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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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kommen, denn ich müsse morgen wieder früh raus … bla-bla-bla …
    Ja, Ma, in Ordnung, Ma, alles klar, Ma, bis später.
    Jeff deckte den Tisch und schenkte sich ein großes Glas Whisky ein. Dann griff er wieder zu seiner Gitarre.
    Tibby holte Brokkoli aus dem Garten, zerpflückte ihn in Röschen, wusch sie und gab sie in ein Sieb. Dann panierte sie dicke Käsescheiben in Eigelb und Semmelbröseln.
    »Du kannst ja richtig kochen«, sagte ich. »Bringst du mir das bei?«
    »Klar. Schneide doch schon mal die Kartoffeln in Scheiben.«
    Ich machte mich daran. »Was für Käse hast du genommen?«, fragte ich.
    »Mittelalten Gouda. Der schmilzt am besten.«
    »Wann kommt Sharima nach Hause?«, fragte Jeff.
    Tibby zuckte mit den Schultern. »Nicht so bald, schätze ich.«
    »Aha.« Jeff griff nach dem Telefonhörer und tippte eine Nummer ein.
»Hi, darling, I’m home

    »Sie hat noch zu tun«, sagte er, als er kurze Zeit später auflegte. »Aber es wird nicht allzu spät.« Dabei grinste er, als wäre das ein Running Gag.
    Es war bereits Viertel nach sieben. Ob Sharima oft so spät von der Arbeit nach Hause kam? Musste Tibby abends immer allein essen, wenn Jeff verreist war?
    Sie briet die Kartoffeln und die Käsescheiben in der Pfanne an, wendete sie und gab dann die gedünsteten Brokkoliröschen dazu, alles ganz routiniert.
    Wir aßen draußen in der Abendsonne. Der Brokkoli war knusprig, die Kartoffeln auch. Und der Käse war innen zergangen und hatte eine leckere Kruste.
    Auf dem Dach sang eine Amsel, die Rosen glühten dunkelrot im Sonnenuntergang und die Hühner hatten sich, dichtaneinandergekauert, auf dem Fenstersims für die Nacht eingerichtet.
    »Du wolltest doch noch die ganze Woche in Deutschland sein«, sagte Tibby nach dem Essen.
    »Wollte ich, aber es gab Probleme mit dem Bus. Nicht weiter tragisch …« Jeff machte eine wegwerfende Handbewegung, aber Tibby ließ nicht locker.
    »Was für Probleme?«
    »Ich hab Gitarre gespielt,
you know
. Die kann ich im Bus einstöpseln. Und plötzlich gab’s ’nen Knall. Kurzschluss oder so. Jedenfalls brannten die Sicherungen durch.«
    »Wie? Alle auf einmal? Was war denn sonst noch angeschlossen?«
    »Nicht der Rede wert«, sagte Jeff ausweichend. »Irgendwas eben, keine Ahnung …«
    »Aber so konntest du doch nicht fahren!«
    »Stimmt. Erst ging gar nichts mehr, weder vor noch zurück, und ich kriegte einfach nicht raus, woran’s lag. Am Ende hab ich die Zündung kurzgeschlossen. So konnte ich fahren, aber frag nicht, wie. Ohne Licht, Blinker, Radio … Ich hab gebetet, dass es nicht regnet, denn die Scheibenwischer taten’s natürlich auch nicht mehr. Da dachte ich, ich fahr besser nach Hause und seh mir das Ganze in Ruhe an.«
    »Mann, Paps, so was ist irre gefährlich!«
    »Das kannst du laut sagen. War das ’ne Fahrt! Aber jetzt bin ich ja hier.«
    »Und weiter?«
    Jeff zuckte mit den Schultern.
»We’ll have to fix it, I guess.«
    »Wird das sehr teuer?«
    »Ach was, ich schau die Tage mal bei Piet vorbei. Das ist der Typ mit der Werkstatt, du weißt schon.«
    »Und dein Job? Die brauchen dich doch bei ihrer Tournee, oder?« Tibbys Stimme klang leicht schrill und auf ihrer Stirn erschien eine steile Sorgenfalte.
    »Oh, well
, die finden schon wen.«
    »Aber dann verdienst du doch nichts!« Die Panik war ihr jetzt deutlich anzusehen.
    Jeff strich ihr über die schwarzen Rastazöpfe.
»Take it easy
. Vertrau mir, okay?«
    »Darum geht’s nicht, Paps!«, rief Tibby. »Ich vertrau dir ja, aber … so kann das doch nicht weitergehen. Wir brauchen Geld fürs Einkaufen, ich muss meine Handykarte neu aufladen und die Wand in meinem Zimmer hat einen Riss, das hab ich dir neulich schon gezeigt. Außerdem ist mein Hinterreifen ständig platt, mein Taschengeld ist überfällig und bald brauch ich neue Schulbücher …«
    »Immer mit der Ruhe, bisher war immer genug Geld da«, sagte Jeff gelassen.
    Ich wollte gehen, das Ganze war mir unangenehm. Die Geldsorgen von Tibbys Eltern gingen mich nun wirklich nichts an. »Du, Tibs, ich … äh …«
    Sie schien mich überhaupt nicht zu hören.
    Ich stand auf und nahm meine Tasche. »Tut mir leid, aber ich muss …«
    Jetzt sah sie mich an. »Anna, du willst doch nicht gehen? Bleib noch, bitte!« Sie warf mir einen so flehenden Blick zu, dass ich mich wieder hinsetzte.
    Whisky tauchte auf und sprang auf meinen Schoß.
    Jeff strich Tibby noch einmal übers Haar, dann nahm er wieder die Gitarre.
»Don’t worry, sweet pea
,

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