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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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Profil bei Facebook verlinkt. Hätte ich doch auch einen Pa mit solchen Freunden! »Kennst du Fenz persönlich? Der ist voll irre.«
    »Ja, Fenz ist total cool. Der war mal hier zu Besuch. Er sieht echt verboten aus und singt in einer Tour.«
    »Und mit denen ist dein Pa unterwegs? Was macht er genau?« MaiZZ! Ich konnte es kaum glauben.
    »Ach, Jeff macht alles, was so anfällt.« Tibby lachte und begann zu erzählen, eine coole Story nach der anderen. Sie war kaum zu bremsen. Jeff tourte mit der Band in einem Kleinbus durch ganz Europa. Sie legten einfach eine Flasche Cola aufs Gaspedal, die Füße aufs Armaturenbrett, Gitarre und Bierchen dazu, und kutschierten durch die Gegend. Sie traten überall auf, und manchmal jobbten sie nebenbei, um die Kasse aufzubessern: als Maurer, Zimmerleute oder Fliesenleger. Und Jeff schrieb die Songs für sie.
    »Kann dein Vater denn so einfach weg?«, fragte ich. »Hat er keine feste Stelle?«
    »Jeff und ’ne feste Stelle?«, lachte Tibby. »Unvorstellbar!«
    »Mein Pa sagt immer: ›Man kann nicht früh genug an die Rente denken.‹«
    »Himmel, ist das spießig. Jeff sagt: ›Wer einen Garten hat, hat immer was zu essen.‹«
    Das stimmte wohl, vorausgesetzt, man mochte Salat und Radieschen. Und Schnecken. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was für ein Leben!
    »Sag bloß, du bist noch nie nackt geschwommen?«, fragte Tibby mich, als ob nackt schwimmen die normalste Sache der Welt wäre.
    Wir standen am Ufer und sie zog sich aus. Ihre Haut war am ganzen Körper gleichmäßig braun. Ich dagegen hatte weißeBikini-Streifen an Busen und Po, und vor allem genierte ich mich wegen der dunklen Haare an Stellen, an denen ich lieber keine gehabt hätte.
    Ich trödelte herum, während Tibby bereits ihre Kleider auf einen Haufen geworfen hatte und, ohne zu zögern, splitternackt in den Fluss sprang.
    »Los, komm!«
    Ich zierte mich noch ein wenig, doch als sie wieder rief, schlüpfte ich aus den Kleidern, holte tief Luft und hüpfte hinterher.
    Es war herrlich erfrischend und überraschend sauber. Schon bald fühlte ich mich pudelwohl in meiner nackten Haut. Im Fluss zu schwimmen, war doch etwas ganz anderes als im Freibad, so viel lebendiger und lustiger, keine Ahnung, warum.
    Wir schwammen an Enten und Wasserhühnern vorbei und winkten einem Pärchen in einem vorüberfahrenden Kanu zu. Nach einer Weile kletterten wir ans Ufer und setzten uns zum Trocknen in die pralle Sonne. Ich pflückte ein Gänseblümchen und begann, seine Blütenblätter abzuzupfen.
    Er liebt mich, er liebt mich nicht.
    Er liebt mich, er liebt mich nicht.
    »Bist du in jemanden verliebt?«, fragte ich Tibby.
    »Nein.«
    »Und was ist mit Tarik?«
    »Ein bisschen vielleicht«, sagte sie verlegen. »Wenn er lacht. Und du?«
    »Im Moment nicht.« Eigentlich wusste ich nicht so richtig, ob ich verliebt war, und wenn ja, in wen. Eileen verliebte sichständig. Momentan war Friso angesagt, der Bäckereiverkäufer mit den braunen Samtaugen.
    Ich zupfte weiter. Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich.
    Was, wenn
er
mich nun tatsächlich liebte, und ich wusste nicht mal, wer er war?
    Ich legte mich auf den Rücken und schaute zu den Wolken hinauf. Helle, daunige Sommerwolken am blitzblauen Himmel. So ließ es sich leben.
    Unkonventionell
hatte Ma das genannt. Nichts müssen, alles können.
    »Du hast eine supertolle Figur, weißt du das?«, sagte ich. »Wenn du ein bisschen mehr aus dir machen würdest, könntest du …«
    »Will ich aber nicht«, unterbrach Tibby mich.
    »Hast du denn gar nichts für schöne Kleider übrig?«
    »Nein«, sagte sie. »Aber das versteht keiner. Alle finden mich blöd.«
    »Ich nicht. Ich weiß nicht, ob ich es wirklich verstehe, aber blöd finde ich dich auf keinen Fall. Du steckst immer voller Überraschungen und du hast so coole Eltern.«
    Tibby schwieg. Dann sagte sie plötzlich: »Du bist die beste Freundin, die ich je hatte. Wollen wir für immer Freundinnen bleiben?«
    Es klang entwaffnend ehrlich und aufrichtig. Trotzdem war es mir irgendwie unangenehm. Was sollte ich antworten? Dass auch sie meine beste Freundin sei? Aber das wusste ich gar nicht so genau. Und für immer, das schien mir doch sehr lange.

Ich schaue zu, wie die Wolken an meinem Fenster vorüberziehen. Fluffiger Flaum am blauen Himmel. So blau wie das leere Buch von Easy vor mir. Friss es nicht in dich hinein, schreib es dir von der Seele
...
    Eine Seite für Eileen, eine Seite für Tibby
.
    Wie hätte

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