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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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reagiert. Inzwischen schienen seine Vorurteile jedoch verflogen zu sein, anderenfalls hätte er sie beide sicherlich nicht um Hilfe gebeten.
    Daniel stellte sich nun ebenfalls vor und warf einen Blick auf das Namensschild des Arztes. »Dr. Asklepios?« Sein Mundwinkel zuckte. »Irgendwo habe ich den Namen schon mal gehört.«
    Juna ebenfalls, und sie fand es ziemlich peinlich, sich nach dem berühmtesten Heiler der griechischen Mythologie zu benennen.
    »So heiße ich nun mal. Nicht verwandt oder verschwägert«, sagte er mit einem Seitenblick zu Juna, die sich dafür schalt, dass sie ihre Gedanken offenbar wieder einmal lautstark durch die Gegend gesendet hatte. Sie nahm sich vor, noch intensiver daran zu arbeiten. Solche Fehler durften ihr einfach nicht mehr unterlaufen.
    Asklepios beachtete sie nicht weiter und trat an Sironas Bett. »Was fehlt ihr?«
    Arian fasste seine bisherigen Erkenntnisse kurz für ihn zusammen.
    »Ach, dann ist sie die Selbstmörderin?« Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er ihr wenig Sympathie entgegenbrachte.
    »Ich glaube nicht, dass sie sich das freiwillig angetan hat. Jemand hat nachgeholfen.«
    »Das ist gut.« Asklepios wirkte erleichtert.
    Hätte Juna nicht inzwischen gewusst, wie empfindlich Engel auf dieses Thema reagierten, sie hätte ihm für die
Bemerkung die Augen ausgekratzt. Sie war ohnehin von diesem merkwürdigen Arzt, der jetzt auch noch kommentarlos aus der Tür spazierte, alles andere als begeistert.
    Durch das Fenster beobachtete sie, wie er den Kopf durch die Tür der Stationszentrale steckte.
    Gleich darauf kehrte er zurück und ließ die Jalousien herunter, so dass nun niemand mehr vom Flur aus hereinblicken konnte. Danach sah er Sirona, die nach wie vor nur von einem schwachen Notlicht beleuchtet starr im Bett lag, nachdenklich an. »Ich habe diese Symptome schon einmal gesehen. Es ist noch gar nicht lange her, dass jemand in einem ähnlichen Zustand eingeliefert wurde. Er starb in derselben Nacht, und ich bin nur darauf aufmerksam geworden, weil ich seinen Engel flüchtig kannte.«
    Es war eine Eingebung, die Juna fragen ließ: »Wie hat er ausgesehen? Groß, rötliches Haar und Brandnarben auf dem linken Arm?«
    »Du kennst ihn?« Asklepios blickte sie misstrauisch an. »Dann gehörst du auch zu dieser RFH-Truppe?«
    »Nein.« Arian mischte sich ein, bevor Juna etwas entgegnen konnte, von dem er zu Recht annahm, dass es wenig freundlich geklungen hätte. »Aber es könnte sein, dass dieser Mann ein Attentat verübt hat. Wann genau ist er gestorben?«
    »An Lucia, also Mitte Dezember.«
    »Das könnte hinkommen. Und er war Mitglied bei den RFHlern, weißt du das ganz genau?«
    »Definitiv. Das sind merkwürdige Leute. Vor einiger Zeit hat eine neue Bekannte versucht, meine Frau zu überreden, eines ihrer Treffen zu besuchen. Sie konnte sich aber nicht erinnern, woher diese Person wusste, wer ich bin. Das kam
mir merkwürdig vor, und ich habe ihr verboten, dorthin zu gehen.«
    Juna verdrehte ihre Augen, enthielt sich aber jeglichen Kommentars zu der Selbstverständlichkeit, mit der er davon sprach, seiner Frau etwas zu verbieten. »Sirona wollte mich der Gruppe ebenfalls vorstellen. Sie hat es gut gemeint, da bin ich ganz sicher. Und an ihrem Auftauchen ist auch nichts Geheimnisvolles.«
    Es war Asklepios anzusehen, dass er gern mehr erfahren hätte. Nach einem kurzen Blick auf Arian verzichtete er allerdings darauf, Fragen zu stellen. Juna hätte ohnehin keine weiteren Details preisgegeben, aber Daniel warf ihr einen dankbaren Blick dafür zu, dass sie seine Freundin verteidigt hatte. Er saß auf Sironas Bettkante und streichelte ihre Hand. »Arian, hast du etwas herausfinden können?«
    »Bisher noch nicht. Aber wenn du erlaubst, würde ich es gern noch einmal versuchen.«
    Wieder pulsierte dieses eigenartige Licht zwischen seinen Händen, das wirkte wie eine sanftere Ausgabe des Engelsfeuers. Vielleicht war es das auch. Zumindest würde es erklären, warum Lucian ebenfalls über heilerische Kräfte verfügte. Die beiden anderen Engel waren vielleicht einfach nicht talentiert genug, um es anzuwenden. Doch es interessierte Juna derzeit ohnehin nicht, warum sie Arian das Heilen derart bereitwillig überließen. Ihr ging es einzig darum, ihre Freundin wiederhergestellt zu sehen.
    Und plötzlich geschah das Unglaubliche tatsächlich: Sironas Augenlider flatterten erst und schlossen sich gleich darauf. Daniel flüsterte ihren Namen, und sie öffnete die Augen wieder.

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