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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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dazu.« Als John ihn entsetzt ansah, lächelte er. »Keine Sorge, ich habe dich ins Herz geschlossen.« Der Dämon klopfte sich auf die Brust. »Was man bedauerlicherweise nicht von dem sympathischen Spielclubbetreiber behaupten kann.« Seine Halswirbel knackten missbilligend. »Hast du gewusst, dass er sehr interessiert an der Quelle deines Reichtums ist?«
    »Die wirst du ihm bestimmt nicht verraten.« Es war schon schlimm genug, dass er sich mit einem Dämon herumschlagen musste, der im Kostüm des achtzehnten Jahrhunderts herumlief und weit weniger Unterwürfigkeit zeigte, als die magischen Bücher versprochen hatten.
    »Aber ganz im Gegenteil! Da ich ja nicht von jedem Sterblichen verlangen kann, dass er in den geheimen Wissenschaften so bewandert ist wie du, mein Freund, wird die Quelle eine Ausnahme machen und den nach Wissen Dürstenden aufsuchen.«
    »Von mir aus. Dann kannst du ihn ja gleich bezahlen.«
    »Eine exzellente Idee. Ich danke dir, Meister!«
    Irritiert sah er ihn an. Wofür dankte der Kerl ihm? Doch das war eigentlich unwichtig, solange er ihm mehr Geld beschaffte. »Was willst du dieses Mal für deine Dienste?«
    »Sehr gut. Du fängst an, unsere geschäftliche Beziehung zu begreifen.« Erneut zuckte sein Kopf, Halswirbel knackten, dann fuhr er fort: »Du könntest mir deine Seele verkaufen.« Lauernd sah Nácar ihn an.
    John hatte nie an die Existenz einer Seele geglaubt, ebenso
wenig wie an Schutzengel oder -geister. Letztere allerdings hatte er mehr als einmal mit eigenen Augen gesehen, vielleicht gab es also auch Seelen, und in diesem Fall würde er sich gewiss nicht für ein paar lausige Pfund von seiner trennen. Der Dämon schien sehr interessiert an ihr zu sein.
    »Nein.«
    »Nein? Dann hast du gewiss etwas anderes, das du mir geben kannst?« Nácar zog sich zurück und stieß so plötzlich vor wie eine Klapperschlange. »Ein Geheimnis vielleicht?«
    »Welches Geheimnis? Ich habe keins!« John fühlte sich unwohl. Niemand außer ihm selbst konnte von seinem verborgenen Talent wissen. Er hatte sich nie einer Menschenseele anvertraut.
    »Aber mir wirst du dich doch anvertrauen, nicht wahr?«
    »Du liest meine Gedanken! Ich kann dich in meinem Kopf spüren.« Deutlich nahm er eine fremde Präsenz in seinen Gedanken wahr, und das Bild einer dunklen Gestalt, die sich über seine Erinnerungen beugte, um sie zu durchwühlen, drängte sich ihm auf. Entsetzt rief er: »Verschwinde! Ich befehle es dir!«
    Nácar verbeugte sich, und gleich darauf war die Stelle, an der er gestanden hatte, leer.
    Dass es nach Schwefel roch, bildete sich John gewiss nur ein. Dennoch eilte er zum Balkon und öffnete die Türen. Frische Nachtluft strömte herein, sein Kopf wurde wieder klarer. Es war ein Fehler gewesen, sich mit den höllischen Mächten einzulassen. Aber wenn er keine weiteren Wünsche äußerte, musste ihn Nácar in Ruhe lassen. Keine Ware, kein Handel.
    Erleichtert, eine einfache Lösung gefunden zu haben, schloss er die Türen wieder, holte die magischen Bücher
hervor und schaltete den Laptop ein. Mal sehen, ob sich nicht irgendetwas über den Dämon finden ließ, mit dem man ihn notfalls vertreiben konnte. Und morgen würde er zu Großvater gehen und ihn um das Geld bitten. Der alte Mann besaß mehr als genug davon, auch wenn man das bei seinem Lebensstil nicht erwartete. Notfalls konnte er ihm eben sein Erbe im Voraus auszahlen.
    Bis weit nach Mitternacht hatte er zu dem Namen Nácar nur eine Quelle gefunden, und diese verwies auf den Marquis. Also war die Beschwörung doch gelungen. John konnte sich nicht so recht darüber freuen. Inzwischen wäre ihm ein geringerer Dämon sehr viel lieber gewesen.
    Immerhin galt der Marquis als zuverlässig, und - auch wenn es in diesem Zusammenhang absurd klang - er stand in dem Ruf, nicht zu lügen. Zweifellos einzigartig für einen Höllenfürsten, dem dreißig Legionen unterstellt sein sollten. Das waren ebenso viele, wie einst ein römischer Kaiser befehligt hatte. Kein Wunder, dass man ihm großes Kampfgeschick nachsagte, er verfügte über eine Menge Sparringspartner. Doch eine Schwäche schien er zum Glück zu haben: Zumindest wurde in mehreren unabhängigen Quellen behauptet, der verstoßene Engel - denn nichts anderes sei dieser Dämon - habe versucht, in den Himmel zurückzukehren und sei kläglich gescheitert. Vielleicht , überlegte John, lässt sich daraus etwas machen. Dass er nämlich längst nicht so viel Macht über seinen Dämon besaß, wie

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