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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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ihr eine Tüte Brötchen auf dem Pflaster.
    »Was muss, das muss.«
    »Keine Sorge«, rief ich der grauhaarigen Frau zu, die gerade die Hände vor dem Gesicht zusammenschlug wie zum Gebet. »Der junge Mann hier zahlt das.«
    Er funkelte mich von der Seite an.
    »Schick mir die Rechnung einfach«, sagte ich im Vorbeigehen und folgte Valentin das Treppenhaus hinauf.
    »Okay … gut«, rief mir die alte Dame hinterher.
    »Musste das sein?«, fragte Valentin, als wir vor der Wohnungstür standen.
    »Keine Sorge.« Ich lächelte und schloss auf. Drinnen steckte ich sofort wieder mein Handy ans Ladegerät. »Das macht meine Versicherung.«
    »Welche Versicherung?«, fragte er und drückte die Tür ins Schloss. »Die, die sich auf verzweifelte Engel spezialisiert hat?«
    Ich lächelte nur, bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, ins Wohnzimmer zu gehen, und ging selbst ins Badezimmer. Ich spürte seinen Blick auf mir, als ich das mittlerweile eisige Wasser in der Wanne ablaufen ließ. Ich musste lachen. »Ja, Valle. Ich werde mich definitiv wieder ins Wasser stürzen, wenn du direkt hinter mir stehst.« Ich wandte mich zu ihm um und griff nach der Bürste. Mein Haar war vollkommen verknotet und sah grausam aus.
    »Wie gesagt, ich kann dich gerade nicht einschätzen.« Er lehnte neben dem Wohnzimmer an der Wand und sah zu mir hinüber. Sein Blick war vollkommen ernst.
    Ich hob die Schultern. »Okay. Denkst du schon darüber nach, wie du an eine neue Theorie kommst?«
    Er nickte. »Ich werde noch einmal Alex anrufen.«
    Ich seufzte. Dachte er wirklich, dass das etwas brachte? Glaubte er immer noch daran, dass es noch eine andere Möglichkeit gab, diesen Fluch loszuwerden, als Selbstmord? Er hoffte es vermutlich, aber das bedeutete nicht, dass er fündig werden würde. »Okay«, erwiderte ich nur, bürstete die Spitzen zu Ende und legte die Bürste wieder zurück auf das Waschbecken. Ich gähnte. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich eine Runde schlafen lege?«, fragte ich.
    »Wenn du nicht auf dumme Gedanken kommst, dann nein.«
    Ich hob eine Braue. »Was für dumme Gedanken? Mich im Schlaf umzubringen?«
    Da huschte plötzlich eine Idee durch meinen Kopf. Valentin musste es gesehen haben, denn ich bemerkte, dass sich sein Körper anspannte, als ich an ihm vorbei ging.
    »Du bist gut. Wenn du eine Idee hast, wie ich das anstellen soll, dann lass es mich bitte wissen.«
    »Erstmal hängst du das bitte ab.«
    Ich musste weder nachsehen, worauf sein Finger deutete, noch nachfragen. Ich wusste sofort, dass er meine Pinnwand meinte. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. »Nein. Und das wirst du auch nicht. Die bleibt da.«
    »Wieso?«, fragte er mit fester Stimme.
    Ich griff gerade nach der Türklinke zum Schlafzimmer und drehte mich noch einmal zu ihm um. »Weil …« Ich seufzte. Ich musste mir eine Lüge einfallen lassen. Ich konnte ihm nicht sagen, dass diese Liste mich immer daran erinnern konnte, was für Möglichkeiten ich noch hatte, wenn auch der Plan des Selbstmordes fehlschlug. »Weil ich mich später auf die Couch setzen, auf die Pinnwand sehen und darüber lachen will.«
    Sein Gesicht entspannte sich.
    »Darf ich jetzt?«
    Er nickte. »Ich bediene mich an deinen Büchern«, bestimmte er.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Mach.« Als ich im Schlafzimmer verschwand, wusste ich, dass er mir mit dem Blick folgte. Kaum hatte ich die Tür geschlossen, öffnete ich meine Handtasche und holte das kleine, weiße Döschen heraus, das mir der Arzt mitgegeben hatte. Beruhigungsmittel. Irgendwann würde Valentin nachsehen, ob ich tatsächlich nichts Dummes tat. Und dann würde er meinen leblosen Körper sehen und mich zurückholen. Eigentlich musste ich Valentin dafür danken, dass er mich auf diese Idee gebracht hatte.
    Ich lächelte und leerte das Döschen in meine Handfläche. Ich hatte fünf Tabletten. Das reichte. Musste reichen.
    Ich ging um mein Bett herum und ließ den Blick suchend durch das Zimmer schweifen. Ich brauchte Wasser. Irgendwo musste ich doch eine Flasche stehen haben!
    Plötzlich öffnete sich die Tür und Valentin stand im Bogen, einen dicken King in der Hand. Er warf ihn aufs Bett, als er mich dort stehen sah.
    Scheiße.
    »Ist das dein Ernst?«, fragte er, noch bevor ich meine Hand zu einer Faust hatte ballen können. Seine Stimme zitterte.
    »Ich soll eine nehmen«, begann ich sofort. »Das meinte der Arzt. Beschwer dich bei ihm, wenn du …«
    » Ei ne «, betonte er und trat einen Schritt auf mich zu. »Nicht

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