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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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in Gang zu bringen. Nachdem er zweimal stockend hochgefahren und gleich wieder abgestürzt war, herrschte Funkstille.
    »Was mach ich denn jetzt?«, jammerte Tibby.
    »Wie wär’s, wenn du mal nachsiehst, ob Wodka noch lebt?«
    »Ach was! Katzen haben neun Leben. Dann sind es jetzt halt nur noch acht«, sagte sie barsch.
    Dann kannst du ihn ja noch sieben Mal treten, dachte ich.
    »Du erklärst in der Schule einfach, was passiert ist«, versuchte ich, sie zu beschwichtigen. »Schließlich war es nicht deine Schuld.«
    »Das stellst du dir ja einfach vor! Garantiert muss ich beim Rektor antanzen, mir eine lange Litanei anhören und am Ende werfen sie mich dann doch raus. Genau wie beim letzten Mal.«
    »Beim letzten Mal? Bist du denn von deiner vorigen Schule geflogen?«
    »Du hast es erfasst!«, fauchte sie. »Und zwar, weil ich schwarz bin! Wenn du wüsstest, was das für blöde Ärsche waren! Lauter Rassisten …« Sie vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Weil du schwarz bist? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Was ist denn da genau gelaufen?«
    »Erst haben sie mich wegen jeder Kleinigkeit angemeckert und am Ende rausgeschmissen. Und jetzt läuft’s wieder so. Du wirst schon sehen!«
    »Wegen eines verpatzten Referats fliegt keiner von der Schule«, sagte ich. »Am besten gehst du zu JP und redest mit ihm, auch wegen deiner Noten. Er ist echt okay und bei der Sache mit den Büchern hat er dir schließlich auch geholfen.«
    »Der glaubt mir doch nie, dass Wodka den PC vollgepisst hat.«
    »Dann bezeuge ich es eben.«
    »Klar! Der heiligen Jungfrau glauben natürlich alle!«
    »Danke für das Kompliment!«
    »Tut mir leid, war nicht so gemeint …«
    Es kam ein wenig zu schnell und zu automatisch.
    »Mach jetzt keinen Aufstand wegen des Referats«, sagte ich. »Geh einfach in die Bibliothek und schreib es dort neu. Und wenn du nicht weiterkommst, suchst du dir notfalls was aus dem Internet zusammen.«
    Sie warf mir einen herablassenden Blick zu. »Was denn sonst!?«
    Na klar, wie dumm von mir! Tibby hatte sich derart in die Sache reingesteigert, dass ich davon ausgegangen war, sie hätte das Referat selbst geschrieben. Naiv und gutgläubig, wie ich war! »Machst du überhaupt noch was selber?«, fragte ich schroff.
    »Das fragst ausgerechnet du? Du hast ja lauter Einsen.«
    Was sollte das nun wieder?
    »Und wenn«, sagte ich. »Krieg ich eine Antwort?«
    »Ich schufte mich halbtot, das kannst du mir glauben. Aber davon hat jemand wie du, dem alles zufällt, null Ahnung. Und dass ich mit ins
Sisters
geh, kannst du vergessen. Ich muss nämlich noch in die Bibliothek, ein Referat machen, stell dir vor!«
    »Dann viel Erfolg damit!« Verärgert suchte ich meine Sachen zusammen. »Und das Aufwischen ist gern geschehen. Tschüss!«
    Im Flur hockte Wodka unter der Garderobe. Er miaute, aber als ich auf ihn zuging, fauchte er. Am liebsten hätte ich das Gleiche gemacht. Blöde Tibby! Blödes Haus! Blöde Katze!
    Sobald ich zu Hause war, rief ich bei Eileen an, danach bei Jeske und Lianne. Irgendwen würde ich schon finden, der mit mir ins
Sisters
ging, dachte ich.
    Aber keine konnte und allein gehen wollte ich auf keinen Fall.
    Schließlich wählte ich Tibbys Nummer.
    »Tut mir leid wegen vorhin«, sagte ich.
    »Was denn?« Es klang patzig.
    »Du weißt schon … Sag mal, Tibby, willst du heute Abend nicht doch mitkommen? Ich könnte dich um neun abholen.«
    »Keine Chance«, sagte sie. »Ich muss das Referat schreiben und kochen und außerdem zwei Hühner suchen, die abgehauen sind. Jeff rastet sonst aus, dem sind die Hühner total wichtig.«
    »Mann, du bist doch nicht Aschenputtel! Jeff soll seine Hühner selber suchen. Und statt zu kochen, isst du einfach ein Brot und kommst mit«, sagte ich. »Wir gehen heute Abend zum Ball, Tibs. Mit Prinz Tarik und Prinz Easy.«
    Aber sie wollte nicht. »Ich sehe total daneben aus und zum Anziehen hab ich auch nichts.«
    »Wenn du lachst, siehst du auch in ’ner alten Jeans gut aus«, sagte ich, ganz die liebenswürdige gute Fee.
    Aber es nützte nichts. Sie wollte nicht.
    Ich schrieb Easy bei Facebook eine kurze Nachricht und musste prompt heulen, als ich sah, dass Danny ihm heute schon fünf geistreiche Botschaften geschickt hatte. Offenbar war sie dick mit ihm befreundet. Ich wusste, dass sie ab und zu in der Disco kellnerte – garantiert war
sie
also heute Abend dort.

2
    »Na, wie war’s im
Sisters
?«, fragte Eileen am Montag in der großen

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