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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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inzwischen beherrschen und sogar selbst erzeugen. Nur mit dem Werfen hatte sie immer noch Schwierigkeiten.
    »Sieh mal, so geht das.« Lucian stellte sich dicht hinter sie, um ihre Hand zu führen. »Du musst nicht nur das Ziel vor Augen haben, sondern dir auch die Flugbahn als gebogene Linie vorstellen, der das Feuer folgen soll. Danach geht alles wie von selbst.« Gemeinsam holten sie aus.
    »Jetzt!«
    Juna warf so fest sie konnte, und tatsächlich: Mit Lucians Hilfe flog das brennende Geschoss in einem tadellosen Bogen weit über den See, bis es schließlich darin versank. Eine Dampfwolke stieg an der Einschlagstelle auf, als wären
plötzlich unterirdische Quellen aufgebrochen, doch Juna hatte keinen Sinn für das Naturschauspiel, denn sie war sich Lucians Nähe auf einmal sehr bewusst. Die Wärme seines athletischen Körpers, sein Begehren, das sich nicht nur durch den beschleunigten Atem deutlich zeigte.
    Sie hätte davonlaufen sollen, aber Juna konnte der Versuchung nicht widerstehen. Anstatt zu fliehen, lehnte sie sich leicht zurück, fand Halt an seiner Brust und genoss für einen Augenblick das Gefühl von Geborgenheit.
    Er hielt ganz still.
    Nachdem sich Juna schließlich aus seiner Umarmung gelöst hatte, wurde ihr kalt, und sie fühlte sich eigenartig orientierungslos. Rasch bemühte sie sich, ihre Gefühle zu verbergen, und wiederholte die Übung dieses Mal allein.
    Nach dem erfolgreichen Wurf klatschte Lucian in die Hände. »Ausgezeichnet. Was hältst du davon, wenn wir morgen weitermachen?«
    Vielleicht war es nur ihre eigene Leidenschaft, die Juna eine Herausforderung in diesen Worten hören ließ.
    »Tut mir leid, aber daraus wird nichts.« Ohne sich umzudrehen, griff sie nach ihrer Tasche und ging.
    Lucian hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sie abends nach dem Training zum Parkplatz in der Nähe des Sees zu bringen. Er holte sie ein und ging wortlos neben ihr her, bis sie Junas Wagen erreicht hatten. Dort angekommen, benahm er sich wie ein Gentleman und hielt ihr die Tür auf. Heute küsste er ihr sogar zum Abschied die Hand, und Juna gab vor, den Autoschlüssel in ihrer Handtasche zu suchen, damit er nicht merkte, was diese zarte Berührung in ihr auslöste.
    Sie wusste, wenn sie ihn jetzt ansah, würden seine grünen Augen herausfordernd glitzern.

    »Lucian …«, begann sie und suchte nach den passenden Worten, um klarzustellen, dass es nur eine vorübergehende Schwäche gewesen war, die nichts zu bedeuten hatte. Doch dann erinnerte sie sich daran, dass es keinen Sinn hatte, einen Dämon belügen zu wollen, der ihre Gedanken jederzeit lesen konnte. »Danke für deine Zeit!«, sagte sie hastig, schloss schnell die Tür und fuhr los.
    Als sie im Rückspiegel sah, wie er ihr nachblickte, bevor er in der hereinbrechenden Dunkelheit zwischen den Bäumen verschwand, bildete sich ein Knäuel aus den widersprüchlichsten Gefühlen in ihrem Magen, und sie war froh, dass ihr neuer Dienstplan in der Tierklinik ihnen eine mehrtägige Pause verordnet hatte.
     
    Zu Hause war sie gerade dabei, das Futter für Finn vorzubereiten, als ihr Telefon klingelte und der neue Sicherheitsmann den Besuch einer unbekannten Dame ankündigte, die sich weigerte, ihren Namen zu nennen. Die Dame war im Hintergrund deutlich zu hören, auch wenn sie nicht so klang. Sie verlangte, sofort durchgelassen zu werden. Juna sagte hastig: »Sirona Apollini ist meine Freundin. Sie ist immer willkommen.«
    »Sehr wohl, Madam.« Der Mann klang erleichtert. Juna empfing die Freundin an der Tür. Sie hatten sich lange nicht gesehen und umarmten sich herzlich.
    »Ich will ja nichts sagen, aber da parkt jemand auf deinem Stellplatz in der Tiefgarage!« Sirona wirbelte herein, zog den Mantel aus und warf sich auf das Sofa.
    Juna nahm ihn zusammen mit Schal und Mütze und hängte alles auf einen Bügel. Sie kam nicht umhin, die Labels französischer Designer zu bemerken. Ihre Freundin
hatte offenbar wieder einmal das Bedürfnis ausgelebt, ihren ohnehin prallvollen Kleiderschrank weiter zu füllen.
    »Das ist mein Auto, jedenfalls habe ich es dort zuletzt abgestellt.«
    »Ein Ersatzwagen? Wenn das mal kein Upgrade ist! Ich muss sofort den Namen deiner Werkstatt wissen.« Dann schlug sie die Hand vor den Mund. »Sag nicht, es hat schon wieder jemand versucht, daran herumzumanipulieren!« Sirona klang ernsthaft besorgt, und Juna wusste, dass unter der fein polierten Oberfläche ein mitfühlendes Herz schlug. Aber sie wusste auch, dass ihre

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