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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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es ihr Leid?
Er nahm ihre Hand und ging zurück in den Flur. Nina schlüpfte in Ballerinas. »Wirst du das nicht vermissen?«, fragte er, als sie auf dem Weg nach unten waren. »Wenn du das alles dann los bist, wirst du die Sache mit dem Gedanken lesen nicht vermissen?«
    Sie hob die Schultern.
    »Es muss doch Spaß machen, in die Köpfe anderer Menschen schauen zu können.«
    Sie hob wieder die Schultern. »War es anfangs. Jetzt habe ich das Gefühl, ein Einbrecher zu sein.«
    Er nickte. Das war nachvollziehbar.
    »Heißt das, du hilfst mir?«, fragte sie plötzlich.
    Er musterte sie. »Was soll das heißen?«
    Sie sah nach vorne. Kurz lag ihr Blick auf dem zerstörten Türschloss, aber sie tat es kommentarlos ab. »Du hast davon geredet, ob ich es vermissen werde, wenn ich das hier loswerde. Nicht falls ich das hier loswerde. Heißt das, du willst mir helfen?«
    Valentin versuchte, so entspannt auszusehen, wie er nur konnte. Er wusste, dass sie beide unter helfen zwei unterschiedliche Sachen verstanden. »Nein«, sagte er und bemerkte sofort, wie sich ihr Blick wieder trübte. »Nicht, wenn du damit meinst, dass ich dich Selbstmord begehen lasse. Anders helfe ich dir gerne.«
    »Du bist so …« Nina brach ab und biss sich auf die Lippe.
    »Ich bin was?«, fragte er und steuerte auf seinen Corsa zu.
    »Egoistisch«, zischte sie.
    Er musste sich ein Auflachen verkneifen. »Ich. Ich bin egoistisch, ja?« Er schüttelte den Kopf. »Du klingst gerade wie ein verzogenes Mädchen, dem man kein Pony zum Geburtstag schenkt. Hörst du dich eigentlich reden?«
    Sie sah zu Boden.
    »Du bittest mich darum, dass ich dich Selbstmord begehen lasse. Das ist krank und egoistisch! Wirklich!«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Valentin hielt ihr die Beifahrertür auf. »Steig ein.«
    Sie gehorchte.
    »Dieses Thema ist für mich beendet«, sagte er, als er eingestiegen war und den Motor startete. »Ich werde dir helfen, aber nicht so, wie du es von mir verlangst.«
    »Du hast schon mal jemandem das Leben gerettet«, murmelte sie.
    »Ja. Und kurz darauf bei meiner eigenen Freundin versagt. Merkst du was?« Er presste die Kiefer aufeinander und fuhr auf die Straße. Das Krankenhaus war zum Glück nicht weit. Denn allmählich hatte er das Gefühl, dass seine Schulter zu pochen begann.
    »Kannst du überhaupt fahren?«, fragte Nina nach ein paar stillen Minuten. Sie klang nicht so besorgt, wie sie vermutlich vorgehabt hatte. Sie klang vorwurfsvoll.
    »Wegen meinem Arm?«
    Sie nickte, ohne ihn anzusehen. Ihr Blick galt der nahenden Nacht, die draußen an ihnen vorbeizog.
    Er hob die Schultern und bereute es sofort wieder. Ein kurzer, aber umso intensiverer Schmerz huschte durch seinen Oberarm. »Der Arm ist nicht das Problem«, presste er hervor, während er den Schmerz zu ignorieren versuchte.
    »Was ist dann dein Problem?« Sie klang nicht im Geringsten interessiert.
    »Mein Problem ist«, begann er und überlegte kurz, ob das, was er zu sagen beabsichtigte, auch wirklich kein Fehler war. Er seufzte. »Neben mir sitzt eine stark lebensmüde Person, die jeden Moment auf die Idee kommen könnte, das Steuer in ihre Richtung zu reißen und uns gegen die Leitplanke donnern zu lassen. Das ist mein Problem.«
    Er hörte sie leise lachen.
    »Was ist daran so witzig?«, fragte er. Immerhin hatte in ihrem Gesicht kein plötzlicher Geistesblitz aufgeleuchtet, als er seine Gedanken ausgesprochen hatte. Und das war schon einmal etwas.
    »Schätzt du mich wirklich so ein?«, fragte sie leise.
    »Das Problem ist, dass man Menschen wie dich nie so wirklich einschätzen kann«, murmelte er.
    »Menschen wie mich?«
    »Menschen, die suizidgefährdet sind.«
    Sie lachte wieder. »Ich habe einen Plan, wie ich mich umbringen will. Die Person mit umzubringen, die mich laut dieses Plans retten soll, ist da unvorteilhaft.«
    Er verkrampfte erneut die Kiefer. Das war ihm entgangen. Aber noch mehr störte ihn, dass Nina noch immer diesen Plan im Kopf hatte. »Das wird nicht passieren, Nina«, sagte er nach einiger Zeit in einem sachlichen, ruhigen Ton.
    Sie wandte ihren Blick noch weiter ab, als ohnehin schon.
    »Das wird nicht passieren«, wiederholte er.
    »Ich soll also so weiter leben«, hauchte sie. »Du willst also, dass ich weiter vor mich hin leide.«
    »Versuch nicht, mir ein schlechtes Gewissen aufzudrängen«, murmelte er. »Das wird meine Meinung nicht ändern.«
    »Ich dränge dir kein schlechtes Gewissen auf. Ich sage dir, wie es ist.«
    Er atmete tief

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