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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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machte sich ein dritter an der unteren Wirbelsäule des
jungen Mannes zu schaffen. Liana fragte sich, was das werden sollte.
    Die Antwort folgte,
als der Mediziner ohne jegliche Betäubung im Lendenwirbelbereich den
Rückenmarkskanal punktierte. Der Patient schrie unter seinem
Klebeband auf, versuchte dabei der bohrenden Nadel zu entkommen, was
durch die Gurte unmöglich blieb.
    »Haltet ihn doch
still. Was soll ich mit einem querschnittsgelähmten Versuchsobjekt«,
schimpfte der Arzt, während er den ersten Liquor in seine große
Spritze zog.
    Das dumpfe Ächzen
und Stöhnen des jungen Mannes hielt an, schien ihn fast um den
Verstand zu bringen. Liana hörte ihren pochenden Herzschlag, spürte
eine enorme innere Hitze. Wie konnte man diese äußerst schmerzhafte
Untersuchung ohne Anästhesie durchführen?
    »Schluss«,
forderte einer der beiden Ärzte. »Es hat keinen Puls mehr.« Liana
rang nach Atem. Diese Mediziner hatten diesen Mann schändlich
missbraucht. Nun wurde ihr erneut deutlich, warum Bettina nicht zur
Polizei ging. Sie hatte diese bestialischen Verbrechen unterstützt.
Aber was bezweckte dieses Ärzteteam damit?

    Traian legte zwei
Stunden Fußmarsch zurück. Er fragte sich, ob Hartung oder einer der
beteiligten Mediziner immer noch in dem verlassenen Krankenhaus
Experimente durchführten. Es wäre durchaus denkbar, andere Vampire
aus den Händen dieser Ärzte befreien zu können. Allerdings sollte
er sehr vorsichtig sein. Allein der Gedanke an sein Gefängnis, an
den Operationsraum, an seine Qualen, schien sich in seinem Magen zu
entladen.
    Nein! Er brauchte
die Menschen nicht mehr fürchten. Seine Kraft und sein Geschick
waren ihnen weit überlegen. Jetzt wusste er, wie sie vorgingen und
wie er sich vor ihnen schützen musste. Dieses Wissen von heute hätte
ihm damals vor seinem Schicksal bewahren können. Aber nun ließ sich
die Zeit nicht mehr zurückdrehen. Den Tod seiner Eltern zu rächen,
gab seinem Leben einen Sinn. Solange auch nur einer der Peiniger
ungestraft davon käme, würde er keine Ruhe finden. Inzwischen
erreichte er den Waldrand. Das Krankenhaus lag vor ihm. Bäume und
Büsche ragten wild durcheinander, Unkraut wuchs aus den Regenrinnen.
Erst jetzt bemerkte er, wie sehr ihn dieser Anblick bewegte, wie
heftig sein Herz in seiner Brust schlug.
    Damals hatte er sich
das Haus nicht angesehen. Zu groß war seine Anspannung, ob seine
Flucht tatsächlich geglückt war. Traian versteckte seinen Seesack
im Gebüsch. Er griff in seinen Mantel, um die Fledermäuse fliegen
zu lassen. Er musste hart schlucken. Wie lange mochte es wohl her
sein, dass man seine Eltern und ihn hierher verschleppt hatte? Traian
hatte jegliches Zeitgefühl dort unten im Keller verloren. Später,
als freier Mann, hatte er sich für Tage oder Monate nicht
interessiert. Es spielte keine Rolle, wie viel Zeit er für seine
Rache brauchte. Von seinen vielen Empfindungen geleitet, sprang er
über den Zaun auf das Gelände und schaute sich gründlich um.

    Veit!
    Er war allein im
Auto und Liana befand sich mit Sicherheit bereits zwanzig Minuten
hier unten. Ihre Knie zitterten, während sie die Stufen hinaufstieg.
Diese Bilder, die sie eben miterlebt hatte, gingen ihr nicht aus dem
Kopf, erst recht nicht aus ihrem Herzen. Ganz bestimmt hatte sie
längst nicht alles gesehen, doch für den Anfang war das mehr, als
ihr Gemüt verkraften konnte. Es kam ihr schon sehr seltsam vor, wie
sie den Weg hierher gefunden hatte, genauso merkwürdig, wie die
beiden Kartenausschnitte, die unerwartet vor ihr lagen. Was sie wohl
in Potsdam in dem Wald für ein Erlebnis erwarten würde?
    Ihr fiel der
Rechtsanwalt ein, der behauptete, Nicolae und Alina hätten einen
Sohn gehabt, der diesem Wahnsinn entkommen konnte. Es handelte sich
gar nicht um Veit, sondern um diesen jungen Mann von eben. Bucuresti
hatte einen Namen genannt, aber sie wusste ihn nicht mehr.
    Sie fragte sich,
warum ausgerechnet sie in diese dunkle Geschichte rein gezogen worden
war. Liana sah plötzlich das Bild von heute Mittag vor sich, von
Veit im Stall, wie er das blutige Herz in den Händen hielt. Kein
normales Kind würde sich ein Schweineherz stibitzen, aber war Veit
wirklich ein Vampir? Victor und dieser Anwalt konnten ihr bestimmt
ihre Fragen beantworten, sie musste dort anrufen. Aber jetzt wollte
sie nur schnell zu Veit zurück. Kurz vor der Ausgangstür knipste
sie die Taschenlampe aus, nicht, dass man sie am Ende noch mit einem
Einbrecher verwechselte. Dann öffnete

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