Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
Vom Netzwerk:
hörte sich
röcheln.
    »Verdammter
Blutsauger«, fluchte der Mann. Sie spürte die harte Schuhsohle auf
ihrem Brustbein, dann verschwand der Schuh kurz. Ein mörderischer
Schmerz an der Rippenwunde ließ sie aufschreien.

    Traian dachte an die
Begegnung mit Liana zurück. Anfangs hatte er sich unentwegt gefragt,
was Liana in dem Krankenhaus zu suchen hatte, in welcher Verbindung
sie zu diesem Gebäude stand. Ihm kamen sogar Gedanken, sie könne
eine Vampirjägerin sein. Davon gewann er aber schnell Abstand. Das
passte nicht zu ihr. Die Auseinandersetzung zwischen Klingberger und
Liana vor drei Tagen im Wald fiel ihm ein. Die beiden kannten sich
zwar, aber es war mehr als deutlich, wie gegensätzlich Klingberger
und Liana waren. Liana! Ihre weichen Gesichtszüge, ihre Augenpartie
mit ihren mandelförmigen, wunderschönen, grünen Augen, wie sehr er
sich in diesem Augenblick nach ihr sehnte. Zu gern würde er eine
braune, wellige Haarsträhne aus ihrem zarten Gesicht streichen,
seine Hand auf ihre Wange legen und dann mit seinen Lippen die ihren
berühren. Sie war eine menschliche Frau! Wie konnte sie eine
derartig intensive Anziehung auf ihn ausüben? Womöglich spielte sie
ihm am Ende nur etwas vor. Nein! Zu aufrichtig hatte sie geantwortet,
da waren keine Lügen zu spüren.
    Traian überlegte,
woher sie aber von dem Keller, von den Versuchen wusste. Dieses
aufwühlende Thema hätte er am liebsten gleich beendet, doch sie
klang so mitfühlend. Es überraschte ihn, von diesem Kind zu
erfahren, welches dort entstanden sein soll. Davon hatte er keinerlei
Kenntnis. Ja, ihm fehlte so viel Wissen, vor allem aber eine lange
Zeit, die man ihn um seine Freiheit, um seine Jugend betrogen hatte.
Klingberger, dieser Teufel. Dann musste es ihm ja tatsächlich
gelungen sein, seinen Plan, einen Vampirmenschen zu schaffen, zu
vollenden. Aber wie und wer waren die Beteiligten? Mit diesen
Überlegungen drängten sich die Erinnerungen an die Experimente an
sein Bewusstsein. Beinah spürte er die beißenden Stromstöße durch
seinen Schädel, mit denen das Team eine Verbindung zu irgendwelchen
Implantaten in seinem Kopf aufnehmen wollte. Zeitweise war ihm nicht
mal ein erlösender Schrei gelungen, weil der Strom seine Muskeln mit
heftigen Krämpfen beherrscht hatte.
    Nein! Nur nicht
zurück sehen. Liana war die beste Ablenkung dafür. Er holte sie
sich erneut ins Gedächtnis, wie sie auf die Frage reagiert hatte, ob
sie für Klingberger tätig war. Ihre Reaktion sagte alles aus. Eine
Lüge, eine Ausrede hätte er sofort gespürt. Doch stattdessen stieg
ihre hitzige Röte ins Gesicht, ihre Pupillen weiteten sich
auffallend. Zu hinreißend sah sie damit aus. Gleichzeitig brachte es
Traian aber auch Gewissheit darüber, dass Liana nicht zu diesem
Ärzteteam zählte. Jetzt ärgerte er sich ein bisschen über seine
Zweifel, denn eigentlich hörte er meist auf seinen Instinkt. Aber in
dieser Situation hatte er die ganze Zeit über mit seinem Verstand
gekämpft. Nun spürte er Erleichterung und brauchte keine Bedenken
mehr zu haben. Wenn Liana aber diesem Team nicht angehörte, konnte
sie ihr Wissen praktisch nur durch seherische Fähigkeiten erhalten
haben. Ähnliches hatte sie auch angedeutet. Er fühlte sich unwohl,
denn er hatte seine Entschuldigung nicht beendet. Dieser fremde
Vampir, von dem er nicht herausfinden wollte, ob es Razvan mit
Manuels Bande war, hatte ihn vertrieben. Traian ging seinen
Gleichgesinnten lieber aus dem Weg. Meist führte ein Zusammentreffen
nur zu Ärger und für gewöhnlich verstanden die anderen Vampire ihn
nicht. Als er zurückkehrte, war Liana natürlich längst fort. Dabei
hatte er sich nicht mal richtig verabschiedet. Hoffentlich ging es
ihr gut, nach seinem Schlag hatte sie bestimmt mächtige
Kopfschmerzen. Wie sehr er diesen Vorfall bereute, ja wie sehr es ihn
selbst schmerzte, sie verletzt zu haben. Sie musste ihm das
verzeihen. Aber was, wenn sie ihn jetzt verachtete? Es lag in seinen
Händen, sich eine ganz besondere Art der Entschuldigung auszudenken.
Diese sollte einzigartig und originell sein, vor allem aber musste er
Liana damit schwer beeindrucken. Diesmal durfte er nicht warten, sie
wiederzusehen, allein schon, um sich von ihrem Wohlergehen zu
überzeugen. Ihm fiel erneut das Kind ein. Die Möglichkeit bestand,
dass er mit dem Kleinen verwandt war. Hatte er einen Bruder? Wieder
einmal öffnete er seine mentale Kiste, warf die Fragen von heute
hinein und schloss den Deckel.

Entschuldigung

    N

Weitere Kostenlose Bücher