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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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tatsächlich hatte sie die halbe Nacht darüber nachgedacht. Lucian hatte ihr nicht ein einziges Mal einen Grund gegeben, ihm zu misstrauen. Er war fraglos ein gefährlicher Dämon, aber sie war überzeugt, dass er ihr Vertrauen nicht missbrauchen würde, wenn es nur mit reinem Herzen gegeben wurde.
    Hätte sie damals Arian nicht vertraut, sie hätte niemals die Liebe ihres Lebens gefunden. Und trotz der Sorge um ihn zweifelte sie auch jetzt nicht daran, dass Arian zu ihr kommen würde, sobald es ihm möglich war. Bis dahin musste sie am Leben bleiben, und dafür brauchte sie mächtige Verbündete wie Cathure oder eben Lucian, den Marquis von Gehenna.
    Heute hinterfragte er ihre Einladung nicht. Lucian reichte ihr galant den Arm, und gemeinsam betraten sie ihre Wohnung. Wenn Juna geglaubt hatte, dass dabei irgendetwas geschehen würde, dann wurde ihre Erwartung enttäuscht.
    Sie lachte erleichtert, und bald darauf saßen sie sich am
Tisch gegenüber. Finn lag als selbst ernannter Sittenwächter auf Junas Füßen.
    »Du hast mich überrascht.« Lucian stellte sein Glas ab. »Deine Kampftechnik ist sehr gut.«
    »Wirklich?« Juna konnte ihre Freude nicht verbergen.
    »Ich will nicht sagen, dass du nicht noch das eine oder andere zu lernen hättest, aber ein ahnungsloser Herausforderer würde bereits jetzt eine hübsche Überraschung erleben. Es ist das Beste, wir behalten dein Geheimnis so lange wie möglich für uns.«
    »Aber war es dann nicht leichtsinnig, vor aller Welt und zumal auf einem Dach zu kämpfen?«
    Er erhob sein Glas und prostete ihr zu. »Darüber mach dir keine Sorgen. Die Trainingsstunden bleiben unser Geheimnis.«
    Juna hatte sich für Kirschsaft entschieden, von dem sie nun einen kleinen Schluck trank, bevor sie mit einem Finger in die Höhe zeigte. »Auch die da oben nicht?«
    »Besonders die da oben nicht. Allerdings …« Lucians Nasenflügel bebten, und er zeigte auf ihren angebrannten Sekretär. »War der Brief vorhin schon da?«
    Juna sah sich um und entdeckte ein großes Kuvert, das recht auffällig platziert war. Es hätte ihr auffallen müssen, denn sie erinnerte sich gut daran, kurz vor Lucians Eintreffen noch einen Bleistift aus einer der Schreibtischschubladen genommen zu haben, die glücklicherweise von ihrem Feuer verschont geblieben waren. Sie stand auf, um den Brief zu holen. Vielleicht enthält er eine Nachricht von John? Überrascht wäre sie nicht gewesen, wenn es ihm gelungen wäre, sich trotz der Feen-Security unbemerkt Zugang zu ihrer Wohnung zu verschaffen. Sie glaubte keinen Augenblick
daran, dass er aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hatte. Dennoch war Juna froh, dass ihr Bruder noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen und nicht direkt in der Hölle gelandet war.
    Wo er sich zurzeit aufhielt, wusste sie nicht. Zwar behauptete ihre Stiefmutter, John hätte sich eine Villa in Florida gekauft, wo er als erfolgreicher Immobilienmakler Karriere gemacht hätte, aber der Rest der Familie glaubte nicht daran.
    Schon als sich ihre Fingerspitzen dem Umschlag näherten, ahnte sie, dass die Nachricht nicht von ihrem Bruder stammte.
    Lucians Nase kräuselte sich, und Juna musste über diese überaus menschliche Reaktion lachen. Sie roch nun selbst daran, konnte aber nichts Besonderes feststellen. Doch vielleicht hatten Dämonen einen besseren Geruchssinn? Wie Finn etwa, der erwacht war und nun beide Pfoten auf den Tisch stellte und aufgeregt am Papier in ihrer Hand schnüffelte. Sein Schwanz verriet, dass ihm der Duft gefiel.
    »Das Beste ist wohl, ich mache ihn auf. Hat jemand Einwände?«
    Lucian schüttelte den Kopf, und Finn gab einen Ton von sich, den sie als Zustimmung wertete.
    Juna riss den Umschlag auf und zog eine Einladung heraus. Als sie die Karte öffnete, erklang eine eigentümliche Melodie. Lieblich wie zartes Harfenspiel zwar, doch zugleich ertönten traurige Walgesänge und das zarte Läuten von Schneeglöckchen im kühlen Januarwind. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals gehört zu haben, dass diese - oder irgendwelche - Blumen überhaupt Geräusche machten.

    Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Vielleicht war das ja auch nur ein vorübergehendes Ohrklingeln nach ihrem Schwertkampf. Doch die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: Aus der geöffneten Karte erhob sich ein winziges Wesen in gelbem Gewand, rutschte mitten in der Falz hinunter, dass sein Röckchen aufflog. Dabei wirbelte es eine Menge Glitzerstaub auf.
    Gleichsam wichtig und

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