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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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Pause.
    »Ich war gar nicht dort. Weil niemand mitwollte.«
    Hoffentlich hatten die anderen jetzt ein ordentlich schlechtes Gewissen.
    Pustekuchen!
    »Schade«, sagte Eileen leichthin. »Wenn ich das gewusst hätte, wär ich mitgekommen.«
    »Jetzt ist es zu spät.«
    »Sei nicht sauer«, sagte sie. »Nächstes Mal gehen wir zusammen, okay?« Sie machte ein gespielt zerknirschtes Gesicht, sodass wir alle lachten. Außer Tibby, die vor sich hin starrte.
    »Sag mal, was malst du da im Unterricht eigentlich immer?«, fragte Jeske. »Sieht irgendwie ägyptisch aus, kann das sein?«
    Ich nickte.
    »Die Ägypter hatten’s ständig mit dem Tod«, sagte Eileen. »Nichts für mich.«
    »Die hatten voll den Durchblick«, mischte sich Tibby plötzlich ein.
    »Wie meinst du das?«, fragte Jeske.
    »Die wussten genau, dass das Leben Scheiße ist.«
    »Wie kannst du so was sagen?!« Jeske riss die Augen auf.
    »Es ist eher so, dass die Ägypter keine Angst vor dem Tod hatten«, erklärte ich. »Wenn sie starben, brachte der Gott Anubis sie mit einem Boot über den Fluss ins Jenseits.«
    »Könnte mir gefallen, so ’ne Reise mit Anubis«, sagte Tibby finster.
    Lianne zog eine Grimasse. »Falls das witzig sein soll, versteh ich’s nicht.«
    Mich durchfuhr der Gedanke, Tibby könnte es ernst meinen, und mir wurde kalt.
    Eileen rettete die Situation. »Ich finde, Tibby hat recht«, sagte sie. »Eine Kreuzfahrt auf dem Nil, das wär doch was! Ägypten muss wunderschön sein. Und da ist immer gutes Wetter.«
    Ich musterte Tibby aus dem Augenwinkel. Was hatte das alles zu bedeuten? Machte ich aus einer Mücke einen Elefanten oder steckte da mehr dahinter?
    »Hat es mit deinem Referat geklappt?«, fragte ich sie.
    »Ja, ich war in der Mediathek. Kann ich es nachher bei dir ausdrucken?«
    »Klar.«
    Da lächelte sie.
    Ich freute mich, dass wir nach der Schule mal wieder zu mir gingen.
    Im Flur nahm ich einen strengen Geruch wahr, und mit einem Mal durchzuckte mich die wilde Hoffnung, wir hätten plötzlich eine Katze.
    Aber dem war natürlich nicht so. Ich hatte vergessen, dass Jana ausnahmsweise heute schon gekommen war. Offenbar hatte sie den WC-Reiniger etwas zu großzügig eingesetzt.
    Die Küche blitzte und blinkte, und der eine Teller auf der Arbeitsplatte schien sich mächtig zu freuen, als ich ihn in den Geschirrspüler stellte.
    »Ist es hier immer so ordentlich?« Tibby flüsterte, obwohl außer uns kein Mensch im Haus war.
    »Jana hat geputzt«, sagte ich.
    »Ach, dafür habt ihr jemanden …« Es klang, als wären wir steinreich.
    In meinem Zimmer warf ich den Computer an und druckte Tibbys Erdkundereferat und auch gleich noch ihre Buchbesprechung aus.
    »Schon irre, dass du einen eigenen PC hast«, sagte Tibby. »Und genug Papier für den Drucker ist auch da.«
    »Logisch«, sagte ich. »Was nützt mir denn ein Drucker ohne Papier?«
    »Logisch …«, echote sie. »Und du findest auch immer alles, was?«
    Ja, ich fand alles, aber das war doch wohl normal.
    Was wollte sie damit sagen?
    Es hatte irgendwie spitz geklungen, aber zugleich bedrückt, ein wenig, als würde sie mich beneiden. So wie ich sie, wennich bei ihr zu Hause war, wo alles lebendig war statt zu Tode organisiert wie bei uns. Ja, ich beneidete sie …
    Dann aber dachte ich an die Papierstapel auf der alten Herzchenwaschmaschine und an den PC in der Küche, der wahrscheinlich monatelang nicht repariert würde. Genau wie ihr Rad, und allmählich dämmerte mir, was sie meinte.

3
    Nachdem ich mich bereit erklärt hatte, Tibby hin und wieder abschreiben zu lassen, machte sie es ständig. Ich hatte zwar mal protestiert, aber ohne Erfolg. Ihren Noten jedenfalls tat es gut und die Lehrer waren netter zu ihr. Wilkes lobte sie sogar einmal vor der ganzen Klasse.
    Für Tibby war das alles selbstverständlich. Freundinnen helfen einander, so sah sie das, und bald hörte ich bei jeder Klassenarbeit ein »Pssst, Anna!« neben mir.
    Das lief nun schon zwei Wochen so und ich fühlte mich alles andere als wohl dabei. Es machte mich nervös. Wenn man uns erwischte, war Tibby dran – und ich ebenfalls. Ich wollte ihr wirklich gern helfen, aber nicht auf diese Art. Deshalb fasste ich mir ein Herz und sprach das Thema in der Pause an.
    »Tibs, übermorgen schreiben wir einen Französischtest …«
    »Ich weiß. Dann setz ich mich einfach wieder zu dir, ja?« Und sie lachte ihr strahlendes Tibby-Lachen, das ihr so gut stand.
    Ich holte tief Luft. »Ich weiß nicht, ob das mit dem

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