Fluegelschlag
die Quelle irgendwo und von irgendwem bemerkt werden kann. Und weil du ein paar mächtige Feinde hast, die dich liebend gern loswerden wollen.«
Juna wurde blass. »Du meinst die Gerechten?«
»Ja, die auch.«
»Und du behauptest, dass du mich beschützen kannst?«
Er machte einen Schritt auf sie zu. Sofort wich Juna zurück. Der Marquis seufzte theatralisch. Manchmal kam es Juna vor, als sei für ihn alles ein Spiel. Als nähme er nichts ernst, weil er wusste, dass es kaum jemanden gab, der ihn noch überraschen oder ihm gefährlich werden konnte. Es bereitete ihm Vergnügen, sie durch ein Wechselbad der Gefühle
zu jagen. Vielleicht hatte er Gefallen an ihr gefunden, weil sie etwas Neues für ihn war und weil er wusste, dass er sie nicht haben konnte.
Zumindest hoffte Juna, dass er dies wusste und seine Versuche, mit ihr zu flirten, nur ein Teil des Spiels waren, das er offensichtlich mit ihr trieb.
»Beschützen? Nein, das kannst du nur selbst. Ich könnte dir natürlich den einen oder anderen Trick zeigen.«
Sein Lachen bestärkte Juna in ihrem Gefühl, es würden ein paar sehr schmutzige Winkelzüge sein, die er in der Hinterhand hatte. Aber der Gerechte war auch nicht fair gewesen, als er den kleinen Straßenjungen ohne Vorwarnung getötet hatte.
Was auch immer dieser dunkle Engel aus Gehenna plante, er gab wenigstens nicht vor, zu den Guten zu gehören. Und er war momentan ihre einzige Hoffnung, das Feuer in den Griff zu bekommen.
Der Dämon reichte ihr die Hand, als erwarte er, dass sie ihre hineinlegen würde. »Vertraust du mir?«
Bevor Juna antworten konnte, tat es jemand anders. »Machst du Witze?«
Unbemerkt war Cathure erschienen und starrte den Marquis feindselig an, der darauf lediglich mit einem amüsierten Lächeln reagierte.
Juna fand das Kommen und Gehen in ihrem Zuhause weniger unterhaltsam. Natürlich, sie stand in Cathures Schuld. Als ihr Vermieter, der keinerlei Miete verlangte, hatte er zwar das Recht, seine Wohnung zu betreten, aber auf keinen Fall ohne Voranmeldung. Möglich , dachte sie nicht ohne Humor, dass ein Feenprinz dies anders sieht.
Sie wandte sich dem Marquis zu. »Ich weiß dein Angebot
zu schätzen«, sagte sie mit Nachdruck. »Und nun geh, bitte.«
Cathure stellte sich neben sie. »Also …?«
Auf Juna wirkte er in diesem Augenblick nicht weniger unheimlich als sein höllischer Gegner. Beunruhigt sah sie von einem zum anderen.
Der Marquis verbeugte sich mit unnachahmlicher Eleganz, zwinkerte ihr zu und verschwand. Einfach so. Dieses Mal stank es nach Schwefel.
Sie fächelte sich Luft zu. »Igitt!«
»Was hast du dir dabei gedacht, ihn hereinzulassen?« Cathures Stimme klang wie das Grollen eines Erdbebens.
Finn kam hereingetrottet, setzte sich neben ihn und schien sie ebenfalls vorwurfsvoll zu betrachten.
»Das habe ich überhaupt nicht!« Juna warf beiden einen ärgerlichen Blick zu. »Er stand dort draußen, und ich wurde wütend, weil ich dachte, es ist Arian, und …« Sie zeigte auf den angekohlten Sekretär. »Dann lief alles ein wenig aus dem Ruder.«
Cathure runzelte die Stirn.
»Ich war enttäuscht und sauer. Es ist einfach passiert. Und wäre der Marquis nicht hereingekommen, dann wäre wahrscheinlich das ganze Haus abgebrannt.« Juna ging zum Küchentresen, füllte ein Glas mit Wasser und stürzte es in einem Zug herunter. »Ich habe das Feuer nicht mehr im Griff«, sagte sie schließlich ruhiger. »Er hat mir angeboten, mir zu helfen.«
»Helfen? Du hast doch hoffentlich nicht eingewilligt!«
»Natürlich nicht! Er hat gesagt, dafür müssten wir nach Gehenna.« Juna schlug die Hände vors Gesicht. »Vielleicht hätte ich mitgehen sollen. Arian ist schließlich auch dort.«
Cathure ging nicht darauf ein. »Er ist also hereingekommen, ohne dass du ihn eingeladen hast.«
»Ja. Plötzlich stand er da. Das ist nicht gut, oder?«
»Nein, das ist es nicht. War er früher schon einmal hier?« Cathure trug nun wieder ganz sein kühles Selbst.
Juna hätte es besser gefallen, wenn er nur einmal echtes Gefühl gezeigt hätte. Selbst damals, nachdem der Dämon Nigella zurück in diese Welt gebracht hatte, war ihm nicht anzusehen gewesen, ob er sich über das Wiedersehen freute oder nicht. Doch auch Nigella war der Kiste entstiegen, die Juna zuerst für einen Sarg gehalten hatte, und war an Cathures Arm hinausgegangen, ohne sich noch einmal nach ihnen umzudrehen. Dankbarkeit sah in Junas Augen anders aus, schließlich zahlte nun Arian den Preis für
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