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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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entweder den Wink mit dem Zaunpfahl nicht, oder sie hatte keine Lust, ihre Sachen zu verleihen.
    »Du Arme! Dann mal frohes Schaffen«, sagte sie und zu mir gewandt: »Was ist? Gehen wir?«
    Tibby schlich davon wie ein geprügelter Hund und ich kam mir total gemein vor. Nachdem sie mir mein Französischbuch beim letzten Mal mit lauter Flecken zurückgegeben hatte, hatte ich ihr kein Buch mehr ausgeliehen. Aber wenigstens mein Englischbuch hätte ich ihr dieses eine Mal noch geben können …
    In der Nähe der Fußgängerzone sahen wir Tibby noch mal. Sie ging zu Fuß und schob das Rad neben sich her.
    »Hat sie etwa schon wieder einen Platten?«, fragte Eileen. »Sie müsste ihren Reifen wirklich mal anständig flicken.«
    »Der ist hinüber«, sagte ich. »Und ich fürchte, ihre Eltern haben kein Geld für einen neuen. Für Schulbücher anscheinend auch nicht.«
    »Jetzt mach mal halblang«, sagte Eileen. »Büchergeld kriegt doch jeder. Und so ein Reifen kostet wohl auch nicht die Welt.« Es hörte sich reichlich arrogant an, ganz nach verwöhntem Prinzesschen. Eileen war doch sonst nicht so versnobt.
    Wir waren gerade bei
Halfords
und beschlossen spontan nachzufragen, was ein Reifen kostete. Teils aus Spaß, teils wegen Tibby und teils auch wegen Eileen, denn bei
Halfords
arbeitete ein Junge, der ihr gefiel. Kaum waren wir im Laden, wurde sie plötzlich ganz verlegen, also musste ich die Sache in die Hand nehmen.
    Ihr neuer Schwarm suchte ein Reifenset heraus. Lächelnd hielt er es ihr hin. Sie lächelte ebenfalls, und als sie den Reifen nahm, berührten sich ihre Finger. Vor meinem inneren Auge sah ich die Funken überspringen. Rote, grüne und blaue. Zisch! Knall! Ein wahres Feuerwerk!
    »Ein Supersonderangebot«, sagte der Junge zu Eileen, die verlegen den Blick senkte. »Schlauch und Mantel zusammen für acht achtzig.«
    Das war machbar. »Kaufen wir ihn für Tibby?«, fragte ich. »Oder ist das ein blödes Geschenk?«
    »Nein, ein gutes!«, sagte Eileen. »Für jede vier vierzig und Tibby braucht sich keinen Kopf mehr zu machen. Vielleichtwollen Jeske und Lianne sich auch beteiligen, dann sind’s nur noch zwei zwanzig pro Person. Genauso viel wie für ’ne Portion Pommes mit Ketchup.«
    Eileens Schwarm hatte verwundert zugehört. »Soll ich den Reifen als Geschenk einpacken?«, fragte er.
    Das Papier war potthässlich, blau mit grün und darauf in Großbuchstaben HALFORDS, aber Eileen nickte strahlend.
    Ungeschickt hantierte er mit dem Papier herum und pappte die Klebestreifen schief und krumm darauf.
    Keine Ahnung, was Eileen an ihm fand, mal abgesehen von den Grübchen. Jedes Mal wenn er aufsah und sie anlächelte, wurde sie röter.
    Wir warteten eine halbe Ewigkeit, bis er den Reifen eingepackt hatte. Wenn er an Weihnachten auch so lahm ist, dachte ich, kann er seine Geschenke erst Ostern verteilen.
    Trotzdem beneidete ich Eileen irgendwie, denn ich hätte auch gern jemanden gehabt, der mir zulächelte und mit Klebestreifen rumpfuschte, nur weil ich vor ihm stand. Am liebsten natürlich den Neuen aus der Zwölf.

3
    Zu Hause saß Sam am Küchentisch und blätterte in der Zeitung.
    »Du kommst spät«, sagte er.
    Ich sah auf die Uhr. Huch, schon halb sieben!
    »Bestimmt warst du wieder bei dieser komischen Nudel, was?«
    »Wo war ich?«
    »Na, bei deiner großen Hausbesetzerliebe«, sagte er. »Hast du wenigstens eingekauft? Ich hab tierischen Hunger.«
    Eingekauft? Ups. Was sollte ich noch mal besorgen? Ich guckte auf den Einkaufsplaner an der Wand. Milch, Marmelade, Brot, Toilettenpapier, Käse, Pizza. Pa und Ma hatten beim Großeinkauf am Samstag wohl ihre Gedanken nicht ganz beisammengehabt.
    »Der Supermarkt hat bis zehn auf«, sagte Sam. »Falls Madame überhaupt noch was im Haushalt zu tun belieben. Oder muss ich ab jetzt alles allein machen?«
    »Wie meinst du das?«
    Sam fing an, meine gesamten Versäumnisse an den Fingern abzuzählen. »Du hast schon wieder den Geschirrspüler nicht ausgeräumt und nicht eingekauft. Heute Abend wolltest du kochen und …«
    Ich schaute ins Kühlfach. »Kein Grund zu meckern. Da sind noch genug Pizzas«, sagte ich. »Die backe ich auf, Salat dazu, fertig.«
    »Die Pizzas hab ich vorhin besorgt, weil du nicht aufgetaucht bist. Ich wollte eigentlich auch noch diese Tiberiasoße holen, aber sie hatten keine.«
    »Ach …«, murmelte ich und verkniff mir ein Lachen. »Danke. Du hättest mir aber ruhig simsen können, dann hätte ich die Sachen mitgebracht.«
    »Schon

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