Fluegelschlag
hinzu, und dann sprangen die Möbel plötzlich wie toll herum. Schließlich wurde ihr klar, dass Arian sie schüttelte, was auch ihren
Kopfschmerz erklärte. Als sie zu Atem gekommen war, fragte sie ein bisschen ängstlich: »Das hat er doch nicht ernst gemeint?«
Arian wischte ihr eine Träne aus dem Augenwinkel. »Wer kann das sagen? Schließlich ist er ein gefürchteter Dämon.« Junas Gesichtsausdruck veranlasste ihn, eilig zu erklären, dass dies natürlich nicht Lucians wahre Gestalt gewesen sei. »Ich habe keine Ahnung, warum er als Düvel aufgetaucht ist. Vielleicht proben sie für Walpurgis?«
Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.
Arian lachte trocken. »Das könnte von Michael sein, ist aber von diesem Goethe, nicht wahr? Ich sollte Lucian wirklich fragen, warum er sich auf den Dichter eingelassen hat. Vermutlich war es Langeweile.«
»Oder er tut, was die Gefallenen auf der Erde auch tun.«
»Und was soll das sein?«
Juna verstand Arians Frage nicht. »Was glaubst du? Das Menschengeschlecht voranbringen beispielsweise?«
Er sah sie erstaunt an. »Meinst du tatsächlich, dass dieses Büchlein die Kraft dazu hat?«
»Ich sehe schon, uns werden die Gesprächsthemen in Zukunft so schnell nicht ausgehen. Vergiss Lucian. Was machen wir als Nächstes?«
Arians Schwingen bebten, und Juna fiel es schwer, sich von dem betörenden Anblick loszureißen. »Ich glaube, Schwarz wird die Farbe meines Herzens.« Sie seufzte.
»Schwarz ist keine Farbe.«
»Du bist so romantisch, wenn du in deinen Engelmodus zurückfällst.«
Arian sah Juna verständnislos an.
»Himmel, das war ein Kompliment!«
Als die Sonne in seinem Gesicht aufzugehen schien, begriff Juna endlich, dass er sich ihrer Liebe immer noch nicht sicher war. Der nächste Punkt auf ihrer Liste: Vertrauen stärken. Sie holte tief Luft. »Was nun?«
»Die Gefallenen müssen gewarnt werden. Er hat seine Spuren zwar ziemlich gut verwischt, aber ich ahne, wer sich als Drahtzieher im Hintergrund hält, und mit dieser Macht ist nicht zu spaßen.«
Juna wusste, bloße Ahnungen würde Arian nicht gern mit ihr teilen. Also bezwang sie ihre Neugier und bemühte sich um Sachlichkeit. »Noch kennen wir doch nur wenige dieser irdischen Engel. Wie stellst du dir das vor?«
»Mühsam. Ich kenne allerdings jemanden, der uns vielleicht helfen kann.«
»Aber nicht Lucian, oder? Wann seid ihr beiden eigentlich zu Freunden geworden? Habe ich was verpasst?«
»Mein … der Lichtbringer hat bestimmt, dass Lucian meine Kontaktperson in Gehenna ist. Ich dachte, da kann er sich gleich mal nützlich machen.«
Juna sagte nichts weiter dazu, aber sie war sicher, dass sich Lucian nicht lange von Arian herumkommandieren lassen würde. Er hatte von Anfang an über Arians Herkunft Bescheid gewusst und sich nicht gerade besonders beeindruckt davon gezeigt.
Arian unterbrach Junas Überlegungen. »Keine Sorge, mit Lucian hat es nichts zu tun. Ich möchte einen der Gefallenen treffen. Er hat mir schon früher gelegentlich wertvolle Tipps gegeben. Batarjal ist Schriftsteller und weiß die unglaublichsten Dinge. Ich hätte gleich zu ihm gehen sollen.«
»Und wärst dann noch tiefer in seiner Schuld gestanden.
Ist das übrigens der Grund, warum du Cathure nicht um Hilfe bittest?«
»Nein.« Arians Mund wurde hart. »Er hat dir Sirona vorgestellt. Ich traue ihm nicht mehr.«
Juna hatte sich darüber ebenfalls ihre Gedanken gemacht. Allerdings glaubte sie nicht, dass Cathure ihr hatte schaden wollen. Sie würde es noch herausfinden müssen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Sirona nichts von der Existenz der Vertriebenen gewusst hatte, als sie von Cathure geschickt worden war. So schwatzhaft wie sie war, hätte sie bestimmt sofort darüber gesprochen.
Juna erinnerte sich nicht mehr genau an den Wortlaut, aber kurz vor ihrer gemeinsamen Reise nach London hatte Sirona von einer eigentümlichen Begegnung erzählt. Ebenso wie bei der Frau von Asklepios war bei ihr jemand aufgetaucht, der sie auf ihre Beziehung zu Daniel angesprochen hatte. Juna hat dem damals keine große Bedeutung beigemessen, denn Sirona neigte dazu, Leute zu vergessen, die ihrer Meinung nach nicht bedeutend genug waren, um einen festen Platz in ihrem Gedächtnis einzunehmen. Wie auch immer - die Veränderungen im Verhalten ihrer Freundin hatten erst während ihres gemeinsamen London-Besuchs begonnen. Elsa musste der Schlüssel zu allem sein.
Arian öffnete die Terrassentür. »Bist du
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