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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Haus gesandt worden war. Also würde es für ihn von Vorteil sein, möglichst viel über die Bewohner und die Welt, in der sie lebten, zu erfahren.
    Nebenan in der Küche war es inzwischen ruhiger geworden. Wasser plätscherte, Geschirr klirrte, jemand summte. Juna. Dann waren Schritte zu hören, gleich darauf das leise Rascheln ihres Kleides, das er als Erstes wahrgenommen hatte, bevor sie in ihr Zimmer gestürmt war, um ihn als vermeintlichen Einbrecher auf frischer Tat zu stellen.
    Er schloss die Augen. Genau genommen hatte sie ein so
leichtsinniges Verhalten an den Tag gelegt, dass er beim Gedanken daran, was hätte geschehen können, hätte sie an seiner Stelle einen gewaltbereiten Dieb entdeckt, ein äußerst unangenehmes Ziehen im Magen spürte.
    »Schläfst du?« Juna beugte sich über ihn, und er konnte die Wärme ihres Körpers spüren, so nahe war sie.
    Sie gab einen Laut von sich, wie er ihn noch nie zuvor gehört hatte. Es war, als fordere dieses ahnungslose Geschöpf ihn auf, seinen viel zu lange verleugneten Instinkten zu folgen. Aber sie hatte keine Ahnung, worauf sie sich einließ. Würde er den Dingen ihren Lauf lassen, wäre er keinen Deut besser als die Gefallenen der ersten Stunde, deren ungezügelte Lust ihr Verderben geworden war.
    Juna war jetzt ganz nahe. Er sah sie an. Nein, sie hatte ein besseres Schicksal verdient, als von ihm ins Unglück gerissen zu werden. »Keine Sorge, ich werde jetzt gehen.« Er wollte sich aus dem Sessel erheben, da erinnerte ihn stechender Schmerz in der linken Schulter daran, was geschehen war. Keine normale Wunde, sondern eine ganz andere Verletzung als jene, die er sich im Laufe der Zeit schon häufiger eingehandelt hatte. Würde sie ebenso schnell heilen?
    »Das ist nicht dein Ernst!« Bedeutungsvoll blickte Juna auf sein einziges Kleidungsstück. »Natürlich bleibst du hier. Du kannst auf dem Sofa schlafen. Ich habe dir ein paar Decken hingelegt. Und morgen kannst du mir erklären, was du halbnackt in meinem Zimmer zu suchen hattest …« Als er etwas sagen wollte, hob sie eine Hand. »Wir reden morgen darüber. Ich muss früh aufstehen. Wenn du ausgeschlafen hast, bin ich bestimmt längst zurück.«
    Das Sedativ, das sie ihm injiziert hatte, blieb bei einem
Engel wirkungslos, aber das konnte seine süße Tierärztin nicht wissen. Vermutlich war sie deshalb so zuversichtlich, dass ihr von ihm in dieser Nacht keine Gefahr drohen würde. Unter halb geschlossenen Lidern sah er sie an und nickte.
    »Vielleicht suche ich dir dann sogar ein paar passendere Kleidungsstücke heraus.« Ihr Lächeln nahm den Worten viel von der Strenge. »Im Flur, rechts neben dem Eingang, ist ein kleines Bad. Es ist eigentlich nur für Praxisbesucher …« Juna versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. »Brauchst du noch was?« Als er verneinte, drehte sie sich um und sagte im Hinausgehen: »Gute Nacht!« Enttäusch mich nicht.
    Arian war nicht sicher, ob sie die Worte tatsächlich ausgesprochen hatte. Eine unangenehme Überraschung wird sich nicht vermeiden lassen , dachte er zynisch, während er langsam aufstand, um das Sofa auszuprobieren. Es war überraschend bequem, und die Decke duftete, als käme sie direkt aus Junas Kleiderschrank.
    Irgendwo im Haus schlug eine Uhr. Mitternacht.
    Er legte sich zurück und versuchte, Ruhe zu finden.
     
    Es war sieben Uhr und vierunddreißig Sekunden, als Juna das Haus verließ. Arian hatte jede ihrer Bewegungen registriert, in der Nacht und dann nach dem Aufwachen vor etwa einer Stunde.
    Als drei Stunden später der Fremde einen Schlüssel ins Türschloss steckte, wusste Arian in Sekundenbruchteilen, mit was er es zu tun hatte. Die wichtigste Information: kein Dämon. Außerdem war der Mann zu jung, um Junas Großvater zu sein. War er vielleicht ihr Freund? Spannend würde es werden, sobald sie sich im Flur begegneten. Würde der
Mann ihn sehen können? Soeben noch für alle Welt sichtbar, lösten sich Arians Konturen auf, bis niemand außer einigen wenigen Auserwählten seine Gegenwart bemerkt hätte. Lautlos erhob er sich.
    Der Mann hatte inzwischen die Haustür geöffnet und trat in den Flur. »Juna?« Die Stimme tönte laut durch das verlassene Haus. Als er keine Antwort erhielt, sprach er mit sich selbst. »Ausgezeichnet, ganz, wie ich es mir gedacht habe.« Zielstrebig eilte er zum Hinterausgang und verriegelte die Tür von innen. Anschließend machte er kehrt und ging direkt an Arian vorbei, der in der offenen Küchentür stand und jede

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