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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Fähigkeiten erfahren. Versprichst du mir das?«
Er fragte sich, wer dieser Engel gewesen sein mochte, der sie gewarnt hatte.
    »Aber warum …?«
    »Es gibt Kräfte …«, hob er an. »Willst du es wirklich wissen?« Als er sah, dass Juna langsam nickte, sprach er weiter: »Also gut. Eine sehr traditionelle Gruppe unter den Engeln - und die ist nicht klein - ist der Auffassung, dass eine Fähigkeit, wie du sie besitzt, die Schutzengel in Gefahr bringt.«
    »Warum? Ich tue ihnen doch nichts.«
    »Ich sollte dir das gar nicht erzählen …« Arian beugte sich zu ihr hinüber, bis seine Lippen fast ihr Haar berührten. »Dämonen können Schutzengel nicht sehen. Aber wenn sie einen von ihnen erwischen, verlangen sie einen hohen Preis.«
    »Du meinst, sie nehmen Schutzengel als Geiseln?« Juna war empört.
    »Genau.« Das Gespräch bewegte sich gefährlich schnell auf die momentane Situation zu. »Bitte sei mir nicht böse, aber mehr kann ich nicht sagen.« Schon alles andere hätte er niemals einer Sterblichen erzählen dürfen. Schnell fragte er: »Gibt es noch etwas, das du mir erzählen möchtest?«
    Ihr Blick ging an ihm vorbei, als sähe sie aus dem Fenster, dabei drehte sie unaufhörlich die Zuckerdose zwischen den Fingern. Plötzlich stellte sie die Tasse auf den Tisch und schaute Arian direkt in die Augen. »Nein, warum?«
    Ihr Lächeln kam eine Viertelsekunde zu spät, und er war sicher, dass sie log. Dennoch verzichtete er darauf, nachzufragen. Irgendwann würde sie ihm ihr Geheimnis anvertrauen, damit hatte es keine Eile. Doch es gab ein paar
Dinge, die sie wissen sollte. »Der Engel, der dich gewarnt hat, war kein Schutzengel.«
    »Was war er dann? Auch ein Wächter, so wie du?« Ein Geräusch kam aus ihrer Kehle, von dem er nicht sagen konnte, ob es ein Lachen oder ein Schluchzen war. »Wie viele Sorten, ich meine Rassen … Also, ich meine, wie viele Engel gibt es eigentlich?«
    »Stell dir vor, du müsstest die Blätter eines riesigen Waldes zählen, und wenn du am Ende angekommen bist, haben die ersten Bäume längst neue Zweige gebildet. Einige Blätter sind nachgewachsen, andere herabgefallen.«
    Ihr Mund formte ein erstauntes O. »Dann sind wir Menschen also in der Minderheit. Und ihr seid alle … wie soll ich sagen … von Anfang an dabei?«
    Er musste lachen. »Sagen wir es mal so: Es gibt Engel, die sich nicht mehr an die ersten Tage ihres Daseins erinnern können.«
    »Aber du gehörst nicht dazu?«
    »Nein.« Ebenso wie Juna sprach Arian nicht gern über seine Vergangenheit. Zudem verschwieg er, wie viel Glück sie gehabt hatte, nicht die Aufmerksamkeit eines Gerechten auf sich gezogen zu haben. Wer auch immer sie gewarnt hatte, es war ganz bestimmt niemand der Alae - oder Gerechten - gewesen, die von den anderen Engeln spaßhaft, aber sehr zutreffend auch manchmal Die Selbstgerechten genannt wurden und deren militantes Auftreten wahrscheinlich die menschlichen Visionen vom Herannahen der apokalyptischen Reiter ausgelöst hatte. Er lachte bitter. »Ich hatte einen strengen Lehrer und genügend Zeit, meine Kollegen kennenzulernen. Glaubst du mir nun, dass ich kein Einbrecher bin?«

     
    »Natürlich. Ich dachte, das hätten wir längst geklärt.« Sie hatte ihn zwar nicht als Engel erkannt, ihr Unterbewusstsein jedoch schien gewusst zu haben, dass sie ihm vertrauen konnte. Doch warum vertraute er ihr? Die einzig vernünftige Antwort, die Juna in den Sinn kommen wollte, ließ sie erbleichen. Was, wenn er es gar nicht tat und sich ihr nur offenbart hatte, weil ihr Tod bereits beschlossene Sache war?
    Er bemerkte die Veränderung in ihr sofort. »Juna, hab keine Angst! Niemand wird dir etwas tun.«

5
    N ach ihrem Gespräch hatte Juna nicht damit gerechnet, dass Arian bleiben würde. Als er sie zum Essen einlud, war sie so verblüfft, dass sie ohne nachzudenken zusagte. »Wohin gehen wir?«
    »Lass dich überraschen.«
    »Du kennst dich also in Glasgow aus?« Es gab so viele Dinge, die sie gern über ihn gewusst hätte.
    Obwohl sie sich große Mühe gab, konnte sie keine Flügel sehen. Besaßen Wächter vielleicht gar keine? Oder war das womöglich ein sensibles Thema? Besser, sie sagte nichts. Stattdessen legte sie in Gedanken eine Liste mit Fragen an, die sie ihm irgendwann stellen wollte. Für längere Gespräche fehlte ihr ohnehin gerade der Atem, weil sie Schwierigkeiten hatte, mit ihm Schritt zu halten.
    Arian bemerkte es und ging langsamer. »Entschuldige. Ja, ich hatte hier früher einmal

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