Fluegel der Dunkelheit
Unterlagen über Vampire in einem Feuer.
Diese Tage der Gefangenschaft werden dich stets verfolgen.« Traian
hielt kurz inne, um den folgenden Auftrag zu genießen. »Bis ans
Ende deines Lebens wirst du an qualvollen Alpträumen leiden. Die
Zeit in eurer Gewalt wirst du mit meinem Körper wahrnehmen, meine
Empfindungen, meine Schmerzen fühlen. Du wirst wissen, was in jedem
Atemzug in mir vorgegangen ist.« Klingberger starrte ihn mit leerem
Blick an.
»Verschwinde
jetzt«, forderte er, dabei spürte er eine enorme Erleichterung,
diesen Kerl endlich los zu sein. Das Gefühl seiner Rache war bei ihm
nicht so intensiv, wie er es sich vorgestellt hatte, aber die
Gewissheit, dass dieser Arzt leiden würde, rief eine angenehme
innere Ruhe hervor. Ein weiteres Kapitel seines Vorhabens konnte er
nun schließen.
Karten
G egen drei
Uhr morgens erreichte Liana den Hof der Familie Sperling. Alles blieb
still und dunkel. Nur der zunehmende Mond, die Sterne in dieser
klaren Nacht schienen auf diese ländliche Idylle. Nicht einmal der
Hund in seiner Hütte schlug an, als sie den Wagen an der
Zufahrtsstraße abstellte. Kein Auto war ihr auf den Weg hierher
gefolgt. Absichtlich war sie unterwegs ein paarmal abgebogen, hatte
sich vergewissert, von niemandem verfolgt zu werden. Jetzt drehte sie
die Rückenlehne des Sitzes nach hinten, zog die Decke vom Rücksitz
und kuschelte sich darunter, um die Augen zu schließen. Beim
Einschlafen dachte sie an die erholsamen Tage hier bei Hannah zurück,
an das gute Essen vor allem aber an Veit.
Liana erwachte
träge, sie blinzelte, denn ein Klopfen irritierte sie. Es war
bereits hell. Sie benötigte einen Moment, bis sie Hannahs Mutter an
der Scheibe der Fahrertür erkannte. Dieses herzliche Lächeln
erinnerte sie an ihre verstorbene Großmutter, die sie nach dem
Autounfall ihrer Eltern großgezogen hatte. Deshalb mochte sie diese
Familie vermutlich so sehr.
»Frau Doktor! Ja,
warum schlafen Sie denn hier draußen?« Hannahs Mutter öffnete die
Autotür. »Im Auto, das ist doch unbequem.«
Liana stieg aus.
Zuerst musste sie ihre steifen Glieder strecken. In einem Bett
schlief es sich doch wesentlich erholsamer. »Ich wollte niemanden
wecken.« Sie umarmte Frau Sperling zur Begrüßung.
»Veit hat bisher
immer durchgeschlafen. Nur heute Nacht nicht. Er schlief einfach
nicht wieder ein. Offenbar hat er Sie gehört.« Hannahs Mutter schob
Liana über den Hof. Tau lag auf den Gräsern. Die Sonne glitzerte
darin, als seien es winzige Diamanten.
»Wie geht es
Hannah?«
»Sie hat noch
Schmerzen. Deshalb ist Veit seit zwei Tagen bei uns.«
In Liana kroch ein
schlechtes Gewissen hoch. »Sie hätten mich doch gleich anrufen
können.«
»Hannah wollte das
nicht.« Die Mutter blieb stehen, sah Liana ins Gesicht. »Ihre
Bitte, sich um Veit zu kümmern, bedeutet Hannah alles. Seien Sie
ehrlich, welcher Mann will eine querschnittsgelähmte Frau an seiner
Seite? Hannah wird niemals selbst Kinder bekommen.« Sie strich Liana
kurz über den Arm. »Sie blüht mit dieser Aufgabe auf, für mich
eine große Freude sie dabei zu beobachten.«
Liana nickte, Hannah
wäre bestimmt eine sehr gute Mutter. »Hat Veit noch mal eine
Bluttransfusion erhalten?« Sie betraten das Haus.
»Nein. Bisher war
es nicht nötig.« In der Küche lag der köstliche Duft von
frischgebrühtem Kaffee. Lianas Blick fiel auf die Küchenuhr, es war
sechs Uhr morgens.
Frau Sperling nahm
fünf Teller aus dem Küchenschrank. »Sie müssen entschuldigen, ich
habe heute etwas verschlafen. Veit war nur schwer zu beruhigen und
der fehlende Schlaf, das bin ich nicht mehr gewöhnt.« Sie
platzierte die Teller auf den Tisch. In diesem Moment kam Hannahs
Vater in die Küche.
»Guten Morgen, Frau
Dr. Majewski.« Sehr munter wirkte er auch noch nicht.
»Guten Morgen, Herr
Sperling. Ich bin gekommen, um Sie von dem kleinen Quälgeist zu
erlösen.« Liana setzte sich auf einen Küchenstuhl.
»So?« Er musterte
Liana über seine Brillengläser hinweg. »Der kleine Quälgeist, wie
Sie ihn nennen, ist uns allen verdammt schnell ans Herz gewachsen.
Und Hannah blüht buchstäblich auf. Wenn ich meine Blutgruppe
wüsste, könnte ich ja für Hannah einspringen.«
Ein protestierendes
Schreien zog vom Flur aus durch das Haus. Herr Sperling lächelte.
»Dann werde ich ihn erlösen. Er wird ohnehin nicht mehr zum
Einschlafen zu bewegen sein.«
Veit war hier
wirklich gut aufgehoben. Kurz darauf kam ein aufgewecktes Windelpaket
in die Küche
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