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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ihrem Weg zur Tür kam ihnen der Mann entgegen, den Heather als Gärtner erkannt zu haben glaubte. Er nickte ihnen kurz zu, beachtete sie aber ansonsten nicht. Kaum war er vorbei, atmete Juna tief ein und hatte sofort das erdige Aroma in der Nase, das auch Cathure ausstrahlte. Im ersten Augenblick durchflutete sie große Erleichterung, und am liebsten wäre sie hinter dem Fremden hergegangen, hätte ihn angesprochen. Doch wenn er wirklich ein Abgesandter von Cathure war, dann mochte er seine Gründe gehabt haben, unerkannt zu bleiben. Und vielleicht war er ja wirklich einfach nur ein Gärtner, der gerade sein wohlverdientes Feierabendbier trank.
    Sie beschleunigte ihre Schritte und eilte hinter ihrer Begleiterin her, die inzwischen fast den Ausgang erreicht hatte.
    In der Pension angekommen, begann Heather das Abendessen vorzubereiten. »Wenn bis sechs kein Gast aufgetaucht ist, dann kommt auch keiner mehr.« Sie klang, als sei sie
nicht besonders unglücklich darüber, und Juna dachte, dass es sicher kein leichtes Leben war, so gut wie allein eine Pension zu führen. Mr Brown , das hatte sie inzwischen erfahren, war Fischer in der vierten Generation und erklärte Touristen das Hochseeangeln oder begleitete sie in der Saison beim Lachsfang. Zwischendurch, wenn zu wenig Touristen kamen und sein Chef, dem auch das Boot gehörte, die Touren allein machen konnte, arbeitete er auf den großen Hochseeschiffen, sofern sie dort Leute brauchten.
    Da es Juna unter ihrer Kopfbedeckung allmählich zu heiß wurde, entschuldigte sie sich und ging in ihr Zimmer. Sie hoffte inständig, dass Cathure nicht vergessen würde, Geld zu schicken, damit sie ihre freundliche Wirtin vor der Abreise bezahlen konnte. Über die Frage, ob Feen überhaupt Geld zum Leben benötigten, hatte sie noch nie nachgedacht. Nachdem sie vor dem Spiegel in ihrem Zimmer die Perücke abgesetzt und ihre Haare zu einem festen Zopf geflochten hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass zumindest Cathure Umgang damit haben musste, denn schließlich gehörte ihm das Haus, in dem sie lebte, und wer Immobilien besaß, hatte Steuern und Rechnungen zu zahlen und nahm in seinem Fall sicherlich auch eine ordentliche Miete ein.
    Anderenfalls würde sie eben hoffen, dass sie die Rechnung später bezahlen durfte. Gastfreundschaft wurde in den Highlands zwar immer noch großgeschrieben, aber die Browns lebten von der Vermietung und konnten es sich vermutlich nicht leisten, Streuner wie Juna kostenlos zu verköstigen. Sie würde ihnen auf jeden Fall eine höhere Summe als erforderlich überweisen, auch wenn ihr eigenes Budget nicht besonders groß war. Mit diesen guten Vorsätzen
lief sie die Treppe hinunter und kehrte in die Küche zurück.
    »Was wollen wir kochen?« Ihre Gastgeberin hatte sich eine blau-weiß gestreifte Schürze umgebunden und stand unentschlossen vor einem riesigen Kühlschrank.
    »Ah, ich weiß! Es gibt Aberdeen Angus Cheeseburger mit Cheddar von den Orkneys und einer selbst gemachten Tomatensauce. Du kannst das Grünzeugs waschen, wenn du Lust hast.« Heather zeigte mit einem großen Messer auf den Salat und widmete sich anschließend dem Steak.
    »Also stimmt es nun?«, fragte sie wenig später, während sie ihre Tomatensauce abschmeckte.
    »Was stimmt?«
    »Ist sie deine Mutter?«
    Juna antwortete mit einer Gegenfrage. »Weißt du, wie der MacDonnell mit Vornamen hieß?«
    »Natürlich, jeder hier kennt den Abgeordneten Robert MacDonnell. Er kommt jedes Jahr für zwei oder drei Wochen zum Wandern nach Sleat. Ich habe manchmal schon gedacht, dass er heimlich darauf hofft, sie eines Tages wiederzutreffen.«
    Juna setzte sich schnell, weil sie das Gefühl hatte, dass ihre Knie gleich nachgeben würden. So klärten sich also die geheimnisvollen Reisen auf, die ihr Vater einmal jährlich unternommen hatte. Und Lane hatte ihn all die Jahre gedeckt. Jedenfalls hatte er stets behauptet, drei Wochen mit seinem Chef in einer Jagdhütte im Lake District verbracht zu haben und wenn er der Köchin davon erzählte, hatte er stets so getan, als sei dies eine Strafe für ihn gewesen. Womöglich hatte er stattdessen irgendwo in der Sonne am Strand gelegen.

    »Ist mein … MacDonnell, ist er allein gekommen?«
    »O nein, er hat immer einen Freund dabei. So einen großen mit Pferdegesicht, der schrecklich vornehm tut.«
    Lane. Juna fragte sich, was Heather noch alles enthüllen würde.
    »Nur im Pub, da taut er auf. Aber das liegt daran, dass sich die Jungs einen Spaß

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