Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
Vom Netzwerk:
könnten
Risiko
spielen. Oder
Carcassonne
oder
Siedler von Catan

    Keine Reaktion.
    »Oder gemeinsam einen Film ansehen. Habt ihr Lust? Ich kann Popcorn für alle machen.«
    »Ich geh gleich zu Sarah«, sagte Sam und stellte die Teller zusammen.
    Na klar, Sam war mal wieder bei seiner Freundin.
    »Nachher vielleicht, wenn ich mit der Arbeit fertig bin«, sagte Ma. Leicht abwesend fuhr sie sich mit den Händen durchs Haar. »Ich muss noch einen Stapel Abrechnungen durchsehen …«
    Pa hatte sowieso keine Zeit. Sein Laptop rufe nach ihm, behauptete er. »Womöglich haben sich da schon irgendwelche Würmer eingenistet, weil ich so lange nicht dran war. Hör mal, wie die Viecher brummen!« Er hatte den PC bereits angeschaltet. »Hopsala, an die Arbeit! Hörst du’s?« Er lachte albern.
    Hopsala?! Liebe Güte, Pa! »Das ist bloß die Lüftung«, sagte ich. »Und außerdem bin ich nicht mehr vier, sondern vierzehn. Bald fünfzehn.«
    »Ich werd’s mir notieren. Und stampf bitte nicht so auf der Treppe!«, rief er mir nach.
    Als ob ich je stampfen würde!

So läuft das bei uns. Viel verändert hat sich seitdem nicht. Alles ist fein säuberlich geregelt und wir halten uns brav an jeden Termin. Wir bewohnen ein großes, blitzsauberes und perfekt aufgeräumtes Haus und finden immer alles. Alles, nur nicht einander
.
    Ich sehe aus dem Fenster, wo die Wolken am Himmel dahin-jagen
.
    Als ich die Augen schließe, ist da plötzlich wieder das Flüstern, eine Stimme, so leise und zart wie ein Windhauch. Sie klingt sehnsuchtsvoll, und was sie erzählt, löst in mir ein tiefes Gefühl aus, das beglückt und betrübt zugleich
.
    Aus meinem Innern steigt ein Verlangen auf, das gestillt werden will wie Hunger, ein Verlangen nach Abenteuer, nach blonden Wuschelhaaren und meergrünen Augen – es ist ein Gefühl, das mich verwirrt
.
    Ich streichle die Seiten des Flüsterbuchs. Sie fühlen sich weich an, elastisch wie Haut oder wie zarte Lippen, und die harten Ränder verbergen Dinge, die ich noch nicht kenne
.
    Die Hand auf eine Seite gelegt, lausche ich eine Weile, doch dann schiebe ich das Buch weg, schnell und abrupt. Weil ich unsicher bin, ob ich mich traue, weiter hinzuhören. Ich kenne Easy doch erst so kurz
.

Herbstzeit
    Unsere Sprachlehrer in diesem Schuljahr waren die größten Langweiler aller Zeiten. In Latein hatten wir Fred de Wit, in Französisch Belle Bonamour (die lange nicht so lieblich ist, wie ihr Name klingt) und Englisch gab Arthur Wilkes. Ich hatte die drei in Verdacht, eine Wette abgeschlossen zu haben, wer die meisten Schüler einschläfern konnte.
    Fred de Wit zum Beispiel besprach gerade lang und breit eine Klassenarbeit mit uns, bei der fast alle gut abgeschnitten hatten, außer zwei notorischen Faulpelzen, die mal wieder ein leeres Blatt abgegeben hatten.
    Wenn Fred einen Wutanfall bekam, lief das immer nach einem bestimmten Muster ab. Danach konnte man wirklich die Uhr stellen. Phase I begann mit herumfliegenden Tröpfchen, gefolgt von Spuckeblasen im Mundwinkel. In Phase II verzog er das Gesicht zu einer verkniffenen Grimasse und begann, mit den Fingern auf dem Pult herumzutrommeln. InPhase III lief er rot an. Die Kunst bestand darin, Phase III möglichst weit in die Länge zu ziehen, denn in Phase IV brüllte er los und schickte einen aus dem Klassenzimmer. Momentan flogen noch Spucketröpfchen durch die Gegend, wir befanden uns also in Phase I, und ich konnte noch in aller Ruhe einen Brief an Eileen schreiben:
    Was hast du? Ich ’ne 2+. Langweil mich zu Tode.
Wie findest du Freds Hemd?
    Eileen schickte den Zettel über Tarik zurück. Der las ihn und schrieb dann etwas dazu. Er grinste und fummelte so ungeschickt mit dem Papier herum, dass Fred aufmerksam wurde und es konfiszierte. Das hatte gerade noch gefehlt.
    Fred trommelte ein paar Takte – Übergang zu Phase II –, faltete den Zettel auf und las laut vor: »3+. Hemd geht gerade noch. Aber Frisur schlägt alles.«
    Fred ließ den Blick schweifen.
    Eileen wurde rot.
    »Und dann steht da noch was auf Arabisch«, fuhr Fred fort.
    Tariks triumphierendes Grinsen verschwand, als Fred sagte: »Mal sehen, ob ich’s entziffern kann: »›Du bist das schönste Mädchen der ganzen Klasse.‹«
    Fred sah auf. »Leute, wenn ihr in meinem Unterricht unbedingt Briefchen schreiben müsst, dann wenigstens auf Lateinisch.«
    »Fred kann Arabisch! Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut«, flüsterte ich Tibby zu.
    Sie starrte mich wütend an.
    Hatte ich was

Weitere Kostenlose Bücher