inzwischen verzogen und das farbenprächtige
Abendrot tauchte die Fabrikhalle in ein magisches rotes Licht. Viel
zu lange hatte er das Vorhaben, das Krankenhaus aufzusuchen, vor sich
hergeschoben. Aber heute würde er zurückkehren.
    Unruhe wühlte
Traian auf, als könne er etwas verpassen. Es war noch nicht richtig
dunkel, als er sich auf den Weg machte.

    Am Nachmittag
überkamen Hannah erneut heftige Schmerzen. Liana musste deshalb
nicht weiter überlegen. Sie packte Veits Reisetasche zusammen und
bedankte sich am Abend bei Familie Sperling für ihre Unterstützung.
Beim Abschied wünschte sie Hannah gute Besserung und versprach, mit
Veit bald wieder vorbei zu kommen. Heute ließ sich Veit ohne Protest
auf den Kindersitz schnallen. Wie vertraut ihr der süße Fratz
inzwischen war, selbst mit dem Gedanken, er könnte ein Vampir sein.
An diesem Sonntagabend wählte Liana nicht den Weg durch den Wald, wo
sie Traian begegnet war, sondern fuhr über die Autobahn Richtung
Stadt, das erschien ihr sicherer. Veit schlief unterwegs auf seinem
Sitz ein. Seine letzte Bluttransfusion lag genau eine Woche zurück.
Sie überlegte, wo sie mit ihm hinfahren sollte, wenn es ihm schlecht
ging. Die Charité kam nicht in Frage, aber vielleicht das
Krankenhaus Berlin Buch, zumindest konnte sie relativ schnell dort
sein. Mit ihm nach Hause zu fahren, kam ihr allerdings auch nicht
ganz geheuer vor. Was, wenn Klingbergers Komplizen dort bereits auf
sie warteten? Während ihrer Überlegung fand sie sich unbeabsichtigt
auf einer Autobahnabfahrt wieder. Das war doch zu blöd. Ihre
Gedanken hatten sie zu sehr abgelenkt. Sie hätte weiterfahren
müssen. An der Kreuzung hielt sie kurz an, um sich zu orientieren.
Die Straße führte nur nach rechts oder nach links. Dabei sprang ihr
das gelbe Hinweisschild ›Hohen Neuendorf 4 km‹ förmlich ins
Auge.
    Der nördliche
Kartenausschnitt! Das konnte doch kein Zufall sein! Sie war hier noch
nie abgefahren, wozu auch? Aber da sie nun schon mal hier war, sollte
sie sich die Gegend der Karte anschauen. Das Ganze musste eine
Bedeutung haben. Jetzt fühlte sie sich bereit, herauszufinden, was
es mit diesem Krankenhaus auf sich hatte. Sie bog rechts ab, folgte
der Landstraße, bis sie das Ortsschild von Hohen Neuendorf
passierte. Nach ungefähr zwei Kilometern hielt sie am Straßenrand
an. Es gab Hinweisschilder zum Länderinstitut für Bienenkunde, zum
Bahnhof sogar zur bekannten Himmelspagode, nur für das Krankenhaus
gab es keinen Hinweis. Liana fand das merkwürdig. Um sich den Weg
herauszusuchen, zog sie das Kartenstück hervor und folgte dann dem
Weg anhand der Karte. Am Ende der Stadt, direkt am Wald gelegen,
erreichte sie ihr Ziel. Schon von weitem wurde ihr klar, warum es
kein Hinweisschild gab. Hinter einem notdürftig ausgebesserten Zaun,
eroberten Bäumen, Sträucher, Moose sowie Farne zurück, was einst
ein Krankenhaus gewesen sein könnte. Im Erdgeschoss waren sämtliche
Fenster mit Blechplatten versiegelt, vermutlich um Vandalismus
vorzubeugen.
    Das in U-Form
angelegte einstöckige Bauwerk mit Dachgeschoss schien aus den
dreißiger Jahren zu stammen, wobei es Liana eher an eine
Jugendherberge erinnerte. Die Straße endete

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