Fluegel der Dunkelheit
Anwalt
klang sarkastisch. »Eine Teufelssekte, die Vampirfledermäuse
dressiert. Was für eine Story.«
»Langsam bekomme
ich ein Bild zusammen. Ich könnte meinen rechten Arm darauf
verwetten, dass Luca hinter dieser Geschichte steckt. Du sagtest
doch, dass Dr. Majewski Klingberger sowie Luca im Wald begegnet sei.«
»Ja, schon.«
Bucuresti hörte sich wenig überzeugt an, »aber warum sollte
Klingberger dann sein Haus niederbrennen?«
»Ganz einfach, weil
Luca es ihm befohlen hat.«
»Ach so, ja. Eure
hypnotischen Fähigkeiten. Das zeugt von einem gewissen schwarzen
Humor, den Luca da an den Tag legt, nicht wahr?« Bucuresti lachte
leise. Ein Handy klingelte im Wohnzimmer. »Das ist meins«, sagte
der Anwalt. »Ja?« Eine Weile blieb es still, nur ab und zu ein
›Aha‹ oder ein ›Mh‹ war zu hören. »Danke, ausgezeichnete
Arbeit.«
»Erzähl, was gibt
es Neues?«, forderte Victor.
»Wie ich bereits
ahnte«, begann Bucuresti mit gedämpfter Stimme. »In der Charité
ist der kleine Veit unter den Schwestern wohl bekannt. Nur eine Akte
über ihn existiert nicht, weder auf dem Standesamt noch beim
Einwohnermeldeamt. Offiziell gibt es dieses Kind gar nicht.«
Aus dem Wohnzimmer
erklang Veits fröhliches Kreischen, worauf Victor ihn ermahnte.
»Lass Frau Doktor noch ein bisschen schlafen.« Ihr Blick fiel beim
Aufstehen auf den Radiowecker: 16:00 Uhr.
Ach du Schreck. Sie
hatte den ganzen Tag verschlafen. Sie schoss in die Höhe, spürte
dabei deutlich noch immer hämmernde Kopfschmerzen. Davon abgesehen
hätte sie sich heute Morgen in der Klinik melden müssen.
Hoffentlich gab es deshalb keinen Ärger. Sie fuhr sich durch das
Haar, verließ dann das Schlafzimmer. Im Wohnzimmer waren die
Jalousien heruntergelassen. Bucuresti saß auf der Couch, Victor auf
dem Sessel und beschäftigte sich mit Veit.
»Wie fühlen Sie
sich?« Bucuresti stand auf, ging auf sie zu. »Sie sehen noch sehr
blass aus.«
Liana nickte. »Es
geht schon, danke. Ich muss dringend in der Klinik anrufen.« Auf dem
Flur nahm sie ihr Telefon und meldete sich auf ihrer Station. Zu
ihrer Überraschung erfuhr sie von der Aufhebung ihrer Freistellung.
Man erwartete sie am Dienstagmittag zum Dienst. Diese Sorge war sie
also los, dafür gab es ein anderes Problem. Sie setzte sich jetzt zu
Bucuresti auf die Couch. Veit raschelte mit seinem Windelpaket auf
sie zu. »Lia zu Anna fahren.« Diesem kleinen Spatz gelang es doch
wirklich immer, ihr ein Lächeln zu entlocken. Er kletterte auf ihren
Schoß.
»Nein, Veit. Hannah
muss erst gesund werden, bevor wir sie wieder besuchen können.«
Victor sah sie kurz
an. »Ich hoffe, Sie sind nicht böse, dass wir hier geblieben sind«,
begann Victor mit seiner Entschuldigung. »Wir dachten, Sie könnten
ein wenig Erholung vertragen.«
Eigenartig war diese
Situation schon, mit zwei fremden Männern in ihrer Wohnung, einer
davon noch ein Blutsauger. »Danke, das war sehr nett.« Liana
schaute die beiden Männer abwechselnd an. »Man erwartet mich morgen
Mittag zum Dienst. Klingberger liegt als Patient in der Klinik und
ich habe die Ehre, seine Vertretung zu übernehmen.« Sie warf einen
Blick zu Victor. »Ich muss sehen, wo ich Veit unterbringen kann.«
Bucuresti lächelte.
»Wir können uns um ihn kümmern.« Liana nickte. Wo sonst wäre ein
kleiner Vampir besser aufgehoben, als bei Leuten, die sich mit
Vampiren auskannten. Sie sollte sich weniger sorgen und die Situation
als günstigen Zufall annehmen.
Victor beugte sich
ein Stück vor, sah sie dabei prüfend an. »Sie haben Sergiu
erzählt, dass Sie mit Luca in Kontakt stehen, ist das wahr?«
Augenblicklich
spürte sie dieses Kitzeln im Bauch, als sie an ihn dachte, aber ihr
fiel auch die erste Begegnung ein, seine Bewusstlosigkeit. »Naja, so
würde ich es nicht bezeichnen. Wir sind uns bisher dreimal
begegnet.«
»Dr. Majewski?«
Bucuresti hatte seine Hand auf ihr Knie gelegt. »Geht es Ihnen nicht
gut? Sie machen ein Gesicht, als hätten Sie einen Geist gesehen.«
»Nein, nein alles
in Ordnung, Geister sehe ich in letzter Zeit häufiger.« Die beiden
Männer lachten kurz. Liana bemerkte, wie sie noch immer die
Erlebnisse von gestern verarbeitete. Auf andere wirkte sie vermutlich
wie abwesend. Nicht genug, dass der Geist von Alina sie verfolgte,
sie die Existenz von Vampiren akzeptieren musste, nun wurde Liana
auch so richtig bewusst, dass sie selbst über besondere Fähigkeiten
verfügte. »Das ist alles nicht so ganz einfach für
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