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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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daraus machen, ihm extra viel Alkohol in seine Drinks zu mischen. Wenigstens an einem Abend während des Besuchs ist er blitzeblau, und dein Dad - ich meine Mr MacDonnell - muss ihn mit den anderen zusammen ins Bett bringen, damit er seinen Rausch ausschlafen kann. Das Pub besitzt ein kleines Zimmer für solche Fälle.« Heather drehte sich um und sah sie mitleidig an. »Du hattest keine Ahnung, nicht wahr?«
    »Nein. Aber es geht mich auch nichts an, wie mein Vater seine Ferien verbringt.«
    »Und? Glaubst du, sie ist deine Mutter?«
    Die Wärme in Heathers Stimme ließ einen dicken Kloß in Junas Kehle entstehen. »Ich weiß es nicht sicher, aber die Tatsachen sprechen dafür.« Sie hustete. »Was ist aus ihr geworden?«
    »Die Leute sagen, sie sei über Nacht verschwunden. Als jemand endlich den Mut aufbrachte und nachsah, ob nicht womöglich etwas Schreckliches geschehen war, war alles fort. Nichts außer zwei Stühlen, Tisch und einem unanständig großen Bett habe er durch das Fenster erspähen können. Hineingegangen ist der Feigling natürlich nicht. Womöglich liegt sie immer noch …« Heather legte die Brötchenhälften für ihre Burger in den Ofen, um sie anzuwärmen, füllte zwei Gläser mit Leitungswasser und setzte sich zu Juna. Als sie deren Gesichtsausdruck sah, bemühte sie sich
erschrocken um eine Erklärung. »So habe ich das nicht gemeint. O Gott, du musst mich für ein herzloses Weib halten. Bitte entschuldige.«
    Juna legte eine Hand auf Heathers Finger. »Keine Sorge. Glaub mir, mit Herzlosigkeit kenne ich mich aus.«
    Nachdem sich die Frau ein wenig beruhigt hatte, fragte sie sanft: »Und dann? Ist sie jemals zurückgekehrt?«
    »Nein, nie mehr.« Heather schüttelte den Kopf. »Das Verrückte ist nur, dass die alte Máire bei allem, was ihr heilig war, geschworen hat, dass genau dieselbe Frau schon während ihrer, also Máires eigener Jugend, in dem Cottage wohnte. Und dass man sich damals erzählte, sie wäre eine Feenprinzessin, die alle einhundert Jahre an denselben Ort kommt, um hier ihre verlorene Liebe zu betrauern.« Ihre Nase kräuselte sich. Heather sah zum Herd, aus dem feiner Rauch aufstieg. »Das Brot!« Sie sprang auf.
    Juna lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und schaute ihr zu, als befände sie sich in einer anderen Dimension und könne das Geschehen nur durch einen magischen Schleier beobachten. In ihrem Kopf schwirrten die verrücktesten Vermutungen herum. Sie hatte gewusst, dass es ein Geheimnis um ihre Mutter geben musste. Warum hätten sich ihr Vater und auch ihr Großvater sonst so merkwürdig verhalten sollen?
    Könnte ihre Mutter eine Fee gewesen sein und kein Dämon, wie sie in ihren dunkelsten Träumen befürchtet hatte? Aber warum hatte Cathure ihr dann nichts davon erzählt? Er war ein mächtiger Feenprinz, ganz Schottland gehörte zu seinem Reich. Außerdem sagte man, Feen erkannten einander an ihrem besonderen Duft.
    Auch Juna besaß diese Fähigkeit. Könnte es sein, dass das
Blut dieser alten Rasse durch ihre Adern strömte? Cathure gab immer nur preis, was man ohnehin selbst herausgefunden hatte. Sie würde ihn fragen müssen, um die Wahrheit zu erfahren, und dann würde sie anschließend noch tiefer in seiner Schuld stehen.
    Feen hatten nicht den Ruf, mitfühlende Wesen zu sein. Ohne mit der Wimper zu zucken, entledigten sie sich ihrer Kinder und stahlen im Tausch ein Menschenkind. War eine Mutter, die sie abgegeben hatte wie einen Wechselbalg, diesen Preis überhaupt wert?
    Inzwischen hatte die praktische Heather neue Brötchenhälften erwärmt und ein leckeres Abendessen gezaubert. Während sie aßen, vergaß Juna beinahe ihre Sorgen, so köstlich waren die Burger.
    Nach dem Essen verabschiedete sie sich bald, um ins Bett zu gehen. Sie war erschöpft. Körper und Seele sehnten sich nach Ruhe und Erholung einer ruhigen Nacht, und wider Erwarten kam der Schlaf, sobald ihr Kopf das Kissen berührte.
    Plötzlich verschwand das Gewicht von ihren Füßen, und ein Knurren weckte sie.
    »Finn?«, fragte Juna schlaftrunken und streckte die Hand aus, um ihn zu streicheln, bevor sie die Augen ein klein wenig öffnete. Es war absolut finster, und Finn stand mit gefletschten Zähnen auf ihrem Bett. Angst schoss durch Junas Adern und weckte sie endgültig.
    »Bleib ruhig, ich will dir nichts tun!«
    Juna war es gleich, ob der Mann, zu dem die dunkle Stimme gehörte, sie oder Finn meinte. Sie öffnete den Mund zu einem Schrei …
    Eine warme Hand legte sich darüber, und

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