Fluegelschlag
im Kamin anspringen, das im Nu das ganze Cottage und den Eindringling verschlingt, wenn er sich nicht schnell genug retten kann.« Sie setzte sich wieder auf und rieb die Hände aneinander, als sei ihr kalt. »Unfug, wenn du mich fragst. Schließlich steht das Cottage immer noch dort, und ich schwöre dir, niemand würde denken, dass es schon über dreihundert Jahre alt ist, so gut ist es in Schuss. Zumindest von außen. Hineinzugehen würde ich mich niemals trauen.«
Und das ist auch besser so , dachte Juna, die nun ganz sicher war, auf der richtigen Spur zu sein. »Und weiter?«
»Ach ja, die Frau.«
Heather trank einen Schluck.
Juna bohrte ihre Nägel vor Anspannung tief in den dicken Stoff der geborgten Jeans.
Endlich sprach Heather weiter: »Kaum jemand bekam die Frau zu Gesicht, und was sie da draußen gemacht hat, wusste auch niemand. Anfangs sind immer mal Leute vom Dorf vorbeigegangen, um sich zu vergewissern, ob mit ihr alles in Ordnung war. Aber das Haus war stets verschlossen.«
Juna sah sie aufmerksam an.
»Das mag dir normal vorkommen, aber früher hat in dieser Gegend niemand sein Haus abgeschlossen. Was hätte ein Dieb schon stehlen können? Wir sind keine reichen Leute.« Heather knabberte gedankenverloren an ihren Chips und redete schließlich weiter. »Seltsam war, dass sie stets ein paar Tage nach einem solchen Besuch im Dorf auftauchte. Fast so, als wollte sie sich zeigen, um weitere Nachforschungen zu unterbinden. Und bei einer dieser Gelegenheiten muss sie dort dem jungen MacDonnell begegnet sein. Es heißt, die beiden waren sofort Feuer und Flamme füreinander. In jenem Jahr blieb er den ganzen Sommer und wohnte bei ihr im Haus.«
Juna gab einen erstickten Laut von sich.
Heather schlug die Hände vor den Mund. »Du meine Güte, dass ich nicht gleich darauf gekommen bin. Das war deine Mutter, nicht wahr?«
»Nicht so laut, bitte!« Juna sah sich möglichst unauffällig um, ob sie jemand gehört hatte. Doch im selben Moment
knarrte die schwere Eingangstür des Pubs, und zwei Männer kamen herein. Zum Glück bot deren Ankunft auch für die anderen Gäste eine willkommene Abwechslung. Niemand beachtete die beiden Frauen in der Ecke.
Offenbar regnete es, denn der eine Neuankömmling schüttelte sich wie ein Hund, bevor er seine Jacke auszog und über eine Stuhllehne hängte. Der andere ging zur Bar und begann ein leises Gespräch mit dem Wirt. Plötzlich, als habe er ihr Interesse gespürt, drehte er sich um und sah Juna an. Hastig wich sie seinem Blick aus. Irrte sie sich, oder hatte er ihr zugezwinkert?
»Kennst du die beiden?«, fragte sie leise und trank einen großen Schluck. Ihr kam es vor, als sei ihre Kehle plötzlich wie ausgedörrt. Kein gutes Vorzeichen, denn das Feuer kündigte sich nicht selten auf diese Weise an.
»Ich bin nicht sicher, sie kommen mir irgendwie bekannt vor.« Heather kniff die Augen zusammen. »Jetzt weiß ich es! Der an der Bar arbeitet in den Armadale-Gärten. Den anderen habe ich auch schon gesehen.« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Aber mir fällt nicht ein, wo das gewesen sein könnte.«
Juna leerte ihr Glas und stand auf. »Ich glaube, es ist besser, wir gehen. Ich möchte Finn nicht so lange allein lassen.«
Juna wollte Heather nicht beunruhigen, aber die Männer kamen ihr sehr merkwürdig vor. Konnte es sein, dass sie von Cathure geschickt worden waren? Doch ihr Telefonat lag noch keine Viertelstunde zurück. Das war doch unmöglich?
Andererseits durfte man die Macht der Feen nicht unterschätzen, hatte sie bei Arians Schnellkurs in jenseitiger Magielehre erfahren. Danach hatte er gelacht und gesagt, Engel seien natürlich das Nonplusultra der Schöpfung. Und
nach zahllosen Küssen, die schnell zu weiteren Zärtlichkeiten geführt hatten, war sie geneigt gewesen, ihm diese Überheblichkeit zu verzeihen.
Man könnte fast glauben, mein Element sei nicht das Feuer, sondern Salzwasser! Wie immer, wenn Juna an Arian dachte, musste sie gegen die Tränen kämpfen . Wäre er nicht im Tausch für Nigellas und ihre eigene Freiheit in den Dienst des Marquis gezwungen worden, säße sie jetzt nicht unter solch beunruhigenden Umständen in den Highlands fest und müsste jemanden um Hilfe bitten, der eines Tages gewiss eine enorme Gegenleistung dafür einfordern würde. Denn auch dies wusste sie von Arian: Feen taten nichts ohne Hintergedanken. Und Juna hatte keine Ahnung, wie es um ihren Kontostand bei Cathure bestellt war.
Ausgerechnet auf
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