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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Was man hat, hat man , dachte er übermütig und machte sich auf den Weg zu seinem Buchmacher. Den beiden bulligen Kerlen, die ihm bereits einen Hausbesuch abgestattet hatten, steckte er je einen schottischen Hunderter in die Brusttasche. »Ihr sollt auch nicht leben wie Hunde.« Dem Buchmacher warf er die Geldbündel auf den schäbigen Schreibtisch. »Bin ich wieder im Geschäft?«
    Der Mann sah erst das Geld und danach John an. Dann streckte er eine haarige Pranke aus. »Willkommen im Club, mein Freund!«
    Eine Sekunde lang glaubte John, die Stimme des Dämons gehört zu haben. Aber das war Unsinn. Er lachte und schlug ein. »Wo das herkommt, gibt es noch mehr. Lasst die Spiele beginnen!«
    Am Ende des Tages zeigte sein Konto einen leichten Gewinn, und er wusste, er würde wiederkommen. Seine Glückssträhne hatte gerade erst begonnen.
     
    Nach drei Wochen war klar, dass sich John geirrt hatte. Unruhig tigerte er in seinem Apartment auf und ab. Die Schulden waren höher als je zuvor, und abgesehen von dem
Buchmacher hatte er jetzt auch noch den unangenehmen Besitzer eines illegalen Spielkasinos am Hals. Er hätte auf seine innere Stimme hören und nach Monte Carlo reisen sollen, dann hätte er sein Geld wenigstens in eleganter Umgebung und bei strahlendem Sonnenschein und nicht in einer Hinterhausspelunke verloren. Zu allem Überfluss war das leerstehende Haus, in dem er den Dämon beschworen hatte, abgerissen worden. Nun musste er sich einen neuen Platz suchen, um ihn herbeizuzitieren. Immerhin besaß John Verstand genug, keine schwarzmagischen Rituale in seiner Wohnung zu vollführen.
    »Sorgen?« Der höllische Dienstbote trat mit einem gezierten Schritt aus der Windhose, in der er offenbar zu reisen pflegte, und gab sich den Anschein eines besorgten Freundes.
    »Du! Wie bist du hier hereingekommen?«
    Der Dämon machte eine vage Geste. Sein Rubin fing das Sonnenlicht ein, und John konnte den Blick nicht von dem Schmuckstück abwenden. Sein Besucher zog den Ring vom Finger und hielt ihn gegen das Licht. »Ein wunderbares Stück, nicht wahr? Alte Handwerkskunst und das Blut von hundert Jungfrauen. So etwas wird heute gar nicht mehr hergestellt.« Als er Johns ungläubigen Blick auffing, lachte er und steckte den Ring wieder zurück an den Finger. »Ach, ich vergaß. Du hast keinen Humor.«
    »Jedenfalls nicht einen so schrägen.« John fühlte sich unwohl und griff schnell zur Schere, um sich eine weitere Haarsträhne abzuschneiden. Doch der Dämon hob die Hand, und er hielt mitten in der Bewegung inne.
    »Also gut, genug des höflichen Geplänkels - ich vergaß, dass wir uns in der westlichen Hemisphäre befinden. Ihr
habt hier einfach keine Freude an einem gepflegten Verkaufsgespräch. Immer muss alles so schnell gehen, als säße euch der Teufel im Genick.« Erwartungsvoll sah er John an. Als dieser keine Miene verzog, erstarb sein Lächeln. »Kommen wir zum Geschäft. Du brauchst Geld.«
    »Ich will deinen Namen wissen.« In allen Quellen war zu lesen, dass es wichtig war, den Namen des Dämons zu kennen, den man sich zu Diensten machen wollte. Dies, so hieß es, verleihe einem Macht über die Kreatur. Da er immer noch daran zweifelte, den richtigen Dämon beschworen zu haben, wollte John nun wissen, mit wem er es zu tun hatte.
    Da waren sie wieder, diese Kopfbewegung und das scheußliche Knacken, die John schon beim letzten Mal Schauer über den Rücken gejagt hatten. »Natürlich. Jetzt, da wir Freunde sind, sollten wir uns einander vorstellen. Wie unhöflich von mir.« Mit ausgestreckter Hand kam der Dämon auf ihn zu. »Du kannst mich Nácar nennen.«
    John wich einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. Ganz bestimmt würde er keinem Dämon die Hand geben. »Das ist nicht dein Name!«
    »Woher willst du das wissen?« Der Dämon blickte zu Boden und schüttelte den Kopf, als sei er über Johns Misstrauen enttäuscht. Doch plötzlich blickte er auf und starrte ihn durchdringend an. »Versuch keine Spielchen mit mir, Johnathon Arthur!« Gleich darauf nahm er erneut seine manierierte Haltung ein und wedelte mit dem Taschentuch.
    »Wie …?« John hatte Mühe, ruhig zu bleiben, aber Nácar unterbrach ihn, und er verstummte.
    »Dir eilt ein gewisser Ruf voraus. Wusstest du das nicht, Johnathon Arthur …?«

    »Liest du meine Gedanken?« Die Sache wurde immer unheimlicher.
    »Ach, das ist doch gar nicht notwendig. Man sieht dir deine Furcht auch so recht gut an. Und natürlich hast du allen Grund

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