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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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zu tun. Das ist allerdings schon eine Weile her.«
    Sie fragte sich, in welchen Zeiträumen Engel dachten. In Gedanken setzte sie die Frage nach seinem Alter auf ihre Liste, strich sie aber gleich wieder. Die Vorstellung, jemanden zu kennen, der womöglich Jahrhunderte wie andere Stunden zählte, war gleichsam aufregend und unheimlich.
    »Da sind wir.« Sie standen vor einem Café. »Komm, du wirst überrascht sein!«

    Und das war sie tatsächlich. Sie durchquerten das Café, das schöner war, als es von außen den Anschein gehabt hatte, und steuerten auf eine Wendeltreppe zu. Mit jeder weiteren Stufe überdachte Juna ihren zukünftigen Fitnessplan. Sehnsüchtig schielte sie zum Aufzug, der lautlos an ihnen vorüberglitt. Oben angekommen, fühlte sie sich wie ein erhitzter Trampel, während Arian, von Kopf bis Fuß neu eingekleidet, sehr lässig und vor allem geradezu unanständig frisch aussah. Die Frau am Empfang streifte sie mit einem prüfenden Blick, und Juna hätte schwören können, dass sich ihr Mund zu einem mitleidigen Lächeln verzog. Arian dagegen genoss ihre volle Aufmerksamkeit, und sogleich wurden sie durch den Wintergarten zu ihrem Tisch geleitet. Der Ausblick über die Lichter der Stadt entschädigte Juna sofort. »Wahnsinn! Ich habe nicht gewusst, dass es hier so tolle Restaurants gibt. Woher …?«
    Arian zuckte mit der Schulter. »Intuition?«, schlug er vor und ließ sich die Speisekarte reichen.
    Nachdem sie bestellt hatten und vor jedem ein gut gekühltes Glas Wein stand, hielt sie das Schweigen nicht mehr aus. »Kannst du überhaupt …« Sie machte eine Geste, als erwarte sie, dass er den Satz für sie beendete. Arian sah sie erwartungsvoll an, und Juna wurde rot, weil ihre Gedanken unvermittelt in eine erotische Richtung abgedriftet waren.
     
    Er fand ihre Verlegenheit hinreißend. Normalerweise machten Frauen keine Umschweife, wenn sie ihm ihre Wünsche signalisierten, deren Erfüllung er jedoch ablehnen musste. Ein Engel, der sich mit Menschen näher einließ, hatte harte Strafen zu erwarten, doch Arian war niemals
zuvor wirklich in Versuchung geraten. Zu behaupten, es sei schon eine Weile her, dass er mit einer Frau intimeren Kontakt hatte, wäre die Untertreibung des Millenniums gewesen.
    Andererseits war er ja nun ein Verstoßener - galten nun also andere Regeln? Er spürte dieses Feuer in seinen Adern, das ihn immer heimsuchte, wenn er an Juna dachte. An ihr Haar, den kühnen Schwung ihrer Lippen und den vollendet modellierten Übergang ihrer Hüften zu einer Taille, die er mit etwas Mühe gewiss mit beiden Händen hätte umspannen können. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er sie an sich zog und sich ihre Brüste an seinen Körper schmiegten - wie zwei herrliche Geschöpfe, die verehrt und angebetet werden wollten, bevor sie ihm gestatteten, die Geheimnisse ihrer Besitzerin weiter zu erforschen.
     
    Juna war die Veränderung in seinen Augen nicht entgangen, die königsblau strahlten. Ihr Puls beschleunigte sich deutlich, kleine Flammen züngelten in ihrem Inneren und plötzlich auch auf dem Tisch. Die Kerze war umgefallen, und Juna erstickte das Feuer mit einer Serviette.
    Ein Kellner kam herbeigerannt und brachte eine neue Tischdecke. Dabei entschuldigte er sich so oft, dass man beinahe glauben konnte, es sei wirklich seine Schuld gewesen.
    »Ist noch einmal gutgegangen!« Arian sah sie aufmerksam an.
    Wie Recht er hatte. Schon wieder stieg verräterische Wärme in ihre Wangen. Sie wollte zu einer Erklärung ansetzen, aber er legte seine Hand auf ihre glühenden Finger. Juna dachte, sie müsste sie schnell wegziehen, damit nicht
alles noch schlimmer würde, aber in ihrem Inneren breitete sich eine angenehme Ruhe aus, und nach wenigen Atemzügen hatte sie sich wieder im Griff.
    Er lächelte. »Du wolltest mich etwas fragen.«
    Der Kellner ersparte ihr die peinliche Situation, nachfragen zu müssen, worauf sich Arian bezog. Er stellte einen Brotkorb auf den Tisch und servierte ihnen mit den Worten: »Eine kleine Aufmerksamkeit der Küche!«, ein appetitanregendes, elegant komponiertes Amuse-Gueule. »Unsere Zander-Lachs-Terrine an schwedischen Dill-Wölkchen. Guten Appetit!«
    Arian bedankte sich, dann griff er nach seinem Besteck. »Klingt das nicht verführerisch?«
    Sein unverschämtes Lächeln sorgte dafür, dass sie ihn einfach nur entzückt anstarrte.
    Schließlich brach er das Schweigen. »Nun, was wolltest du wissen?«
    »Was? Ich meine …« Sie verhaspelte sich und

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