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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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dunkleren Abteilung der Weltordnung stammen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, sich von ihm küssen zu lassen? Juna mochte sich gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, hätte er ihr Geheimnis entdeckt. Sie dachte an das Schwert, mit dem er den dunklen Engel bekämpft hatte. Wie leicht wäre es für ihn, sie damit zu töten. Es grenzte ohnehin an ein Wunder, dass er nicht erkannt hatte, von wem der Flammenring rund um das Bett gestammt hatte. Sie würde ihn nie wiedersehen, und gewiss war es das Beste, obwohl schon der Gedanke daran intensiver schmerzte als die Höllenfeuer in ihrer Seele.
    Leise, als traue sie ihrer Stimme nicht, sagte sie seinen Namen. Was hätte sie auch sonst sagen sollen? Vielleicht etwas wie: Arian ist ein Wächterengel. Ich habe ihn in meinem Schrank gefunden, und übrigens - er küsst wunderbar! Ihr Blick blieb an seinen Lippen hängen, und die Erinnerung entfachte erneut das Feuer. »Iris ist eine Freundin, sie wohnt und arbeitet bei uns. So, und jetzt genug der Höflichkeiten. Entschuldigt mich bitte, ich habe zu tun.« Ohne sich noch einmal umzusehen, floh sie in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
     
    Einen Augenblick lang hatte Arian geglaubt, sie hätte ihre Furcht vor ihm verloren. Aber er musste sich getäuscht haben. Auf den Schmerz, den diese Erkenntnis auslöste, war er nicht gefasst gewesen. Er presste die Kiefer zusammen und starrte hinter ihr her. Die Versuchung, ihr zu folgen, war so groß, dass er unwillkürlich einen Schritt nach vorn machte.
    Wenn sie in dieser Stimmung ist, lässt man sie lieber in Ruhe.
    Die weibliche Stimme in seinem Kopf holte ihn in die Realität zurück. Er hatte sich also nicht getäuscht. Diese Iris war keineswegs, was sie zu sein vorgab. Arian musterte sie eingehend. Was er sah, war ein Mädchen mit silbergrauer Igelfrisur, üppigem Silberschmuck, der viel zu schwer für ihre Ohren zu sein schien, und Piercings in Nase und Augenbraue, die den koboldhaften Charme ihres jungen Gesichts merkwürdigerweise noch zu unterstreichen schienen. Bis zu den schweren Stiefeln war sie weiß gekleidet, und Arian war nicht sicher, ob dies ihrem Job als Tierarzthelferin geschuldet war oder einem Modetrend. Ihre Arme standen in auffälligem Kontrast zu dieser eigentümlichen Blässe: Sie waren komplett mit alttestamentarischen und mythologischen Szenen bedeckt und leuchteten in einer Farbigkeit, die er bei Tätowierungen selten gesehen hatte. Ruhig ließ sie die Musterung über sich ergehen, bis sein Blick zurück in ihr Gesicht glitt. Ein Lächeln umspielte ihren Mund, doch es erreichte die Augen nicht. Sie leuchteten grau wie ein verregneter Novemberhimmel. Seine Vermutung bestätigte sich: Du bist ihr Schutzengel!
    Bingo. Hat ein bisschen gedauert, Wächter. Iris legte den Kopf schräg, so dass ihre Ohrringe leise klirrend aneinanderschlugen, und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich habe sie noch nie so aufgelöst erlebt. Was ist passiert?
    Arian gab ihr eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse, wobei er wohlweislich die intimeren Momente ausließ.
    Sie weiß, was … wer du bist? Ich kann nicht fassen, dass du sie in die Sache hineingezogen hast.
    Er konnte es nicht mehr hören. Dir wird ihr außergewöhnliches
Talent sicher nicht entgangen sein! Iris schrak zurück, und er bemühte sich, die Schärfe aus seiner Stimme zu nehmen. Wenn dir eine andere Erklärung einfällt, wie der Dämon es schaffen konnte, die Schutzengel zu enttarnen, dann bin ich ganz Ohr. Es muss ein Engelseher dahinterstecken.
    Du glaubst, Juna hat etwas damit zu tun? Du bist ja nicht ganz richtig im Kopf! Sie kann keiner Fliege etwas zuleide tun.
    Ich muss diese Dinge nicht mit dir diskutieren. Jetzt war Arian wirklich wütend. Die Sorge um Juna brachte offenbar nicht seine besten Charaktereigenschaften zum Vorschein, und einem so aufsässigen Schutzengel wie dieser Iris war er auch noch nie begegnet. Ehe sie begriff, was er vorhatte, hatte er eine Hand auf ihre Stirn gelegt. »Ruf mich sofort, wenn dir etwas merkwürdig vorkommt!« Seinem Befehl, denn nichts anderes waren diese Worte, verlieh er mit einem mentalen Energieschub Nachdruck, der Iris in die Knie gehen ließ. Arian fasste sie grob am Arm, bis sie das Gleichgewicht wiedergewonnen hatte, dann drehte er sich um und verließ grußlos das Haus. Ein weniger strenges Pass gut auf dich auf! schwebte durch Iris’ Kopf, dann war er endgültig fort.
     
    Iris starrte auf die Stelle, an der er eben noch gestanden

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