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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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riskiert hat, um mich in Gehenna zu finden. Schon vergessen?«
    »Nichts habe ich vergessen. Auch nicht die willige Kleine, die sich an mir gerieben hat wie eine rollige Katze …«
    »Hör auf!« Juna erinnerte sich sehr gut an diese Begegnung, und ihr Verhalten war ihr heute noch peinlich. »Ich war nicht ich selbst. Du hast versucht, mich zu verführen.«
    »Glaubst du wirklich? Du scheinst eine sehr geringe Meinung von mir zu haben.« Er drehte sich wieder zu ihr um, die Schwingen immer noch vollständig geöffnet. »Ich muss Frauen nicht manipulieren, damit sie mir gefällig sind. Nein, Juna. Weder deine Befreiung aus Nácars Sklaverei noch meine Magie sind für dein Verhalten verantwortlich. Das bist ganz allein du selbst. Mag sein, dass du glaubst, Arian zu lieben …«
    »Ich glaube es nicht, ich weiß es!«
    »Meinetwegen. Das interessiert mich nicht. Liebe ist etwas, das in meiner Welt nicht existiert. Aber darum geht es überhaupt nicht. Mach dir nichts vor, du begehrst mich.«
    Sie fürchtete, er würde in ihren Augen die Wahrheit lesen, und senkte rasch die Lider, ohne zu ahnen, dass sie dadurch ebenso viel von ihrer inneren Zerrissenheit verriet. Juna hatte schon lange gewusst, was Lucian jetzt aussprach. Aber es war nur Lust, die sie empfand. Und was auch geschah, sie würde ihr nicht nachgeben.
    Lucian gab sich verständnisvoll. »Es ist nicht falsch. Wir
sind als sinnliche Wesen geschaffen worden, und glaub mir, ich will dich auch. Vom ersten Augenblick an, als ich dich in Nácars Apartment gesehen habe, wusste ich, dass du viel zu kostbar bist, um einem drittklassigen Dämon zu gehören.«
    Er faltete die Flügel wieder zusammen, als habe er beschlossen, dieses Thema ein für alle Mal zu klären.
    »Ich erwarte keinerlei Dankbarkeit von dir. Ich bin ein Dämon - wer uns dankbar ist, der hat bereits verloren. Das weiß schließlich jedes Kind.« Er lachte bitter. »Ich erwarte Ehrlichkeit. Nicht mir gegenüber - ich habe schon so viele Lügen gehört, es gibt nicht mehr viel, das mich überraschen könnte oder das ich nicht durchschauen würde. Nein, ich erwarte, dass du dir selbst gegenüber wahrhaftig bleibst. Das, meine Kleine, ist dein kostbarster Besitz.«
    Seine Worte berührten Juna tief. Sie sah zu ihm auf und erkannte, dass er ihr in diesem Augenblick mehr von sich preisgab, als sie jemals gedacht hätte. Seinem smaragdgrünen Blick, der sich, wie in jener Nacht in Gehenna, in ihre Seele zu bohren schien, konnte sie auch jetzt nicht lange standhalten.
    »Lucian. Bitte!«
    Er ergriff ihre zitternden Finger und hielt sie behutsam umfangen, bis sie in der Wärme seiner Hände schließlich ruhig wurden. Nur ihr Herz flatterte immer noch wie ein kleiner Vogel, der verzweifelt versucht, der Gefangenschaft zu entkommen. Juna bekam große Angst, es würde ihm entgegenfliegen, sobald sie auch nur eine Sekunde unaufmerksam wurde. Durfte man zwei so unterschiedliche Männer lieben? Es gab nur eine Antwort auf diese Frage, aber Juna wollte sie jetzt nicht hören.

    »Die Liebe ist nichts«, sagte Lucian, der sie aufmerksam betrachtete. »Was am Ende bleibt, sind Vertrauen und Freundschaft.«
    Gespenstische Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Plötzlich lachte Lucian und zerriss damit den feinen Schleier der Sinnlichkeit, der sie beide eingehüllt hatte. »Und natürlich guter Sex. Nicht zwingend ausschließlich mit ein und derselben Person, wohlgemerkt.«
    Seine Flügel öffneten sich erneut. »Ich kann warten. Wenn es sein muss, auch eine Ewigkeit.« Er erhob sich wie ein majestätischer schwarzer Vogel in die Lüfte.
    Und morgen wird trainiert. Wir sehen uns nach Sonnenuntergang. Hier.
    »Arroganter …« Juna verschluckte den Rest der Beleidigungen, die ihr auf der Zunge lagen, und stürmte in die Wohnung. Die Terrassentür schlug so heftig hinter ihr zu, dass die Scheiben klirrten. Ihr inneres Inferno hob wie ein hässliches Tier den Kopf, doch Juna war dermaßen in Rage, dass sie dem Ungeheuer, ohne weiter darüber nachzudenken, mental einen nassen Lappen um die Ohren schlug. Es zischte und schlug wild mit dem Schwanz, dann zog es sich in seine finstere Höhle zurück.
    Überrascht blieb sie stehen. »Das war nicht schlecht!«
    Auch Lucian hatte bestätigt, was Arian ihr immer wieder gepredigt hatte: Juna müsse sich nur etwas vorstellen, das sie auch in der Realität anwenden würde, um einen kleinen Brand zu löschen. Sie hatte zu bedenken gegeben, dass ein in Flammen aufgehender

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