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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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wir im Sommer angeklebt hatten.
    Missbilligend musterte Tibby meine Jeans und den Fleece-pulli. »Willst du etwa so ins
Sisters

    »Gefalle ich dir nicht?«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf.
    »War nur ein Witz. Ich kann ja schlecht im Disco-Outfit aus dem Haus gehen. Das merkt das Militärregime doch sofort.«
    »Was für ’n Aufstand. Und wo sind deine Sachen?«
    Die hatte ich draußen beim Rad vergessen.
    Als ich mit meiner Tasche wieder ins Haus kam, sagte Sharima: »Anna, meine Süße, setz dich einen Moment zu mir.« Sie klopfte auffordernd neben sich aufs Sofa.
    Ich setzte mich.
    »Weißt du, Anna, ich finde es toll, dass du Tibby so eine treue Freundin bist. Sie braucht das, wirklich.«
    »Hm-hm«, machte ich.
    »Schau mal, ich hab euch beiden was mitgebracht.« Feierlich hielt sie mir zwei niedliche Anhänger hin, einer grün, einer lila. »Eigentlich sind sie fürs Handy gedacht, aber man kann sie auch an die Tasche oder ans Schulmäppchen hängen.«
    »Das ist riesig nett. Vielen Dank.«
    Sharima kicherte wie ein Teenie. Ich wartete, aber es kam nichts weiter. Keine Ermahnungen, keine gut gemeinten Ratschläge. Nur ein schelmisches Augenzwinkern.
    Wow! Ich ging vergnügt die Treppe hinauf.
    Tibby saß auf dem Bett und feilte sich die Nägel. Neben ihr lag bereits eine Matratze für mich, dazu ein Kissen.
    Ich nahm gleich meinen Schlafsack und breitete ihn darüber aus.
    »Schau mal, von deiner Mutter«, sagte ich und zeigte ihr die Anhänger. »Such dir einen aus.«
    Tibby nahm den grünen. »Der absolute Wahnsinn«, sagte sie ironisch. »Und warum gibt sie die Dinger dir und nicht mir?«
    »Was weiß ich? Vielleicht, weil ich gerade in der Küche war. Oder weil ich dir so eine treue Freundin bin. Das hat sie jedenfalls gesagt.«
    »Und ich bin bloß ihre Tochter. Ach ja …«
    »Schenkt sie dir sonst nie was?«, fragte ich.
    »Klar doch: eine ausrangierte Jacke von meiner Tante aus Mailand und ein orangefarbenes Tuch, weil mir das so wunderbar steht. Sharima weiß ganz genau, dass Blau meine Lieblingsfarbe ist. Und was bringt sie aus ihrem blöden Laden mit: Anhänger in Grün und Rosa! Soll ich jetzt in Jubel ausbrechen, oder was?«
    »Lila«, sagte ich. »Und die Anhänger sind doch hübsch. Ich finde das sehr lieb von ihr.«
    »Lieb wäre, wenn sie die Anhänger
mir
gegeben hätte. Und wenn einer davon blau gewesen wäre. Aber an so was denkt die nicht. Ich kann schon froh sein, wenn sie sich merkt, wie ich heiße.« Tibby packte ihr Kopfkissen und schmiss es mit Karacho an die Wand.
    Ihr Temperament in allen Ehren, aber heute nervte es mich einfach nur. Ich hatte absolut keine Lust, mir jetzt wieder die Stimmung verderben zu lassen, die Geduldige und Verständnisvolle zu mimen und mir ihr ewiges Gemecker anzuhören.
    »Geh runter und sag ihr das«, schlug ich vor. »Oder noch besser: Mach dir einfach nichts draus und freu dich auf unseren Abend. Wie findest du mein Shirt?«
    Ich hatte den Fleecepullover ausgezogen. Darunter trug ich ein eng anliegendes Glitzershirt mit weiten Ärmeln aus hauchdünnem Stoff. »Dazu zieh ich den schwarzen Rock an, den kennst du ja.«
    »Cool«, sagte Tibby. »Hast du eigentlich gar keine Angst, dass deine Eltern es rauskriegen?«
    Ich dachte an Easys grüne Augen.
    »Doch, aber im Grunde hast du recht: Ich bin viel zu brav. Außerdem kann ich dich doch nicht einfach im Stich lassen.« Ich grinste.
    Tibby stand auf und drückte mich kurz. »Tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin. Sharima geht mir unglaublich auf den Zeiger mit ihrem egoistischen Gehabe. Echt, ohne dich hätte ich schon längst alles hingeschmissen.«
    »Hättest du nicht«, sagte ich. »Du übertreibst mal wieder.« Ich fühlte mich geschmeichelt, aber irgendwie war es mir auch unangenehm.
    »Soll ich dich schminken?«, fragte Tibby und nahm Eyeliner und Wimperntusche zur Hand. »
Ultra long lash
«, las sie vor.
    »Extra langer Peitschenschlag«, übersetzte ich und wir kicherten.
    Ich durfte erst in den Spiegel gucken, als sie fertig war.
    »Und? Gefällt’s dir?«
    Gefallen? Das war gar kein Ausdruck. Meine Augen wirkten wie hellblaue Sterne. Ich hatte nicht geahnt, dass ich so gut aussehen konnte.
    »Mensch, Tibs, das ist ja der Wahnsinn! Du solltest Visagistin werden. Irgendwie seh ich fast zehn Jahre älter aus, oder?«
    Tibby musterte mich aus einiger Entfernung. »Du siehst umwerfend aus. Und der Typ, auf den du stehst, ist doch eh so ’ne Art Greis. Der fährt ja sogar schon

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