Fluegelschlag
ein Problem. Ich bin nicht sicher, ob es bei dir funktioniert.« Lucian steckte seine eigene Waffe weg, als trüge er eine Schwertscheide am Gürtel. Sofort war sie verschwunden.
»Toll! Wie hast du das gemacht?« Juna sprang von ihrem Sitz auf und ging einmal um ihn herum. Es war nicht mehr zu sehen. »Darf ich?« Ehe er antworten konnte, tastete sie seine linke Hüfte ab. Nichts. Das konnte doch nicht sein. Allerdings hatte auch Arian niemals bewaffnet ausgesehen und war es doch mindestens bei zwei Gelegenheiten gewesen.
Lucian räusperte sich und hob eine Augenbraue.
Juna sah, dass ihre Hand auf seinem Hintern lag. Schnell
machte sie einen Schritt zurück und murmelte »Nett!«, um nicht allzu prüde zu wirken.
»Möchtest du nicht weitersuchen?« Seine Stimme war eine Spur dunkler geworden.
Juna bemühte sich, das aufgeregte Flattern in ihren Adern zu ignorieren, das zu einem ständigen Begleiter geworden zu sein schien, sobald Lucian in diesem Tonfall mit ihr sprach. »Wenn das ein Engeltrick ist, dann wird es bei mir nicht funktionieren.«
»Ganz im Gegenteil. Ich fühle mich heute durch und durch in meinem Element.« Er machte einen Schritt auf sie zu, und die Spannung zwischen ihnen wurde nahezu greifbar.
»Flirtest du mit mir?« Juna fühlte sich selbst ein bisschen teuflisch und warf ihm einen Blick aus großen, unschuldigen Augen zu.
»Du verbringst zu viel Zeit in schlechter Gesellschaft.« Lucian schüttelte bedauernd den Kopf. Dann schenkte er ihr ein Lächeln, das ihre Knie weich werden ließ, und zeigte auf das Schwert. »Probier es aus. Stell dir einfach vor, dass du eine Schwertscheide trägst.«
Juna riss sich vom Anblick seines verführerischen Mundes los und versuchte ihr Glück. Prompt fiel ihre Waffe klappernd zu Boden.
»Nochmal!« Lucian stellte sich dicht hinter Juna, drückte ihr das Schwert in die Hand und führte ihren Arm. »Konzentrier dich.«
Wie sollte sie das tun, wenn ein Dämon, der keinen Hehl daraus machte, dass er sie verführen wollte, ihr Feuer schon durch seinen Anblick in Ekstase versetzte? Und jetzt loderte es wild auf, rollte wie Lava durch ihren Körper und verlangte danach, sich mit seinem Feuer vereinen zu dürfen.
Juna atmete tief durch, versuchte, alles um sich herum zu vergessen, und flüsterte schließlich: »Jetzt.«
Gemeinsam bewegten sie ihr Schwert, und plötzlich war es verschwunden.
»Ich wusste es!« Lucian hauchte einen Kuss auf ihren Nacken, und ehe sie begriff, was er getan hatte, stand er ihr schon wieder gegenüber. »En garde!«
Ohne nachzudenken, griff Juna nach der Spatha, zog es und stellte sich der Herausforderung.
Anfangs nahm Lucian unübersehbar Rücksicht, und das war auch gut so, denn sie brauchte eine Weile, bis sie zu ihrer alten Form zurückfand. Doch dann wurde der Kampf schneller, und als Juna nach einer Finte Lucian beinahe am Arm verletzte, begann er die Sache ernst zu nehmen.
Sie freute sich, dass ihre Überraschung gelungen war. Augenscheinlich hatte er nicht gewusst, dass sie seit ihrer Jugend im Umgang mit Schwertern, Degen und anderen Blankwaffen geübt war.
Ihr Großonkel besaß eine umfangreiche Sammlung, die er in der Halle des Familienstammsitzes ausstellte, aber auch zu führen verstand. Bei ihm hatte Juna ihre ersten Stunden erhalten. Während des Studiums war sie schließlich in eine Reenactment-Gruppe eingetreten und hatte manches Wochenende auf historischen Märkten oder bei Highland Games verbracht. Das Lagerleben im Zelt gefiel ihr nicht besonders, aber wenn es um Reiten, Fechten oder Bogenschießen ging, konnte man ziemlich sicher sein, Juna MacDonnell mittendrin zu finden. Zu ihrer Gruppe gehörten auch Stuntmen, von denen sie einige gute Tricks gelernt hatte, und sie zögerte nicht, diese auch einzusetzen.
Doch exakt in dem Moment, in dem sie begann, sich sicher
zu fühlen, spürte sie den Stahl an ihrer Kehle. Juna erstarrte. Einen Wimpernschlag später verneigte sich Lucian. Er wirkte ungewöhnlich aufgeräumt, und obwohl er vorgab, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, sah er keineswegs erhitzt oder gar angestrengt aus. »Partie ex!« Mit einer eleganten Bewegung steckte er sein Schwert weg.
Juna tat es ihm nach, und ihre Spatha verschwand im Nichts. Sie fühlte sich erschöpft, aber glücklich. Das war besser gewesen als jedes Work-out und vor allem viel befriedigender.
Ihre Augen strahlten. »Darf ich dich heute auf ein Glas zu mir einladen?«
Ihre Einladung mochte spontan klingen,
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