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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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die Ursache für deine
Beschwerden finden, und zwar schnell. Deine Gleichgewichtsstörungen
sowie diese Kopfschmerzen sind nur Symptome, die auf eine sehr
ernstzunehmende Erkrankung deuten. Überlege nur, was passiert, wenn
dich eine solche Attacke zum Morgengrauen überfällt. Die Sonne geht
auf ...«
    Traians
aufschauender Blick wirkte derart entsetzt, dass Liana den Satz nicht
beendete.
    »Du musst zu mir in
die Klinik kommen, Traian. Bitte.«
    Er schüttelte den
Kopf, wand sich aus Lianas Griff und verließ die Wohnung ohne sich
zu verabschieden.
    Liana war nach einem
lauten Schrei der Verzweiflung zumute. Ihre Enttäuschung über den
Verlauf dieser Unterhaltung fühlte sich verdammt schmerzlich an,
obwohl sie Ähnliches erwartet hatte. Sein Besuch hier bei ihr,
zeigte ihr aber auch deutlich, wie sehr ihn selbst seine Beschwerden
belasten mussten. Heute würde sie bei ihm nichts mehr erreichen,
auch wenn sie ihm jetzt nachlief. Traian war Lichtjahre davon
entfernt, sich in ein Krankenhaus zu begeben. Seine Symptome waren
aussagekräftig genug, um sich Sorgen zu machen, und zwar große
Sorgen.

    Nach dem Besuch bei
Liana fühlte sich Traian vollkommen zerrissen. Einerseits hatte er
Vertrauen zu ihr, andererseits erschien seine Vergangenheit dadurch
lebendig wie nie. Allein schon sie aufzusuchen, mit dem Gedanken an
eine Untersuchung, hatte ihn sehr viel Disziplin gekostet. Dazu ihre
peinlichen Fragen, die furchtbare Bilder in seinem Kopf zutage
förderten, die sich so gar nicht verdrängen lassen wollten. Seine
plötzlichen Kopfschmerzen waren seit jenem Abend nicht wieder
aufgetreten. Zumindest nicht mit dieser Heftigkeit. Der leichte Druck
hinter seiner Stirn ließ sich gut ertragen. Dem schwarzen Punkt in
seinem Blickfeld hatte er anfänglich keinerlei Beachtung geschenkt.
Inzwischen breitete er sich aber weiter aus und schien nicht mehr
aufzuhalten zu sein. Obendrein verspürte er kaum noch Appetit, auch
nur den kleinsten Tropfen Blut zu sich zu nehmen.

    Eines Nachts sah er
den orangefarbenen Wagen am Waldrand der Lindower Klinik stehen.
    Liana! Sie war eine
zu treue Seele. Immerzu suchte sie ihn auf, obwohl er sich meistens
zurückzog und sich manchmal sogar, wie ein Idiot benahm. Er musste
ihr jetzt aber wahrhaftig mal zeigen, wie sehr er sie begehrte.
    »Du bist neulich
gegangen, ohne dich zu verabschieden.« Sie kam ihm entgegen. Ihre
Stimme klang so wunderbar beruhigend.
    Ja, er hatte sie
vermisst. Umso fester drückte er sie an sich. »Du hast recht, das
war unhöflich von mir.« Er sprach leise weiter. »Erst jetzt weiß
ich, wie sehr du mir wirklich gefehlt hast.«
    Sie durfte von
seinen Sehproblemen nichts erfahren, das würde sie nur unnötig
belasten. Sich untersuchen zu lassen, auch wenn es Liana war, fühlte
sich nach Keller, nach Qualen, nach Schmerzen an. Er hasste das.
Davon abgesehen konnte er dieses Gefühl nicht ausstehen, im
Mittelpunkt zu stehen.
    »Vielleicht sollte
ich in Zukunft dich besuchen kommen.« Mit einem tollen Ausflug, ein
gutes Essen, das war eigentlich schon längst wieder fällig. Liana
wirkte kein bisschen böse auf ihn, obwohl er sich an dem Abend
richtig blöd verhalten hatte. In ihrer Wohnung kam er sich wie
verkrampft vor, dabei gab es an Lianas Seite keinen Grund dafür. Für
sein abweisendes Benehmen fand er selbst keine plausible Erklärung.
    »Ehrlich? Würdest
du das wirklich tun? Du bist immer willkommen.« Sie löste sich aus
der Umarmung.
    Großartig! Traian
hatte eine wunderschöne Frau vor sich und konnte sie durch den
schwarzen Fleck vor seinen Augen nicht vollständig sehen. Nur außen
blieb ein sichtbarer Kreis. »Ich möchte dich in meiner Nähe
wissen.« Er sollte sich ein Haus in ihrer Nähe suchen, ein schönes
altes Haus, wo sie am besten gleich mit einziehen konnte.
    »Oh Traian. Du
gehst mit nicht mehr aus dem Kopf. Meine Gedanken sind nur bei dir.«
Ihre Stimme zitterte. »Geht es dir gut?«
    Er durfte sich
nichts anmerken lassen und so schlimm war es ja auch gar nicht. »Aber
sicher.« Nachher wollte er einen guten Schluck Blut trinken.
    »Du weißt«, sie
strich seinen Arm entlang, »dass ich immer für dich da sein werde,
egal was ist.« Liana bedrückte etwas.
    »Was ist los mit
dir? Du klingst so traurig.« Dieser Fleck in seinem Sichtfeld
nervte.
    »Traurig nicht,
eher besorgt.« Jetzt sagte sie kein Wort mehr. Ihre Gesichtszüge
nicht zu sehen, nicht zu wissen, wohin sie schaute, ließ eine
unangenehme Enge in seinem Hals wachsen. Ihr

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