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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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auf. »Habt ihr zu Hause ein Militärregime? Lass dir was einfallen, das kannst du doch so gut!«
    Wir gingen zu den Fahrrädern.
    »Du musst dich gegen deine spießigen Eltern durchsetzen, Anna, die erlauben dir ja rein gar nichts!« Sie funkelte mich mit ihren schwarzen Augen an, temperamentvoll wie eh und je. Es bekam ihr anscheinend gut, sich mal tüchtig aufzuregen. Das weckte die Lebensgeister. Keine Spur mehr von Winterdepression. Vielleicht brauchte sie doch keine Pillen, sondern sollte stattdessen lieber öfter mal mit Tarik reden. Oder stinkwütend werden.
    »Das stimmt nicht. Ich darf zum Hockey, zum Geigenunterricht, zum Orchester, und wenn ich will, auch in die Disco«, gab ich zurück.
    »Aber wenn du ein einziges Mal mit ’ner Strafarbeit nach Hause kommst, kannst du alles vergessen«, wandte sie ein. »Am besten sagst du zu Hause gar nichts davon. Unterschreib den Wisch einfach selber, das merkt doch kein Schwein.«
    »Was ich zu Hause sage und was nicht, ist immer noch meine Angelegenheit«, erwiderte ich. »Und wie du vielleicht weißt, ist meine Mutter nicht so leicht hinters Licht zu führen. Die merkt alles.«
    »Dann denk dir fünf Lösungen aus. Oder lass es sein, wenn du dir lieber auf der Nase rumtanzen lässt«, sagte Tibby wütend. »Und tschüss!«
    Sie nahm ihr Rad vom Ständer, fuhr los und ließ mich einfach stehen.

7
    »Hi, Anna, du bist ja noch da.«
    Ich drehte mich um.
    Easy! Allein. Und mit einem Lächeln im Gesicht.
    »Hi!« Ich wurde knallrot.
    »Du guckst so traurig. Ist was?«
    »Tibby will, dass ich mit ihr zur Christmas-Party im
Sisters
gehe.«
    »Gute Idee von ihr«, sagte er. »Du kommst doch hoffentlich?«
    »Ich fürchte, die Dinge liegen nicht ganz unkompliziert«, sagte ich, noch so in Gedanken, dass ich versehentlich in Spießer-Blabla redete. Erst als Easy mich irritiert ansah, merkte ich es und musste lachen.
    »Hast du in den Weihnachtsferien viele DJ-Auftritte?«, wechselte ich das Thema.
    »Ein paar. Magst du mal mitkommen?«
    Wahnsinn! Und das fragte er mich einfach so nebenbei. Ich atmete tief durch, sonst wäre ich ihm wohl spontan um den Hals gefallen. »Wenn du auch in Ägypten auflegst, dann gern.«
    »Du fliegst nach Ägypten? Wow, ist ja irre! Da werd ich glatt neidisch.«
    »Im Januar könnte ich aber mal mitkommen«, schlug ich vor.
    »Da hab ich leider keine Auftritte.« Er räusperte sich.
    Ich wartete gespannt.
    »Hast du es sehr eilig? Ich muss noch rasch was einkaufen. Wenn du nichts vorhast, könnten wir danach was zusammen trinken.«
    »Wie? Jetzt gleich!?«
    Er nickte.
    Geißblatt! Schlagartig waren die Fahrradständer komplett überwuchert und ein betörender, überwältigender Duft hüllte mich ein. Mitten im Dezember!
    »Äh … ja, gern«, brachte ich mühsam heraus.
    Wie im Rausch und nur halb bei Sinnen schwebte ich mit Easy in die Einkaufsstraße. Er lud mich auf ein Glas frisch gepressten Saft ein und wir stießen auf die Weihnachtsferien an.
    »Mit viel Schnee«, sagte er.
    »Im Gegenteil: mit viel Sonne. Damit ich braun gebrannt wiederkomme. Erst besichtigen wir die Pyramiden und das Tal der Könige in Luxor. Und danach ist Schwimmen im Roten Meer angesagt.«
    »Dann wirst du wohl eher krebsrot wiederkommen«, sagte er. »Wetten?«
    »Um was?«
    »Um einen Kuss?« Er sah mich herausfordernd an. Herausfordernd und irgendwie auch ein wenig verlegen.
    Meine Haut kribbelte am ganzen Körper und in meinem Magen schlug der Fruchtsaft hohe Wellen.
    »Ich weiß, dass ich gewinne«, lachte ich. »Also ist ein Vorschuss fällig.«
    Er beugte sich prompt zu mir.
    Ich roch den Duft seiner Haare … mhmm!
    Und dann küsste er mich. Auf die Wange.
    So hatte ich mir das zwar nicht vorgestellt. Aber es war besser als nichts.
    »Hast du morgen Zeit?«, fragte er. »Dann könntest du mitkommen und mir helfen, die Lampen für das Fest auszusuchen.«
    »Die Lampen? Ich dachte, du machst es mit Danny.«
    »Du dachtest, ich mach’s mit Danny? Soso …« Er grinste anzüglich.
    »So hab ich das nicht gemeint!« Ich spürte, wie ich schon wieder rot wurde. Voll peinlich.
    »War bloß ein Witz.«
    »Ha-ha!«
    »Sorry.«
    War das Ganze vielleicht doch nur ein Spiel für ihn? Mit einem Mal war ich verunsichert. War ich ein Versuchskaninchen? Wollte er nur mal testen, wie weit er bei Freundin Nummer 343 gehen konnte?
    »Du solltest dich beeilen mit den Lampen. Das Fest ist schon im Februar«, sagte ich schroff.
    Damit war die Sache gelaufen. Keine Verabredung

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