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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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zehn.«
    Fünf , wollte ich korrigieren, aber ich hielt mich zurück. »Valentin, ich …«
    »Gib die her. Jetzt.«
    Ich verkrampfte meine Faust nur stärker. »Nein.«
    Ich sah ihn schlucken. »Bitte, Nina.« Das Zittern in seiner Stimme wurde heftiger. »Das kann nach hinten losgehen. Wirklich. Lass das.«
    Ich biss die Zähne aufeinander. »Okay, ich bleibe hier so lange stehen, bis du einen anderen Plan hast«, sagte ich mit fester Stimme. »Ist dir schon einer eingefallen?«
    Valentin wurde unruhig. »Nina, ich kann nicht denken, wenn ich im Hinterkopf habe, dass du dich umbringen willst.«
    »Dann lerne es.« Ich musste schlucken. Ich war kalt und ungerecht zu ihm. Denn im Grunde hatte er ja nichts damit zu tun. Er war quasi nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Andererseits konnte er auch einfach gehen, wenn er keine Lust auf mich hatte. Und das tat er nicht. Also war er – an sich – selber schuld.
    Er schloss die Augen. »Gut«, flüsterte er. »Lass dir gesagt sein, dass ich dich nicht retten werde, wenn du dieses Zeug wirklich schluckst.«
    Ich sah in seinen Augen, dass er log. Natürlich würde er mich retten. Er würde nicht einfach tatenlos daneben stehen, während ich starb.
    Und vielleicht machte mich dieses Wissen zum Arschloch. Weil ich seine Hilflosigkeit ausnutzte.
    Er nahm einen geraden Stand ein. »Okay, weißt du was?«, begann er. »Ich werde jetzt einfach gehen. Und nicht umkehren. Mach, was du willst, es ist nicht mehr meine Angelegenheit.« Er machte Anstalten, umzukehren, doch da riss ich meine Faust auf und hob die Tabletten an meinen Mund. Augenblicklich blieb er stehen und starrte mich an.
    Dann lachte er leise.
    »Und du bist dir sicher, dass du um jeden Preis lieben können willst?«, fragte er und wandte sich wieder komplett mir zu.
    Ich nickte verunsichert.
    »Das war eine rhetorische Frage. Ich meine, sieh dich um.«
    Ich verengte die Augen und fixierte ihn. Was wollte er mir damit sagen?
    »Ich will dir nur deutlich machen, dass Liebe oft genau das Gegenteil von schön ist. Sie ist lästig. Bringt einen in Situationen, die man niemandem wünscht. Und lässt einen Dinge tun, die man sonst nie getan hätte.«
    »Wie meinst du …« Ich war so überrascht, dass ich mich nicht rühren konnte, als Valentin plötzlich einen Satz auf mich zu machte und mich am Handgelenk packte. Ein kurzer Schmerz jagte durch meinen Unterarm, als er ihn nach unten riss.
    Die Tabletten landeten auf dem Boden.
    »Game over«, murmelte Valentin. Er fixierte mich, die Arme um meinen Körper geschlungen, und hielt mich eisern fest. Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu lösen, doch er gab nicht nach, so sehr ich mich auch anstrengte. »Ich habe keine Ahnung, wie das jetzt weiter gehen soll.«
    »Du kannst mich loslassen«, bat ich.
    »Nein. Du wirst ohnehin wieder einen neuen Versuch starten.«
    »Werde ich nicht«, flüsterte ich.
    »Das glaube ich dir nicht.« Valentin packte meine Handgelenke und bückte sich, um die Tabletten aufzulesen, die sich auf dem Boden ausgebreitet hatten. »Wir machen jetzt Folgendes.« Er ging zum Fenster, ohne mich loszulassen, und öffnete es. Mit einer schnellen Handbewegung warf er die Tabletten nach draußen. Ich spürte einen Stich in der Brustgegend. »Wir klären, wie wir das mit Emilia anstellen, und dann gehe ich zu Alex, um noch einmal mit ihm über diese ganze Sache zu reden.«
    »Du kannst ihn auch einfach anrufen«, zischte ich.
    Er schüttelte den Kopf und ließ ganz langsam meine Hände los, ohne den Blick von mir abzuwenden. Aber ich machte keine Anstalten, mich zu rühren. Ich hatte keinen Grund. Wie wollte ich mich jetzt so schnell umbringen? »Er wird sowieso nicht an sein Handy gehen. Und ich habe auch keines mehr.« Er griff sich in die Hosentasche, nahm sein Handy heraus und entfernte mit zwei Fingern die Batterie.
    Ich biss mir auf die Lippen. Mist.
    »Jetzt kann mich keiner mehr erreichen.«
    Ich auch nicht , dachte ich verbittert.
    »Jetzt ist nichts mehr mit mich anrufen, damit ich weiß, dass du dich gerade umbringst.« Er setzte eine ernste Miene auf.
    »Ich hasse dich.« Ich versuchte, meine schlechte Laune zu überdecken. Aber ich musste ihn total verbissen ansehen.
    »Das glaube ich dir leider sogar.« Er hob die Schultern, warf den Akku aufs Bett und setzte sich daneben. »Gut, bevor ich zu Alex abhaue, müssen wir noch das mit Emilia klären.« Er verzog kurz das Gesicht und rieb sich die Schulter.
    Ich hatte keine Lust, mich zu setzen,

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