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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sie, dass er Sirona helfen würde. »Wenn sie bloß nicht mehr so …« Sie suchte nach Worten. »… so todig daliegt. Wer hat ihr das nur angetan?«
    »Ich gedenke es herauszufinden.« Arian klang grimmig, und Juna war froh, dass sich sein Ärger nicht gegen sie richtete.
    Er beugte sich über Sirona und legte beide Hände an ihre Schläfen. Anfangs geschah nichts, und Juna dachte schon, es würde nicht funktionieren - da glomm das warme Licht auf, das sie bereits unter Lucians Händen gesehen hatte. Sie hörte, wie Arian in dieser eigenartigen Sprache zu murmeln begann. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber plötzlich ging es ihr selbst auch besser. Die Anspannung der letzten Stunde ließ allmählich nach. Juna zog einen Stuhl heran und setzte sich.
    »Was geht hier vor?«
    Erschrocken sprang sie auf. Ein Arzt stand im Raum. Sie sah genauer hin und entdeckte seine Flügel. Sie waren grau, wie die von Daniel.
    »Ich hasse es, wenn ihr das tut!«
    Erleichtert, dass er kein Mensch war, ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen.
    »Was denkst du, was wir hier machen? Deinen Job, würde ich sagen.«

    Er warf Juna einen giftigen Blick zu. »Sag ihr, sie soll den Mund halten.«
    Arian richtete sich langsam auf und drehte sich um. Sein Gesicht lag im Schatten, und Juna konnte nicht erkennen, ob er ärgerlich war. Der Arzt schien mehr zu sehen. Er machte einen Schritt rückwärts und hob die Hände, als wollte er einen Angriff abwehren.
    Wenigstens hat er vor ihm Respekt , dachte sie und war nicht wenig stolz darauf, dass ihr Engel bereit war, ihre Ehre zu verteidigen, egal, was er selbst über ihr manchmal zu schnelles Mundwerk dachte. Doch dann spürte sie Arians Ärger. Juna wurde klar, dass seine Ritterlichkeit ihn schnell verraten konnte. Der gefallene Engel durfte nicht wissen, wer Arian wirklich war. Ruhig! Er hat uns nichts getan , warnte sie ihn lautlos.
    Glücklicherweise reagierte Arian sofort. Die aggressive Atmosphäre wich schnell einer heiteren Ruhe, der sich nicht einmal der Arzt entziehen konnte. Bei der nächsten Frage klang seine Stimme viel freundlicher. »Was fehlt ihr?«
    Arian agierte jetzt wieder wie gewohnt. Seine neutrale, geradezu unbeteiligt wirkende Art, Fremden gegenüberzutreten, hatte Juna anfangs verunsichert, aber inzwischen wusste sie, dass es ihm nur dadurch gelungen war, die anderen Engel derart lange über seinen Makel zu täuschen. »Ich war gerade dabei, es herauszufinden.« Dieser Worte ungeachtet, klang Arian, als interessiere ihn das Ergebnis seiner Untersuchung nicht im Geringsten.
    Der andere Engel widersprach. »Das geht nicht. Wir können hier keine Wunderheilungen vollbringen. Was glaubst du, wie schnell sich diese Dinge herumsprechen!«

    »Ich will sie nicht heilen. Der Fall steht im Zusammenhang mit meinem Auftrag.«
    Der Arzt hatte offenbar längst gelernt, seine Gefühle zu zeigen. Vielleicht sogar ein bisschen zu deutlich, fand Juna, als sie in sein erschrockenes Gesicht blickte. Vergeblich bemühte er sich, seine Furcht zu verbergen. »Du bist …«
    »… kein Gerechter .« Arian schenkte ihm ein Lächeln, das allerdings seine Augen nicht erreichte. Selbst Juna, die ihn ja nun gut genug kannte, glaubte, die Kälte in der Tiefe seiner Seele spüren zu können, und sie fragte sich, was er damit bezweckte, seinen Status als Gefallener vor dem anderen zu verbergen.
    Die Tür schwang auf, und Daniel kam herein. »Ich habe Stimmen gehört … oh!« Sofort umgab auch ihn eine unnahbare Aura.
    Der Arzt sah irritiert von Daniel zu Arian. »Wie viele seid ihr? Was ist an der Patientin so interessant?«
    Juna, die während Arians kurzer emotionaler Krise aufgestanden war, trat an seine Seite. »Sirona ist meine Freundin.«
    »Und meine«, fügte Daniel hinzu, ohne zu erkennen zu geben, welche Art Freundschaft er damit meinte.
    Der Arzt war das Rätselraten offenbar leid. Er richtete sich ein wenig auf. »Okay, fangen wir von vorne an. Dies ist nicht meine Station, ich bin nur zufällig vorbeigekommen und habe gemerkt, dass einer von uns vor dieser Tür herumlungert.« Er warf Daniel einen kurzen Blick zu. Danach schaute er zu Arian. »Allerdings habe ich dich nicht gespürt. Wer bist du?«
    »Arian.« Nur ein Name, keine weitere Erklärung.
    Auch Juna stellte er nicht vor, und das war ihr ganz recht.
Je weniger der andere Engel über sie wusste, desto besser fühlte sie sich. Daniel hatte gewusst, dass sie Engelseherin war, und anfangs nicht besonders positiv darauf

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